Schweineräude: Es beginnt unscheinbar!



Bild: Leichte Hautveränderungen durch eine beginnende Räude (rechts) werden leicht übersehen.

Die Schweineräude wird durch die Grabmilbe Sarcoptes scabiei var. suis verursacht. Die Milben werden durch direkten Körperkontakt von Schwein zu Schwein übertragen und können auch vorübergehend den Menschen befallen. Die Räude wird daher durch Gruppenhaltung begünstigt. Infizierte Zuchtsauen übertragen die Milben beim Säugen auf ihre Ferkel, Eber beim Decken auf Sauen und umgekehrt. Als häufigste Art der Einschleppung in einen freien Bestand gilt der Zukauf von symptomlos infizierten Tieren(1). Räudemilben sind weltweit verbreitet.

Die durch Räudemilben hervorgerufenen Schäden manifestieren sich in vielfältiger Art: Auffallend ist der starke Juckreiz, verbunden mit Hautveränderungen wie Rötungen, Pusteln, Borken und schmierigen Krusten. Durch Juckreiz ruhelose Sauen erdrücken schneller ihre Ferkel; ihre Milchproduktion nimmt ab. Die durch Scheuern geschädigte Haut kann sich sekundär bakteriell entzünden; überhaupt zeigen räudekranke Tiere eine Neigung zur Abwehrschwäche. Durch verbesserte Haltungs- und Ernährungsbedingungen kommt es zwar nur noch selten zu den ausgeprägten Räudeformen mit großflächiger Pusteln- und Borkenbildung, doch auch eine versteckte Räude führt bereits zu einer deutlichen Verminderung der Gewichtszunahme und einer verlängerten Mastdauer.

Da die Überlebensfähigkeit der Milbe außerhalb des Schweins begrenzt ist, spielt eine Übertragung durch infizierte Einstreu, Stallungen und Geräte eine untergeordnete Rolle, da die temperatur- und feuchtigkeitsabhängige Überlebensdauer der Milbe außerhalb ihres Wirtes begrenzt ist (2).


Bild: Unappetitlich! Räude bei einem Schlachtschwein.

Niedrige Temperaturen und hohe Luftfeuchtigkeit verlängern und hohe Temperaturen und niedrige Luftfeuchtigkeit verkürzen das Leben der Milben (4, 8). Die Angaben über die Überlebenszeit reichen deshalb von vier Tagen bis drei Wochen. Milben in Hautkrusten können bis zu zwei Wochen überleben (3). Milbeneier sind noch bis zu 10 Tagen abseits vom Schwein schlupffähig. Er gibt Hinweise, dass Fliegen Milben im Stall verbreiten können (5).
Von Räude befallene Tiere sind wiederum anfälliger für andere Krankheiten und zu einem höheren Prozentsatz mit Läusen und Würmern befallen (2).

Unerträglicher Juckreiz

Der Scheuerindex ist eine Möglichkeit um festzustellen, ob ein Schweinebestand von der Räude befallen ist. Sarcoptes-Milben verursachen durch ihre Grabaktivitäten und ihren Speichel einen Juckreiz, der ihren Wirt zum Scheuern und Kratzen animiert. Je häufiger sich die Tiere kratzen, um so wahrscheinlicher ist eine Milbeninfektion, da Kratzen und Scheuern nicht zum gewöhnlichen Verhalten von Schweinen gehört.

In der Regel werden ca. 20 Tiere 15 Minuten lang beobachtet. Jedes mal, wenn sich ein Tier kratzt, wird dieses notiert. Am Ende wird die Anzahl der Kratz - und Scheuer vorgänge durch die Anzahl der Tiere geteilt und der sogenannte Scheuerindex berechnet. Falls dieser höher ist als 0,4 ist es möglich, dass die Tiere an der Räude erkrankt sind. Dieses sollte von einem Tierarzt überprüft werden. Ab einem Index von 1,5 gilt es als sicher, dass die Räude im Bestand ist.


Bild: Unerträglicher Juckreiz

Zwar kann der Scheuerindex als indirektes Nachweisverfahren einfach durchgeführt werden, aber er ist von mehreren äußeren Faktoren beeinflussbar. So spielen beim Kratzverhalten zum Beispiel das Alter der Tiere, die Tageszeit, das Sozialverhalten in der Gruppe, die Besatzdichte, Zugluft, Rauch, die Luftfeuchtigkeit, Scheuermöglichkeiten und Hautveränderungen anderen Ursprungs eine Rolle.

