animal-health-online®
Redaktion Grosstiere

Zwischenablage01 powered by ...
T O P N E W S ►

Verbraucherschutz in Land- und Ernährungswirtschaft

(DLG). Die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) hat jetzt in Berlin Leitlinien und Maßnahmen zum Verbraucherschutz in Land- und Ernährungs- wirtschaft vorgelegt. Der rund 70 Seiten starke Katalog enthält neben einer Schwachstellenanalyse zahlreiche konkrete umsetzbare Problemlösungen. „Wir nehmen die Verbraucherforderung nach einer schnellstmöglichen Beseitigung der Schwachstellen bei der Lebensmittelherstellung und insbesondere bei Fleisch und Wurstwaren sehr ernst. Daher befinden wir uns in vielen Bereichen bereits mitten in der Umsetzungsphase, um die vorhandenen Problembereiche schnell und wirksam neu zu organisieren“, erklärte der Präsident der DLG, Philip Freiherr von dem Bussche, bei der Vorstellung der Leitlinien und Maßnahmen vor der Presse in Berlin.

Der von der DLG zusammengestellte Maßnahmenkatalog umfasst alle Bereiche vom Rohstoff Fleisch bis zur Ladentheke. Er benennt die Schwachstellen sowie die offenen Fragen und enthält umsetzbare Lösungen für die Bereiche Futtermittelherstellung und Fütterung, Tierhaltungsformen, zu Fragen der Tiergesundheit und der guten tierärztlichen Praxis, der Schlachtung und Verarbeitung sowie des Lebensmittelhandels. Das Maßnahmenbündel beschreibt die Möglichkeiten und Techniken zur Erreichung von Transparenz und Rück- verfolgbarkeit. Folgerungen aus einer kritischen Bestandsaufnahme des Krisenmanagements und der Risiko-Kommunikation in Sachen BSE werden ebenso gezogen wie die Auswirkungen des Umdenkens auf die landwirtschaftlichen Betriebe dargestellt. Es sind die Ergebnisse einer Klausurtagung, die die DLG vor zwei Wochen in Göttingen durchgeführt hat. Daran nahmen 120 Fach- leute aus Wissenschaft, Handel, Beratung, der praktischen Landwirtschaft, von Organisationen und der staatlichen Verwaltung teil.

Die Politik habe mit der „Neuen Agrarpolitik“ zur Neuausrichtung der Landwirtschaft und der Forderung nach Ökologisierung und Extensivierung reagiert. Eine verbraucherorientierte Neuausrichtung der Landwirtschaft könne allerdings nicht von Staats wegen vorgeschrieben werden, schon gar nicht eine flächendeckende ökologische Wirtschaftsweise, betonte der DLG- Präsident. „Öko-Produktion ist teuer, damit eine Nischenproduktion und nur für eine kaufkräftige Kundschaft interessant. Sie ist kein Allheil- mittel für eine ganze Volkswirtschaft“, betonte Freiherr von dem Bussche. Auch regionale Erzeugung habe ihre Grenzen, wenn Großstädte in einem dichtbesiedelten Staat versorgt werden müssten. Die Neuausrichtung könne sich nur sehr ausgewogen an den Bedürfnissen der Verbraucher und den Gesetzmäßigkeiten der Märkte orientieren. Voraussetzung für ein Gelingen sei auf jeden Fall, dass die Landwirtschaft Selbsthilfe übt und dass der Staat ihr dafür Freiräume lässt. „Die Politik soll die Ziele formulieren, aber nicht den Weg dorthin verordnen. Sicherheit, Qualität und Trans- parenz müssen sowohl in konventionellen als auch in ökologischen, in kleinen sowie in großen Betrieben realisiert werden, sie sind nicht trennbar“, hob der DLG-Präsident hervor.

