Futterfette: Nicht alle steigern die Butterqualität
(aid) – Die Fettsäurezusammensetzung von Nahrungsfetten wird immer kritischer bewertet. Da das Milchfett durch die Fütterung beeinflussbar ist, wurden in einem Forschungsprojekt des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten an der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft in Braunschweig-Völkenrode gezielte Untersuchen angestellt, ob und wie sich der ernährungsphysiologische Wert des Milchfetts steigern ließe. Als erwünschte Fettsäuren gelten z.B. Ölsäure und konjugierte Linolsäure (CLA), als unerwünschte dagegen trans-Fettsäuren und mittelkettige gesättigten Fettsäuren, die während der Pansenpassage durch die Mikroorganismen teilweise zu trans-Fettsäuren umgebaut werden. Diese werden nicht nur vermehrt ins Milchfett eingebaut, sondern sie senken auch den Milchfettgehalt. Wurden allerdings ungesättigte Fettsäuren wie Ölsäure oder Linolensäure unter Umgehung des Pansens direkt in den Dünndarm verabreicht, stieg auch im Milchfett der Gehalt an diesen Fettsäuren, während gleichzeitig der Palmitinsäureanteil abnahm. Auch der Milchfettgehalt stieg. Der trans-Fettsäuregehalt der Milch liegt bei herkömmlicher Fütterung im Bereich von 1,1 bis 2,3 Prozent. Enthält das Kraftfutter Maisschrot, liegt der Wert im höheren, bei Weizen im niedrigeren Bereich. Durch Verfütterung von Fetten kann sich der trans-Fettsäure-Gehalt erheblich erhöhen: Sojaöl (650 g je Tier und Tag), das 22 Prozent Öl- und 54 Prozent Linolsäsure enthält, ließ im Milchfett den trans-Fettsäure- Gehalt auf 12,2 Prozent ansteigen, Rapsöl (400 g je Tier und Tag), das 50 Prozent Öl- und 21 Prozent Linolsäure enthält, dagegen verursachte nur eine Erhöhung auf 4,2 Prozent. Durch beide Futterfette wurde aber auch der Ölsäuregehalt erhöht. In der Praxis empfiehlt es sich, zur Erhöhung des Ölsäuregehalts in der Milch solche Futterstoffe zu wählen, die einen hohen Öl-, aber einen niedrigen Linolsäuregehalt haben. Um einen ernährungsphysiologisch begründeten Grenzwert von 3 Prozent trans-Fettsäure im Milchfett nicht zu überschreiten, sollten die Milchrationen weniger als 200 g mehrfach-ungesättigte Fettsäure enthalten. Das bedeutet, dass der Anteil dieser Polyenfettsäuren weniger als 1 Prozent der Trockensubstanz der Gesamtration betragen soll. Der Ölsäuregehalt des Milchfetts konnte – auf Kosten der Palmitinsäure – auch durch Dünndarm-Infusion von 6 Gramm des Vitamin-B-Komplexes Niacin erhöht werden. Gleichzeitig stieg auch der Niacingehalt der Milch. Weitere Untersuchungen sollen zeigen, ob vielleicht durch Verabreichen von pansenstabilem Niacin der Ölsäuregehalt erhöht und damit der ernährungsphysiologische Wert und die Streichfähigkeit der Butter verbessert werden könnten.
Dr. Sigrid Baars, aid – Presseinformation vom 27. April 2000, Nummer 17