Schweinepraxis: Schmerzmittelgabe wirkt positiv auf Saugverhalten nach Ferkelkastration
(PM) – Bei der Ferkelkastration mit Injektionsbetäubung und Schmerzbehandlung zeigen Ferkel nach der dreistündigen Trennung von der Sau eine gesteigerte Aktivität außerhalb des Gesäugebereiches und sie verlieren teilweise ihre bevorzugte Zitzenposition. Dagegen zeigen Ferkel, die zur Kastration ausschließlich ein Schmerzmittel erhielten, keinen Wechsel in Richtung einer rangniederen Zitzenposition.
Dies ergab eine Studie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg unter der Leitung von Prof. Eberhard von Borell, die das Verhalten und die Saugordnung drei Stunden vor und nach der Kastration mit Injektionsanästhesie und anschließender Separierung der Ferkel verglich. Für den Versuch erhielten Ferkel der Gruppe 1 (n=29) eine Betäubung (Ketamin/Azaperon-Kombination) und eine Schmerzbehandlung (Meloxicam (Metacam®)), Gruppe 2 (n=24) erhielt nur ein Schmerzmittel (Meloxicam (Metacam®)) und Gruppe 3 fungierte als Kontrolle, also Kastration ohne Medikation. Alle drei Gruppen wurden für drei Stunden separiert, d.h. von der Sau entfernt, da die betäubten Ferkel etwa drei Stunden „nachschlafen“ und in dieser Zeit vor dem Erdrücken durch die Sau geschützt werden müssen.
Diese Art der betäubten Ferkelkastration wird als tierschutzkonforme Alternative zur betäubungslosen Kastration diskutiert, unklar war aber bisher, wie sich die Separierung auf das Saugverhalten der Ferkel auswirkt.
Die Ergebnisse – 10 % der Ferkel aus Gruppe 1 und sogar 14 % der Tiere der Kontrollgruppe (also Kastration mit anschließender Separierung, aber ohne Medikation) verloren ihre bevorzugte Zitzenposition – lassen nun darauf schließen, dass die Separierung durchaus einen Effekt auf das Verhalten hat. Eine verminderte Stabilität der Saugordnung kann Auslöser für Rangkämpfe zwischen den Ferkeln sein und zu Stress sowie einer reduzierten Milchaufnahme führen. Der Versuch konnte dies zwar nicht durch eine verminderte Gewichtszunahme an den Tagen nach der Kastration bei der Gruppe 1 und 3 nachweisen, jedoch ist in jedem Fall mit einer erhöhten Stressbelastung durch die Rangkämpfe zu rechnen.
Als zusätzlichen Nebeneffekt konnten die Wissenschaftler beobachten, dass die Ferkel der Gruppe 2 nach der Separierung einen Anstieg in der Säugezeit um 69 % zeigten, wogegen die Ferkel der Gruppe 1 28 % weniger Zeit als vorher mit Saugen verbrachten. Gruppe 3 verhielt sich unverändert. Die Forscher vermuten nun, dass die Ferkel der Gruppe 2 durch die Schmerzbehandlung mit Meloxicam bevorteilt waren, während die zusätzliche Betäubung bei der Gruppe 1 diesen positiven Effekt des Schmerzmittels wieder aufhob. Dies ist möglicherweise auf die Beeinträchtigung der Koordinationsfähigkeit durch die Betäubung zurückzuführen.
Tabelle: Auf einen Blick: Versuchsanordnung und Ergebnisse
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Versuchsdesign |
Ergebnisse nach Separierung |
Gruppe 1 |
Injektionsanästhesie mit Ketamin/Azaperon-Kombination sowie Schmerzmittel (Meloxicam), Kastration und Separierung |
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Gruppe 2 |
nur Schmerzmittel (Meloxicam), Kastration und Separierung |
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Gruppe 3 / |
Kastration und Separierung |
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Quelle:
Schmidt, Tatjana; König, Aniko & Eberhard von Borell:
Einfluss von Analgesie und Anästhesie auf das Verhalten und die Saugordnung
von Ferkeln nach der Kastration. KTBL-Schrift 479, S. 19-26
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