Deutschland auf Fleischimporte angewiesen
(ZMP) – Bundesverbraucherministerin Künast will die deutsche Agrarpolitik reformieren. Im Zentrum ihrer Forderungen steht „Klasse statt Masse“, ihr „Ziel ist die Abkehr von der Überproduktion“; so steht es in der Regierungserklärung vom 8. Februar 2001. Eine Differenzierung nach Produkten unterbleibt, wäre in der Diskussion über die Chancen der deutschen Landwirte an den Agrarmärkten aber sehr hilfreich. Denn ein Blick auf Angebot und Nachfrage zeigt: Schon heute sind bei vielen Produkten aus der Tierhaltung erhebliche Einfuhren erforderlich, um den Bedarf der hiesigen Verbraucher ausreichend zu decken. So wurden im Jahr 2000 nur 86 Prozent des Fleisches, das in Deutschland verbraucht wurde, auch hierzulande erzeugt.
Die größte Versorgungslücke gibt es bei Schaf- und Lammfleisch; hier lag der Selbstversorgungsgrad im letzten Jahr bei lediglich 44 Prozent. Auch bei anderen Fleischarten ist die Nachfrage ohne Importe schwerlich zu decken. So betrug die Selbstversorgung bei Schweinefleisch 84 Prozent und bei Geflügelfleisch kamen 68 Prozent aus der heimischen Produktion.
Ähnliches gilt für Eier, zuletzt stammte jedes vierte Ei aus dem Ausland. In vielen Bereichen der tierischen Produktion gibt es in Deutschland also keine Überproduktion, wenn man die Erzeugung an der Nachfrage mißt. Ganz im Gegenteil, Deutschland ist Importweltmeister, was die Lebensmittel betrifft. Nach aktuellen Schätzungen übertrafen die Einfuhren im Jahr 2000 die Ausfuhren um 23 Milliarden DM. Eine mittel- und langfristige Drosselung der Produktion in unserem Land dürfte also zu weiteren Importen führen. Ob die Produktionsbedingungen und Qualitäten die hierzulande gewünschten Forderungen erfüllen werden, ist ungewiß. Denn die Standards werden in Brüssel festgelegt: Am Binnenmarkt sind Handelsbeschränkungen auf Dauer nicht zu halten – was in einem EU – Mitgliedstaat unter festgelegten Standards produziert wird, kann an keiner Staatsgrenze aufgehalten werden – und für die Importe aus Drittländern sind gleichfalls die Vorschriften der EU maßgeblich.