Rinder-Tuberkulose im Kreis Oberallgäu: Milch aus betroffenem Bestand an Sennerei geliefert
Sonthofen (aho) – Nachdem bei einer routinemäßigen Fleischuntersuchung tuberkulose-typische Organveränderungen an einem geschlachteten Rind aus einem ihrer Milchzulieferbetriebe nachgewiesen wurden, hatte die Sennerei Gunzesried den Verkauf sämtlicher eigener Produkte zunächst eingestellt. In enger Abstimmung zwischen der Verbraucherschutzabteilung der Kreises Oberallgäu und der Sennerei wurden sofort, nachdem sich der Verdacht ergeben hatte, vorsorglich alle Frischmilchprodukte vernichtet, teilte das Landratsamt in Sonthofen am Dienstag mit.
In der Sennerei wird die Rohmilch zu Frischmilchprodukten und Schnittkäse verarbeitet, ein größerer Teil zu Bergkäse und Emmentaler. Der komplette bisherige Bestand an Schnitt- und Hartkäse der Sennerei wurde laut Landratsamt vorläufig sichergestellt.
Käse aus der Zeit vor dem 28. August sollte vorsichtshalber derzeit nicht verzehrt werden. Nach dem vorübergehenden Verkaufsstopp gehen jetzt wieder eigene Frischmilchprodukte aus der Zeit ab 28. August und Schnitt- und Hartkäse aus umliegenden Sennereien über die Ladentheke. Was mit dem sichergestellten Käse passiert, wird in den nächsten Tagen nach fachlicher Prüfung und Abstimmung entschieden werden. Die im Herkunftsbetrieb vorhandenen Tiere sind durch die Veterinäre des Landratsamtes Oberallgäu untersucht worden und mussten, nachdem das Ergebnis den TBC-Verdacht bestätigte, „gekeult“, also getötet werden. 14 Tiere, die momentan auf einer Weide stehen, werden derzeit noch untersucht. Das Ergebnis der Untersuchung liegt Anfang nächster Woche vor. Von diesen Tieren wird allerdings keine Milch gewonnen, so der Landkreis.
Hintergrund
Rinder-Tuberkulose ist anzeigepflichtig. Impfungen und Heilungsversuche beim Tier sind gesetzlich verboten. Im Allgäu, in Baden-Württemberg und in Westösterreich kommt die Rinder-TBC allerdings auch nach der 1997 von der EU abgeschafften TBC-Reihenuntersuchung gelegentlich noch vor. In Europa war Tuberkulose bei Menschen und Haustieren bis in die 50er Jahre weit verbreitet. Die TBC ist eine sogenannte „Zoonose“, Tiere können also Menschen anstecken und umgekehrt. Rinder-TBC beim Menschen war früher sehr häufig. Weltweit sind heute etwa ein Drittel aller Menschen infiziert. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren in Deutschland rund 60 Prozent der Rinderbestände befallen. Im Jahr 1952 begann in Westdeutschland ein freiwilliges Bekämpfungsverfahren mit Entschädigung der Bauern. Basis der Diagnose war der TBC-Hauttest. Dieses Eliminierverfahren drückte den Anteil der TBC-Betriebe bis 1961 auf 0,7 Prozent.
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