Land- und Ernährungswirtschaft zur Selbsthilfe bereit

Die BSE-Krise habe alle an der Herstellung von Lebensmitteln Beteiligten wachgerüttelt. Der Agrar- und Ernährungssektor wird jetzt die vorhandenen Schwachstellen bei der Lebensmittelherstellung und -verarbeitung besei- tigen, um das stark belastete Vertrauenskonto bei den Verbrauchern wieder aufzufüllen und gleichzeitig die internationale Wettbewerbsfähigkeit der am Prozess Beteiligten zu stärken“, sagte der DLG-Präsident. Das Thema Lebensmittelsicherheit stehe auf der internationalen Agenda obenan. Dieses Bewusstsein müsse sehr schnell zu Strukturveränderungen in der deutschen Agrarwirtschaft führen. „Davon hängt die Akzeptanz beim deutschen Ver- braucher ebenso ab wie die internationale Wettbewerbsfähigkeit unserer Ernährungswirtschaft“. Die DLG als Organisation, die auf allen Stufen der Kette Fachkompetenz einbringt, biete mit ihrer bereits geleisteten und zukünftigen Arbeit die Chance, Qualität und Sicherheit bei Lebensmitteln und ihren Herstellungsverfahren zu dokumentieren. Damit werde an den Handel und den Verbraucher ein Signal gesetzt, so Freiherr von dem Bussche, dass die Land- und Ernährungswirtschaft zur Selbsthilfe bereit sei und frei- willige Standards oberhalb der gesetzlichen Mindestnormen erfüllen wolle.

DLG: Freiwillige Standards oberhalb der gesetzlichen Mindestnormen

„Mit unserem DLG-Kodex für Wurst und Fleischwaren für unsere Qualitäts- wettbewerbe haben wir dem Fleischer-Handwerk und der Fleischwaren-Industrie bereits ein Instrument an die Hand gegeben, mit dem sie den Verbrauchern bzw. dem Lebensmittel-Einzelhandel signalisieren, dass es sich bei ihren Produkten um sichere und qualitativ besonders hochwertig erzeugte Produkte handelt“, sagte der DLG-Präsident. Als logische Konsequenz, alle im Hinblick auf mehr Verbraucherschutz und Vertrauen maßgeblichen Glieder in der Erzeugungs- und Verarbeitungskette von Fleisch in eine verstärkte Qualitätssicherung einzubeziehen, werde die DLG in kürze den DLG-Kodex für Mischfutter und in den nächsten Wochen einen DLG-Kodex für die Erzeugung tierischer Lebensmittel im landwirtschaftlichen Betrieb mit Modulen für die Fütterung, Haltung und das Gesundheitsmanagement entwickeln. Den Kodex für Tiergesundheit werde die DLG in enger Zusammenarbeit mit der deutschen Tierärzteschaft erarbeiten. Darin würden für den Landwirt als Nutztierhalter Instrumente zur Eigenkontrolle, Dokumentation und Zerti- fizierung angeboten. „Auch unser seit einem Jahr gemeinsam mit dem Her- stellerverband Innenwirtschaft (HVI) laufendes Zertifizierungs-System von Melkservice-Technikern stellt einen wichtigen Baustein für die Qualitätserzeugung dar“, betonte Freiherr von dem Bussche.

DLG-Gebrauchswertprüfungen zur Verbesserung der Tiergerechtheit

„Tiere sollen sich in ihrer Umgebung wohlfühlen“, erklärte der DLG- Präsident. Es sei aber nicht leicht, diesen Sachverhalt festzustellen. Menschliche Maßstäbe seien hier fehl am Platz, wohl aber wissen- schaftliche Untersuchungen zur „Tiergerechtheit“. Im Rahmen der DLG- Gebrauchswertprüfungen hätte sich die Überprüfung der Tiergerechtheit von Stalleineinrichtungen bewährt. „Eine Stärke dieser Prüfung liegt darin, dass sie Aspekte des Umweltschutzes und der Produktsicherheit mit untersucht“. Die detaillierten Prüfergebnisse würden der Land- wirtschaft und der Beratung wichtige Informationen zum tiergerechten Bau von Stalleinrichtungen bieten. Der Tierschutz, Fragen der Klima- führung, von Licht und Luft, tierbezogene Temperaturanpassungen, aber zum Beispiel auch die Melktechnik seien hier wesentliche Elemente. „Es ist im Sinne des Verbrauchers, wenn Techniken, die Einfluss auf das Wohlbefinden landwirtschaftlicher Nutztiere haben, einer Prüfung unterzogen werden“, sagte Freiherr von dem Bussche.