Literatur
Cargill, C. F. (1998):
Innovative mange assessment
Pig International 28, 23 – 26

Smets, K., I. Peelaers, J. Vercrysse, A. Lein u. T. Parmentier (1999):
Mange eradication. Part 4. Improving the reliability of diagnosis
Pig Progress 15, 32 - 33


Sebacil® Pour-on

Wirkstoff: Phoxim

Für Tiere: Schweine

Zusammensetzung: 100 ml Lösung enthalten: Phoxim 7,5 g. Sonstige Bestandteile: Patentblau V (E 131) 0,01 g, Dünnflüssiges Paraffin, 2-Propanol, Butan-1-ol.

Anwendungsgebiete: Zur Behandlung der Räude (Sarcoptes scabiei var. suis) und des Läusebefalls (Haematopinus suis) beim Schwein.

Gegenanzeigen: Nicht anwenden bei kranken oder stark gestressten Tieren oder in der Rekonvaleszenz. Ca. 3 Wochen vor dem erwarteten Geburtstermin darf Sebacil Pour-on nicht mehr bei tragenden Sauen angewendet werden.

Nebenwirkungen: In Einzelfällen sind lokale Hautreizungen und allergische Reaktionen besonders im Bereich der Auftragstelle beobachtet worden.

Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Die Anwendung anderer Cholinesterasehemmer, Phenothiazine oder Muskelrelaxantien soll 10 Tage vor bis 10 Tage nach der Anwendung von Sebacil Pour-on unterbleiben. Weiterhin ist die gleichzeitige Anwendung vor Allgemeinanästhetika zu vermeiden.

Warnhinweise: Der direkte Kontakt mit der Haut ist zu vermeiden.

Bei der Anwendung des Tierarzneimittels sind Schutzhandschuhe zu tragen. Bei der Anwendung nicht essen, trinken oder rauchen.

Sebacil Pour-on ist für den äußerlichen Gebrauch zur Spinnentier- und Insektenvernichtung bestimmt und darf weder von Tieren noch von Menschen innerlich aufgenommen werden.

Sebacil Pour-on sollte von Nahrungsmitteln und Getränken sowie von Futtermitteln getrennt aufbewahrt werden.

Bei der Anwendung in geschlossenen Stallräumen ist für ausreichende Belüftung zu sorgen.

Wartezeit: Schwein: Essbare Gewebe: 19 Tage

Verschreibungspflichtig

Bayer HealthCare, Bayer Vital GmbH,
Geschäftsbereich Tiergesundheit,
D-51368 Leverkusen

Wirtschaftliche Folgen


Die juckreizbedingte Unruhe und das ständigen Scheuern und Kratzen nimmt den Schweinen Energie für Wachstum und Fleischansatz (3, 6 ). Bei mit Sarcoptes-Milben infizierten Mastschweinen nimmt die Futterverwertung ab und damit die Mastdauer zu, wobei schlachtreife Tiere deutlich leichter sind als ihre nicht befallenen Altersgenossen (1, 7 ).



Räudefreie Läufer brauchen im Vergleich für das gleiche Mastgewicht bis zu 15 kg weniger Futter und rund 1 Woche weniger Mastzeit als befallene Tiere.



Dem entsprechend lässt sich durch eine Aufgussbehandlung mit Sebacil® Pour-on eine deutlich verbesserte Mastleistung erreichen. Da Sebacil® Pour-on nur entlang der Rückenlinie

aufgebracht wird, hat dies im Vergleich zu Räudewaschungen keinen Einfluss auf die Luftfeuchtigkeit im Stall.

Zudem erleichtert die blaue Färbung von Sebacil® Pour-on das Erkennen behandelter Ferkel.

Literatur

(1) Zimmermann, W. u. V. Jeker (1989):
Neue Möglichkeit zur Tilgung der Hautparasiten beim Schwein
UFA-Revue 89, Nr. 6, 31 - 33

(2) Sagell, B. (1980): Sarcoptesräude und Endoparasitenbefall der Schweine. Untersuchungsergebnisse von Hautgeschabseln und Kotproben
Dtsch. Tierärztl. Wochensch. 87, 209 - 228

(3) Kraneburg, W. (2000):
Schweineräude lässt sich tilgen
Landwirtschaftliches Wochenblatt Westfalen-Lippe 2000, Nr. 18, 39 - 41

(4) Arlian, L. G. (1989):
Biology, host relations and epidemiology of Sarcoptes scabiei
Ann. Rev. Entomol. 34, 139 - 161

