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Risikofaktor Pflanzenarzneimittel

(aho) – Pflanzliche Arzneimittel (Phytotherapeutika) werden sowohl in Human – als auch in der Veterinärmedizin immer beliebter. Dies beruht nicht zuletzt auf der irrigen Annahme, daß „natürlich“ zwangsläufig „nebenwirkungsfrei“ bedeutet. Somit ist es unumgänglich nach den Risiken zu fragen, die diese Therapieformen mit sich bringen kann. Prof. Edzard Ernst vom „Department of Complementary Medicine School of Postgraduate Medicine and Health Sciences“ der Universität Exeter, Großbritannien, zeigt in einer Veröffentlichung im Deutschen Ärzteblatt an einzelnen Beispielen aus der Humanmedizin, daß Phytotherapeutika erhebliche Nebenwirkungen und Risiken aufweisen können.

Allergische Reaktionen

Allergien sind häufiger und verlaufen dramatischer, falls eine Sensibilisierung voranging. Generell sind natürlich Injektionen gefährlicher als orale Gaben. Dies trifft jedoch nicht immer zu. Ein kürzlich publizierter Fall zeigt zum Beispiel, daß eine massive allergische (anaphylaktische) Reaktion auch nach oraler Gabe eines Echinacea- Präparates erfolgen kann. Pflanzen, mit hohem allergenem Potential sind: Agnus castus, Angelika, Anis, Arnika, Artischocke, Hopfen, Johanniskraut, Kamille, Knoblauch, Mutterkraut, Pulsatilla, Rosmarin, Wachholder, Zimt.

Toxische Effekte

Die wohl häufigsten ernsten toxischen Effekte betreffen die Leber. Hepatotoxizität ist belegt unter anderem für: Fenchelholz (beliebt bei Rheuma), Beinwell, (als entzündungshemmendes Mittel verwendet), Pennyroyal (als Karminativum empfohlen). Pflanzen, die Aristolochiasäure enthalten, sind nephrotoxisch (nierenschädigend). Verschiedene chinesische pflanzliche Mittel sind mit hepato- und kardiotoxischen Reaktionen in Zusammenhang gebracht worden.

Ungewollte pharmakologische Effekte

Einige Pflanzen, wie Cimicifuga, Ginseng und Sägepalme besitzen östrogene (hormonähnliche) Aktivität. Andere Pflanzen besitzen gerinnungshemmende Wirkungen. Hierzu gehören Alfalfa, Angelika, Anis, Arnika, Asafötida, Ginkgo biloba, Kamille, Knoblauch und Mutterkraut.

Mutagene Effekte (das Erbgut verändernde Effekte)

Klassisches Beispiel für mutagene Effekte von Phytotherapeutika sind Pflanzen der Spezies Aristolochia. In Belgien wurde aufgrund einer Verwechslung in einem chinesischen „Abmagerungsmittel“ pflanzlichen Ursprungs Aristolochia fangchi verwendet, welches bei zahlreichen Patienten zunächst zu nephrotoxischen Erscheinungen führte, die in über 30 Fällen tödlich verliefen. Bei den Überlebenden wurde in der Folge ein erhöhtes Krebsrisiko beobachtet. Ähnliche Zwischenfälle sind auch aus Japan bekannt. Für einige sogenannte „essentielle“ Aromatherapie-Öle ist Mutagenität belegt.

Arzneimittel-Wechselwirkungen

Dieser wenig erforschte Bereich ist äußerst komplex und potentiell bedeutsam. Patienten, die pflanzliche Mittel einnehmen, sind oft chronisch krank und nehmen daher häufig zusätzlich synthetische Medikamente ein. Bei zwei Patienten, die Ginkgo biloba einnahmen, kam es zu Gerinnungsstörungen und zu gefährlichen Blutungen, da sie noch Antikoagulantien einnahmen. Ähnliche Wechselwirkungen wurden für chinesische Phytotherapeutika beschrieben. So kam es kürzlich bei der gleichzeitigen Einnahme von Kava und Alprazolam zu einer Übersedierung bis hin zu einem komatösen Zustand.

Kontaminationen

Vor allem asiatische Pflanzenpräparate, die vom „grauen Markt“ stammen, sind relativ häufig kontaminiert. Die Liste reicht von Aluminium über Arsen, Cadmium, Blei, Quecksilber, Thallium bis hin zu Zink. Sowohl Schwermetalle als auch potente Pharmaka, zum Beispiel Digitalis, sind in Phytotherapeutika gefunden worden. In einem groß angelegten Screening wurden 2 609 Proben chinesischer Kräutermixturen gesammelt und analysiert. 24 Prozent aller Proben waren belastet, zumeist mit hochwirksamen synthetischen Wirkstoffen. Jüngst wurden in dermatologischen Ambulanzen in London frei verkäufliche chinesische „pflanzliche“ Externa untersucht. In acht von elf Fällen wurde Dexametason (Cortison) in hohen Konzentrationen nachgewiesen. Ayurvedische Mittel enthalten häufig Schwermetalle. In dieser traditionellen i ndischen Medizin wird angenommen, daß speziell vorbehandelte Schwermetalle gesundheitsförderliche Effekte aufweisen.

Mißidentifikation (Verwechslungen)

Hier sind die oben bereits erwähnten belgischen Opfer eines chinesischen Abmagerungsmittels aufzuführen. Weitere Beispiele sind Yohimbin- und Ginseng-Präparate. Hier wurde das relativ teure pflanzliche Rohmaterial durch billigere Stoffe ersetzt.

Professor Ernst fordert, daß jedes pflanzliche Arzneimittel auf der Basis der jeweiligen Datenlage beurteilt werden sollte. Dort, wo die Daten unvollständig sind, müssen die Lücken möglichst rasch gefüllt werden. In der Medizin darf nicht mit zweierlei Maß gemessen werden. Die Beweislast bezüglich der Unbedenklichkeit liegt bei denjenigen, die für eine bestimmte Therapieform eintreten und davon profitieren. Ärzte, Pharmazeuten und andere Heilberufe tragen die Verantwortung, über die potentiellen Gefahren von Phytopharmaka in sachlicher Form aufzuklären.

Quelle: Ernst, Prof. Edzard; Phytotherapeutika: Wie harmlos sind sie wirklich? Deutsches Ärzteblatt 96, Heft 48, A-3107-3109, 1999

Anmerkung der AHO – Redaktion: Bei der Anwendung von Phytotherapeutika bei lebensmittelliefernden Tieren muss zusätzlich der Verbraucherschutz in gleicher Weise gewährleistet werden wie bei der Verwendung synthetischer Arzneimittel.

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