Standards über die gesamte Kette hinweg einhalten

Die Klausurtagung habe deutlich gezeigt, so der DLG-Präsident, dass jede Stufe in der Wertschöpfungskette vor ähnlichen Herausforderungen steht. Es gehe um die Definition und Einhaltung der Produktionsstandards, eine wirkungsvolle Kontrolle und um transparente Dokumentationen. Dabei sei auf drei Ebenen anzusetzen: Bei der Sicherheit des jeweiligen Rohproduktes, bei der Risikominimierung im Bearbeitungsprozess und bei der Kommunikation. Standards müssten über die ganze Kette hinweg gleich sein und gut kon- trolliert werden. Nach Auffassung von Freiherr von dem Bussche ist die Qualitätssicherung dafür das geeignete Werkzeug. „An der Qualitätssicherung müssen sich alle Unternehmen der Lebensmittelerzeugung beteiligen, auch die Landwirtschaft, die bisher oft genug das schwächste Glied der Kette war.“ Die DLG werde durch geeignete Aktivitäten dafür Sorge tragen, dass die Landwirtschaft in den Gesamtprozess stärker eingebunden wird. Dies werde auch in der Landwirtschaft zu mehr industriell geprägten Organisations- strukturen und zu größeren Betrieben führen.

Der Handel entwickelt eigene Sicherheitskonzepte

Unter dem Druck des eingebrochenen Verbrauchervertrauens habe der Handel eigene Sicherheits-Konzepte. So werde versucht, in Zusammenarbeit mit dem Europäischen Handels-Institut (EHI) europaweit gültige Standards der Lebensmittelsicherheit zu etablieren. Man wolle wieder Marken ausbauen, anstatt sie nur gegen Katastrophen zu sichern. So entstehe unter Druck ein Top-down-Konzept, in das der Vorlieferant ultimativ eingebunden wird. Gleichzeitig würde die Erzeugerstufe an „runden Tischen“ für neue Kooperationsformen in der Kette arbeiten. „Die DLG wird sich dafür einsetzen, dass zwischen den einzelnen Konzepten keine ‚Black Box‘ entsteht. Der Handel braucht Erzeuger, die seine Vorgaben umsetzen können. Eigenprogramme der Produktionsstufen funktionieren nur dann, wenn sie konsequent bis zur Ladentheke ausgerichtet sind“.

Was bedeutet die Neuausrichtung für den einzelnen landwirtschaftlichen Betrieb?

Für die landwirtschaftlichen Betriebe bedeute die Neuausrichtung Risiko und Chance zugleich. Risiko für diejenigen, die an alten, bestehenden und überholten Strukturen festhalten. Chance für diejenigen Landwirte, die sich als Teil der Wertschöpfungskette verstehen und sich in klar geregelten Beziehungen mit den vor- und nachgelagerten Stufen neu organisieren. „Nur in solchen Verbünden sind die Landwirte in der Lage, fortlaufende Qualitätsmanagementsysteme mit vollständiger Dokumentation vom Stall bis zur Ladentheke zu etablieren“, betonte der DLG-Präsident. Das bedeute auch, dass in Bezug auf die Lebensmittelsicherheit indus- trielle Standards gelten müssten. Dadurch werde sich der Strukturwandel erheblich beschleunigen, denn Dokumentation, Herkunftssicherung und Qualitätssicherungskonzepte sind teuer und daher nur in größeren Ein- heiten wirtschaftlich. Sie verlangen auch qualifiziertes Personal, dessen Ausbildung und Gehaltsvorstellungen nur größere Betriebe sicherstellen können.

Wachstum auch bei den Öko-Betrieben notwendig

Die Politik müsse sich mit den Folgen dieses Strukturwandels, der mit der angekündigten „Agrarwende“ verbunden ist, auseinandersetzen. Auch bei den ökologisch wirtschaftenden Betrieben habe der Trend zum Größen- wachstum sichtbar eingesetzt. Das sei auch logisch, weil die angestrebten Zuwächse nicht im Hofladen, sondern in den Regalen des Lebensmitteleinzel- handels erreicht werden müssten. Dynamische Zuwächse würden zur Zeit von den Großbetrieben des ökologischen Landbaus in den neuen Bundesländern realisiert: Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg haben die höchsten Anteile in der „Bio-Erzeugung“. Auch die sogenannte „konventionelle“ Landwirtschaft setzt, so Freiherr von dem Bussche, auf Innovation und technische Fortschritte, die sichere Erträge, artgerechte Tierhaltung und Ressourcenschutz kombinieren. Schließlich würden Umweltschutz und Lebensmittelsicherheit auf allen Stufen hohe Investitionen erfordern, die nur von leistungsfähigen und optimistischen Unternehmern geleistet werden könnten.

