Kuh sucht Tierarzt in Niedersachsen
L P D – Bei der tierärztlichen Versorgung von Rindern und Schweinen drohen in Niedersachsen Engpässe. Der Landvolk Pressedienst teilt mit, dass sich immer weniger Veterinäre nach ihrem Studium für den Großtierbereich entscheiden. Katze statt Kuhstall lautet für viele der überwiegend weiblichen Absolventen die Alternative. Die Ursachen sind vielfältig. Zum einen geht ein Großteil der Studienplätze an weibliche Bewerber. Zum Wintersemester 2008/09 wurden an der Tierärztlichen Hochschule (TiHo) Hannover 252 Erstsemester aufgenommen, davon waren 215 weiblich. Vor 20 Jahren sah das noch anders aus: Da betrug der Anteil der Studentinnen 163 von 267 Erstsemestern. Kritisiert wird die Zulassungspraxis der Hochschulen. Inzwischen muss ein Bewerber einen Notendurchschnitt von 1,4 vorweisen, um an der TiHo anzukommen. „Daran scheitert oft schon der Berufswunsch von vielen männlichen Bewerbern mit landwirtschaftlichem Hintergrund. Den Studienplatz erhalten junge Frauen aus dem städtischen Umfeld, die in Richtung Kleintiere oder Pferde tendieren“, sagt die Tierärztekammer Niedersachsen. Sie verfolgt seit langem diese Entwicklung und fordert deshalb eine Änderung der Zulassungsverordnung zu Gunsten männlicher Bewerber, die in die Nutztierpraxis wollen.
Die TiHo Hannover vergibt 20 Prozent aller Studienplätze anhand der Abiturnote, weitere 20 Prozent werden über die so genannte Wartezeit verteilt. Um die restlichen 60 Prozent konkurrieren Bewerber, die zu einem schriftlichen Test eingeladen werden. Doch trotz dieses Verfahrens steigt der Anteil der Kleintierärzte stetig. „Die Arbeit ist gerade im Rinderbereich enorm anstrengend, bei nicht angemessener Bezahlung, hinzu kommen 24-Stunden-Dienste und ein erheblicher Dokumentationsaufwand“, heißt es in der Stellungnahme der Kammer. Die Tierärztekammer Niedersachsen regt an, dass die Bewerber vor dem Studium ein Praktikum in einem landwirtschaftlichen Betrieb ableisten. Durch eine Berufsfelderkundung und Schnupperpraktika macht sie bereits jetzt auf den Großviehbereich aufmerksam.
Das ganze Ausmaß der Problematik wird aber erst in einigen Jahren deutlich, wenn aufgrund des Generationswechsels der Nachwuchs fehlt. Auch beim Landvolk Niedersachsen ist man sich der Problemlage bewusst. „Die Leistungsfähigkeit der Veredelungswirtschaft kann nur unter kompetenter veterinärmedizinischer Begleitung gesichert werden“, erklärte Norbert Meyer, Vorsitzender des Tierseuchen-Ausschusses im Landvolk Niedersachsen. „Wenn wir international im Großtierbereich konkurrenzfähig bleiben wollen, müssen alle Anstrengungen unternommen werden, um diese Fragestellung auch im Hinblick auf die weitere Entwicklung des ländlichen Raums zu lösen“, fügt er an.
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Dr. Te
Dieser Artikel ist wohl eher kritisch zu beurteilen. In meinem Semester – Stud-Beginn 1999) entschieden sich ca. 30% der Studierenden (fast alles Frauen) für die Großtierpraxis. Von den 11 männlichen Studenten ist tatsächlich einer (!) in die Rinderpraxis gegangen. Es liegt wohl nicht am Geschlechterverhältnis sondern an den Arbeitsbedingungen und auch dem finanziellen Auskommen in diesem Sektor, zumal der Preisdruck von der Landwirtschaft auch an den Tierarzt weitergegeben wird. Zu beachten ist auch, daß in manchen Bundesländern aufgrund der stark zurückgefahrenen Tierhaltung ein Überleben mit dünn gesäten Großtierhaltungen nicht möglich ist. Man sollte das ganze also differenzierter betrachten und nicht voreilig auf die Geschlechterverteilung rückgreifen, da macht der Autor es sich sehr einfach.
Juli 30th, 2009
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