Ivomec und Co.: Minimaler Einfluß auf Dungabbau
Leipzig (aho) – Tierarzneimittel zur Parasitenbekämpfung bei Rinder auf Basis sogenannter „Makrozyklischer Laktone“ (Ivermectin, Doramectin, Moxidectin, Eprinomecin) haben nur einen geringen und zeitlich begrenzten Einfluß auf den Dungabbau auf der Weide. Dies berichteten kürzlich Parasitologen vom Institut für Parasitologie und Internationale Tiergesundheit der Freien Universität auf einem Kongress in Leipzig. In der Vergangenheit hatten Umweltschützer wiederholt spekuliert, daß diese Tierarzneimittel durch eine Wirkung auf dungabbauende Insekten und Würmern Schäden an der Umwelt herrufen könnten.
Die Berliner Wissenschaftler hatten vier Präparate in der Pour-on-Formulierung bei Rindern eingesetzt und den Abbau der Kuhfladen auf der Weide untersucht. Als Parameter dienten die sich in den Kuhfladen entwickelnden Käfer (Coleoptera) und zweiflügeligen Insekten (Diptera), sowie die in den Kuhfladen lebenden dungabbauenden Würmer (Nematoden). Nur die frisch abgesetzten Kotfladen wurden von den Insekten zur Eiablage angeflogen. An kalten und trüben Tagen wurden die Kotfladen auf der Weide wenig oder gar nicht angenommen. Ältere Kotfladen verlieren nach dem Bericht der Wissenschaftler ebenfalls für die kotbesiedelnden Insekten ihre Attraktivität. In den Untersuchungen konnte nachgewiesen werden, dass die Käfer die Kuhfladen nur in den warmen Sommermonaten besiedeln, in der übrigen Jahreszeit spielen sie keine oder nur eine geringe Rolle. Ihre Bedeutung erlangen sie durch die Belüftung der Kuhfladen und als Vektoren für die Besiedlung mit bestimmten Wurmarten. Die Entwicklung der Käfer scheint durch die Makrozyklischen Laktone nur anfangs leicht gehemmt zu werden. Bei den zweiflügeligen Insekten wird die Entwicklung der Larven nur in den ersten zwei Wochen gehemmt. Danach ist kein Unterschied mehr in der Entwicklung der Fliegen- und Mückenlarven fest zu stellen. Den dungbesiedelnden Nematoden scheint dagegen (neben den Mikroorganismen) eine größere Bedeutung für den Abbau der Kuhfladen auf der Weide zuzukommen. Einige Makrozyklische Laktone hemmen zwar für einige Tage (Tag 2 – 10) die Entwicklung einiger Arten der Dungfauna, die aber nach kurzer Zeit wieder kompensiert wird. Dies führte aber nicht zu einer Verzögerung des Dungabbaus. Ein nachhaltiger Einfluss der Makrozyklischen Laktone auf die Gesamtzahl der dungbesiedelnden Nematoden konnte nicht nachgewiesen werden.
Eine unterschiedliche Dauer des Abbaus der Kuhfladen sowohl zwischen den einzelnen Präparaten als auch im Vergleich zur Kontrolle wurde nicht beobachtet.
E. Schein, M. Schlump und S. Schüppel Vergleichende Untersuchungen zum Abbau von Rinderdung unter dem Einfluss verschiedener makrozyklischer Laktone Epidemiologie und Bekämpfung von Parasitosen Leipzig, 20.-21. März 2003 Tagung der DVG-Fachgruppe „Parasitologie und Parasitäre Krankheiten“ und DGP-Zwischenmeeting in Verbindung mit der Sächsischen Landestierärztekammer