(5) Schein, E. (1991):
Der Sarcoptes-suis und Haematopinus-suis-Befall beim Schwein
Tierärztl. Umsch. 46, 425 - 426

(6) Henken, A. M., M. W. A. Verstegen, W. Van der Hel u. J. H. Boon (1988):
A pilot study of parasite worry and restlessness caused by sarcoptic mange in swine
10. Congr. Int. Pig Vet. Soc., Rio de Janeiro, 14 - 17 August 1988, Proc., S. 257

(7) Arends, J. J., C. M. Szanislaw u. D. Gerdon (1990):
Effects of sarcoptic mange on lactating swine and growing pigs
J. Anim. Sci. 68, 1495 - 1499

(8) Haupt, W. u. W. Siebert (1983):
Untersuchungen zur Lebensdauer von Grabmilben und deren Entwicklungsstadien in Hautgeschabseln von Schweinen unter verschiedenen Umweltbedingungen
Arch. Exp. Veterinärmed. 37, 623 - 628

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Die Räudemilbe

oder Grabmilbe Sarcoptes scabiei var. suis unter dem Elektronenmikroskop.

Milben, die zur Gattung Sarcoptes gehören, haben eine schildkrötenähnliche Form mit stumpfkegeligem Kopf. Das Weibchen hat eine durchscheinend weiße Farbe und ist etwa 0,4 - 0,5 x 0,28 - 0,38 mm (Höhe x Breite) groß. Auf dem Rücken befinden sich dreieckige Schuppen und zahlreiche Chitindornen. Es hat vier Beinpaare, von denen die beiden vorderen die Körperoberfläche deutlich überragen und an den Enden lange ungegliederte Haftscheibenstiele tragen. Die beiden hinteren Beinpaare sind deutlich kürzer, und an den Enden befindet sich jeweils nur eine Borste. Die männlichen Milben sind mit 0,25 mm Höhe deutlich kleiner und dorsoventral abgeflacht. Hier enden alle Beinpaare – bis auf das dritte – in Stielen mit Haftscheiben. Das dritte Beinpaar trägt auch hier nur eine Borste. Nymphen und Larven sind in ihrer äußeren Form dem Weibchen ähnlich, aber kleiner. Außerdem besitzen die Larven nur drei Beinpaare.


Bild: Extreme Hautveränderungen durch Räude; heute selten.

Die Schweinelaus

oder Haematopinus suis unter dem Elektronenmikroskop. Läuse sind wegen ihrer Größe gut zu erkennen. Sie ist etwa 5 mm lang und hat einen schmalen Kopf, an dem sich die stechend-saugenden Mundwerkzeuge befinden. Ihr Körper ist grau-braun und platt.
Die Schweinelaus verbringt ihr ganzes vier Wochen dauerndes Leben auf der Haut der Schweine und ist ein blutsaugender Parasit. Aufgrund der häufigen Blutmahlzeiten, bei denen Läuse die Schweinehaut anstechen, können zahlreiche gerötete Stiche an den von den Läusen bevorzugten Hautstellen beobachtet werden. Läuse bevorzugen die zarteren Hautregionen wie Hals und Schenkelinnenflächen. Manchmal ist die Haut auch entzündet. Das Herumlaufen der Läuse verursacht zudem starken Juckreiz.
Ferkel bleiben bei starkem Läusebefall in der Entwicklung zurück und können sogar blutarm werden. Ihre bis über 50 Eier (Nissen) klebt sie mit einer wasserunlöslichen Kittsubstanz nahe der Hautoberfläche an die Borsten im Bereich der Ohren, des Nackens, und der Flanken. Bis sich aus den Eiern wieder erwachsene Läuse entwickelt haben, dauert es mindestens 25 Tage.
Läuse schädigen Schweinen aller Altersklassen durch den Blutentzug und vor allem d urch die ständige Beunruhigung wegen des ausgelösten Juckreizes. Dies resultiert in schlechter Futterverwertung und geringeren Tageszunahmen.

Wichtiger Hinweis

Die namentliche Nennung von Arzneimitteln auf dieser Webseite stellt keinesfalls eine Empfehlung, Verkaufsförderung oder Bewerbung der einzelnen Produkte in welcher Weise auch immer dar. Die Informationen sind keinesfalls abschließend, ersetzen weder tierärztliche, ärztliche noch sonstige Fachberatung. Insbesondere hinsichtlich Nebenwirkungen, Gegenanzeigen und sonstigen Informationen ist der behandelnde Tierarzt, Arzt oder Apotheker beizuziehen.

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