FAWC-Kriterien: Westfleisch macht Tierwohl wissenschaftlich fassbar
Münster (aho) – Das Schlacht- und Fleischwarenunternehmen Westfleisch mit Hauptsitz in Münster übernimmt nach eigenen Angaben ab sofort mit seiner AKTION TIERWOHL von unabhängigen Wissenschaftlern definierte Kriterien für eine artgerechte Tierproduktion. Die so produzierten Fleisch- und Wurstwaren – zur Zeit ist es ein Sortiment mit 14 Produkten – ermöglicht es jetzt jedem Verbraucher, mit seiner Produktauswahl für eine artgerechte Tierhaltung zu votieren.
Grundlage sind die sogenannten „Fünf Freiheiten“, die vom Farm Animal Welfare Council (FAWC) industrieunabhängig bereits vor vielen Jahren publiziert (1) wurden. Diese Freiheiten sind:
- frei von Hunger, auch Fütterungsfehlern und Durst
- frei von Unbehagen durch ungeeignete Unterbringung
- frei von unnötigem Schmerz, von Verletzung und Krankheit
- frei von Angst und vermeidbarem Leiden
- frei, sich tiergemäß, d.h. dem Nutztier angepasst, verhalten zu können
„Diese Kriterien gehen deutlich über die Prüfkriterien des QS-Sytems hinaus“, sagte Pressesprecher Meinhard Born im Pressegespräch.
Darüber hinaus gewährleistet die AKTION TIERWOHL:
- Stopp der Ferkelkastration
- den Westfleisch-Gesundheitsindex, abgeleitet aus Parametern des landwirtschaftlichen Betriebes und verdichtet auf drei Kriterien
- Westfleisch-Haltungsprofil, abgeleitet aus 16 Befunden der amtlichen Fleischuntersuchung auf sechs Merkmale verdichtet werden, im Fleischcenter durch unabhängige und amtliche Spezialisten untersucht und bewertet werden.
- Technisch optimierte und überwachte Betäubung
In einem ersten Schritt nehmen an der AKTION TIERWOHL rund 60 Landwirte teil, die etwa 350.000 Schweine zuliefern. Weitere 80 Erzeuger stehen „standby“ bereit, um in das Programm hinein liefern zu können werden, so WESTFLEISCH. Vertriebsleiter Hubert Kelliger ist überzeugt, dass dieses Angebot zur rechten Zeit kommt und den Nerv von Verbraucher und Handel trifft. Gerade von politischer Seite wird häufig das Fehlen eines entsprechenden Angebotes beklagt. „’Geht nicht’ – gibt’s nicht mehr“ fasst Westfleisch die aktuelle Situation für den Markt zusammen.
Zusatzinformationen
Präsentiert wir ein sogenanntes SB-Schnelldreher-Sortiment von je sieben Fleisch- und Fleischwaren-Produkten, die mit einem geringen Preisaufschlag gegenüber vergleichbaren QS-Produkten angeboten werden. Die Produkte – Schinken-Salami, Bierschinken, Westfälischer Knochenschinken, Kasselerbraten, Minutensteaks, Gyros, Bratwurst und Hackfleisch – sind für die Verbraucher durch das Logo „Aktion Tierwohl“ erkennbar.
Literatur:
(1) FARM ANIMAL WELFARE COUNCIL (1992):
FAWC updates the five freedoms.
Vet. Rec. 17, 357
12 Comments, Comment or Ping
Ingeburg Stumpf
Sehr geehrte Damen und Herren von Westfleisch,
ich gratuliere Ihnen zu dieser gelungenen Marketingstrategie. Die Leute, die dafür verantwortlich sind, haben einen wunderbaren Job abgeliefert.
So bringt man den Verbraucher, von Dioxinskandal, gefoltertem Geflügel, generell grausamer Massentierhaltung und Tierquälerei zurück auf „Old McDonalds Farm“.
Es soll ja nächstes Jahr der Rekord von diesem Jahr noch überboten werden und nicht von irgendwelchen dämlich-sentimentalen Bedenken, von wegen Tierwohl und anderer Lächerlichkeiten gefährdet werden.
Teilen Sie dem Verbraucher auch mit, wie viel Ihres in Ihren Betrieben verarbeiteten Fleisches aus Polen und anderen Ländern zugekauft werden, wo der Tierschutz überhaupt nicht vorhanden ist? Das wäre auch eine ehrliche Aktion.
Mit freundlichen Grüßen,
Ingeburg Stumpf, eine fanatische Veganerin, die tatsächlich das Tier und nicht nur das Schnitzel sieht
Feb 28th, 2011
Carin Folkerts
Diese Strategie, dem zu Recht verunsicherten Konsumenten das Qualprodukt „Fleisch“ wieder schmackhaft zu machen, ist einfach nur abstoßend und widerlich.