Aufgaben der Politik verändern sich

Nach Auffassung des DLG-Präsidenten werden sich die Aufgaben der Politik verändern, sie muss vor allem Planungssicherheit geben. „Wenn der Staat in Zukunft so wenig Kontrolle in der Fläche leistet wie bisher, dann müssen die Kontrollsysteme effizienter und durchschlagender auf privater Ebene organisiert werden“. Allerdings könne sich der Staat nicht von der Organisation eines vorbeugenden Krisenmanagements freisprechen. Dazu gehöre in besonderem Maße die Planung der Kommunikation im Krisenfall. „Wir schlagen vor, einen Mediastab mit einem Team von Experten zusammen- zustellen, der fachlich abgesicherte Informationen in die Öffentlichkeit tragen kann. Es ist sicher nicht leicht, aber absolut notwendig, dass die Politik das Rampenlicht soweit als möglich an die Experten abtritt, sobald Krisen auftreten“. Die Schweiz liefere hierfür, so Freiherr von dem Bussche, ein gutes Vorbild. Es dürfe nicht mehr geschehen, dass Tierkrankheiten wie BSE oder Seuchen wie MKS politisch instrumentalisiert werden. „Es ist unverantwortlich, den verunsicherten Verbrauchern eine Vielzahl von Rezepten zu verkünden und damit Lösungen zu verkaufen. Der Verbraucher muss ernst genommen werden, man muss ihm eindeutig erklären, was passiert ist und welche Maßnahmen, durch Fachleute abgesichert, ergriffen wurden“. Download: Die DLG-Veröffentlichung „Verbraucher in Land- und Ernährungswirtschaft“

Zum Anzeigen des pdf – Dokumentes benötigen Sie den „Aktobat Reader“

Suche



Datenschutzerklärung

TOPIC®-Klauen-Emulsion und Gel: Bei Mortellaro Präparate ohne Wartezeit einsetzen! DSC_0014

Die Folgen der kastrationslosen Ebermast: Ungenießbares Eberfleisch stört das Vertrauen der Verbraucher

Fragen und Antworten zur 16. Novelle des Arzneimittelgesetzes.

Antibiotikaverbräuche in Human- und Veterinärmedizin: Was ist viel & Und wer verbraucht "viel"?



Topic-Logo

tierbestand12-13

Penisbeißen in der Ebermast: ... sofort rausnehmen, sonst ist da die Hölle los! Penis_Zeller_Beringer_02

Das arttypische Verhalten der Eber sorgt für Unruhe in der Ebermast.



Bis zu 1 % ungenießbare Stinker: 24.000.000 kg Schweinefleisch in die Tonne?

Antibiotikaverbräuche in der Tierhaltung: Genau hinschauen lohnt sich

Tunnelblick: Stinkefleisch ist nicht das einzige Problem der Ebermast

Eberfleisch mit Geschlechtsgeruch: "Ich befürchte, dass der Fleischkonsum schleichend zurückgeht"


gesundheit


Isofluran-Gasnarkose
Ferkelkastration, Ebermast, Eberimpfung
Verbraucherschutz: Paratuberkulose & Morbus crohn
Toxoplasmose bei Schweinen, Geflügel und Menschen
Botulismus
Morbus Crohn durch Mykobakterien: Ein Verdacht wird zur Gewissheit
Topic®-Emulsionspray und Gel decken ab, lösen Verkrustungen, trocknen aus und sind gegen Bakterien und Pilze konserviert. Die Topic®-Produkte neutralisieren den tierspezifischen Eigengeruch und Gerüche von Entzündungssekreten z.B. beim Zwischenschenkelekzem, Sommerekzem, Kannibalismus, Mauke, Huf- oder Klauenveränderungen. Der versorgte Bereich wird so für Insekten (Fliegen) wenig attraktiv. Die Emulsion und das Gel können auch unter Verbänden und im Zwischenschenkelbereich von Kühen eingesetzt werden.

Zoonosen



Beliebte Beiträge



Morbus Crohn & ParaTb



Prof. Borody im Interview bei YouTube.