Agressives Federpicken bei Hennen nimmt mit steigender Gruppengrösse zu
aus: „Nutztierhaltung“, Nr. 1 / 2001 Es ist bekannt, dass Federpicken durch diverse Faktoren ausgelöst werden kann. Doch die primäre Ursache für die Entstehung der Verhaltensstörung ist nach wie vor ungeklärt. Mehrere Hypothesen vermuten eine Umorientierung natürlichen Pickverhaltens. Die vorliegende Studie prüfte, ob Bodenpicken und Gruppengrösse bedeutende Einflussfaktoren darstellen. Die Untersuchung umfasste 900 Legehennen (Hisex Weiss) in Gruppen zu 15, 30, 60 und 120 Tieren (je vier Wiederholungen). Pro Tier standen 0.2 m2 einge- streute Bodenfläche zur Verfügung. Futter-/Trinkplätze und Sitzstangen-/ Nestangebot pro Tier waren ebenfalls konstant. In jeder Gruppe wurden zwölf Fokustiere im Alter von 22, 27, 32 und 37 Wochen je 5 Min. beobachtet. Von jedem Aktor und Rezeptor wurden die Zahl und der Ort der Pickschläge (Feder- picken gegen 11 Körperregionen, aggressives Picken gegen den Kopf, Boden- picken, Objektpicken) registriert.
In den grössten Gruppen war Federpicken am häufigsten (120 Tiere). Mit steigender Gruppengrösse (15 bis 120 Tiere) nahm das aggressive Picken zu. Die bepickten Körperteile variierten je nach Aufenthaltsort (Boden, Sitzstangen, Nest) des Aktors (der pickenden Henne) sowie des Rezeptors (Opfers). Die individuelle Verhaltensanalyse ergab, dass ernsthaft federpickende Fokustiere auch mehr bodenpickten. Die Resultate belegen, dass die Gruppengrösse im Bereich zwischen 15 und 120 Tieren einen bedeu- tenden Einflussfaktor für das Federpicken darstellt. Die fehlende negative Beziehung zwischen Boden- und Federpicken spricht als Indiz gegen umorientiertes Verhalten. Die positive Korrelation lässt sich eher so interpretieren, dass generell aktivere Tiere eher zu Federpicken neigen.
Bilcík, B. & Keeling, L.J.: Appl. Anim. Behav. Sci. 68, 55-66 (2000)