Rinderpraxis: Labmagengeschwüre beim Kalb
(aho) Nach einer Studie der II. Medizinischen Tierklinik der Universität München weisen Kälber trotz der unterschiedlichen Perforationswege (Perforation=Durchbruch) der Labmagengeschwüre ein vergleichsweise einheitliches klinisches Bild auf. Am häufigsten waren zwischen sechs und zwölf Wochen alte Tiere betroffen. Die Mehrzahl der Kälber stand mit aufgekrümmtem Rücken und gesenktem Kopf und war matt bis apathisch bei oft deutlich gestörtem Allgemeinbefinden. Wenn die Möglichkeit dazu bestand, wurde häufig das Flotzmaul ins Tränkebecken eingetaucht. Koliksymptome traten, wenn überhaupt, nur in geringgradiger Ausprägung zu Beginn der Erkrankung auf, was in direktem Zusammenhang mit dem Zeitpunkt der Perforation stehen könnte. Die Bauchhöhle (Abdomen) war in fast allen Fällen vermehrt gefüllt und die Bauchdeckenspannung aller Kälber meist deutlich erhöht.
Die Darm-und Pansenmotorik (Motorik=Bewegung) war entweder völlig aufgehoben oder deutlich reduziert. Die Bauchwand war bei der Durchtastung meistens beidseits schmerzhaft. Die meisten Tiere hatten nur Spuren von Kot oder wenig Kot dickbreiiger Konsistenz im Enddarm (Rektum). Blutbeimengungen im Kot hatten keine Aussagekraft hinsichtlich des Vorliegens eines durchgebrochenen Labmagengeschwüres.
Bei allen 30 Kälbern, die im Untersuchungszeitraum der Studie in die Klinik eingeliefert wurden, konnte anhand des Vorberichtes und der klinischen Symptomatik die Verdachtsdiagnose ”perforierendes Labmagengeschwür” gestellt werden. Sieben Kälber wurden aufgrund der eindeutigen klinischen Befunde euthanasiert (schmerzlos getötet). Bei den übrigen 23 Tieren wurde der Verdacht durch eine diagnostische Laparotomie (Eröffnung der Bauchhöhle zur Untersuchung) bestätigt.
Pathologisch-anatomische Befunde: Bei den bis zu sechs Monate alten Kälbern beider Studien lagen die perforierenden Labmagengeschwüre fast alle in der Pylorusregion (Mageneingang) des Labmagens. Meist fand sich nur ein perforierendes Geschwür pro Labmagen. Eine Labmagenverlagerung nach links bestand bei 70 % der Kälber mit perforierendem Labmagengeschwür, wobei diese nicht an einen bestimmten Perforationsweg gekoppelt war. Nach den Ergebnissen dieser Studie sollte eine gegebenenfalls bestehende linksseitige Labmagenverlagerung vom zeitlichen Ablauf her d em Geschwürsdurchbruch vorausgehen.
Lorch, A. Retro- und prospektive Untersuchungen zu klinischer Symptomatik und pathologisch-anatomischen Befunden bei Kälbern mit perforierendem Labmagengeschwür Vet. Med. Diss., SS 99, Ludwig-Maximilians-Universität, München