Feb 28th, 2011
Ricardo
Es ist doch ***egal wie glücklich das Tier lebt. Es ist einfach unfair ein Tier ein Leben lang gehalten wird, um dann getötet zu werden, nur damit wir ein Produktu konsumieren können, was wir überhaupt nicht brauchen! Fleisch ist für eine gesunde Ernährung überhaupt nicht notwendig, das beweisen 60% der in Indien lebenden Einwohner, die sich vegetarisch ernähren!
Ein Tier einzusperren, um es letztendlich lange vor der natürlichen Lebenserwartung (Kühe über 20 Jahre!!!) zu töten, hat mit Tierwohl NIX zu tun.
Es grüßt noch ein fanatischer Veganer
Mrz 1st, 2011
Lili
Was für ein verlogenes Werbe-Geschwafel! Die „Fünf Freiheiten“ sind doch sowiso die Mindeststandards der Tierschutzgesetzes – mit Betonung auf das schwammige „vermeidbar“… Also was ist hier genau jetzt besser? Der Text ist ungefähr so glaubwürdige wie wenn die Pelzindustrie mit artgerechter Pelztierhaltung wirbt… Und das lustige Schweine-smiley auf der Verpackung ist mehr als zynisch. Lachen diese Schweine denn in ihren engen dunklen Ställen? Weil Freilandschweine sinds ja keine… Haben also keinen Auslauf, oder? Und da sollen sie sich „tierwohl“ fühlen? Und schauen sie dann beim abstechen auch so lustig drein? OMG sind diese Packungen verlogen – echt übel! Man muss gar keine fanatischer Veganer sein um zu diesem Schluss zu kommen….
Mrz 1st, 2011
Klar
Ich bin begeistert, wie leicht man Verbraucher ein gutes Gewissen einreden kann.
Ich möchte auf das Kriterium „frei von Angst und vermeidbarem Leiden“ deutlich hinweisen. Ist Leid in einer „Nutz“tierhaltung je vermeidbar?
Ich denke nicht… Dieses Kriterium lässt sich nur durch konsequente Abschaffung von Fleischkonsum erreichen.
Denken sie mal darüber nach, ist sterben wirklich schmerzfrei und VOR ALLEM leidfrei?
Möchten sie gerne zum Zwecke Nahrungsmittelproduktion geboren, eingesperrt und dann ermordet werden?
NEIN?!
Warum tun Sie es dann anderen fühlenden Lebewsen an?
Mrz 1st, 2011
Anna
Welch schöne Marketingstrategie. So können Fleischesser sich von ihrem schlechten Gewissen frei kaufen.
Die Tiere sind „frei von unnötigem Schmerz, von Verletzung und Krankheit“ -> das heißt, nötiger Schmerz ist in Ordnung? Und wie wird Schmerz hier überhaupt definiert?
Die Tiere sind“ frei von Angst und vermeidbarem Leiden“ -> ach, und dass sie sterben ist notwendig, es ist unvermeidbares Leiden?
Auch in dieser „tollen“ Haltung sind die Tiere nicht glücklich. Sie werden nur gehalten, um am Ende für unseren „Genuss“ zu sterben. Und der Smiley auf der Packung verhöhnt die Tiere auch noch.
Diese Marketing-Aktion ist mehr als traurig.
Mrz 1st, 2011
Hans-Günther
Allein bei der Tatsache, dass 60 Landwirte rund 350.000 Schweine zuliefern sollen (pro Jahr?), sollte man sich eigentlich schon Gedanken machen: das sind durchschnittlich fast 6000 Schweine pro Landwirt, und da wird dem Verbraucher etwas von artgerechter Haltung erzählt? Das ist doch sowas von pervers!
Mir kann keiner erzählen, dass diese Landwirte entsprechende Gehege für ihre fast 6000 Schweine haben – wo denn auch?
Des weiteren kann ich mich meinen Vorrednern nur anschließen: das ist alles viel zu schwammig formuliert, und bei solchen Betriebsgrößen kann ich mir bestenfalls den ersten Punkt (also den der Freiheit von Hunger, Durst etc.) als erfüllbar vorstellen. Und der Schweinesmilie ist der absolute Hohn.
Einzig und allein die Freiheit (auch von gewaltsamem Tod und anderer menschlicher Willkür) ist artgerecht!
Es grüßt ein noch ein weiterer fanatischer Veganer
Mrz 1st, 2011
jack
Ein weiterer Meilenstein in „gelungenem“ Marketing, das inzwischen ausschließlich einer Lüge potentieller Konsumenten gegenüber entspricht.
Ein derartig mit Qual, Lebensverachtung und gleichgültiger Profitgier vollgestopftes Produkt mit einem solchen „Beruhigungspflaster“ für einfältige Menschen zu versehen zeugt zudem auch von völliger Geringschätzung des Produzenten gegenüber seiner Kunden, nicht NUR gegenüber der Lebewesen, wie er tagtäglich versklavt zur puren Versachlichung in den Tod schickt.
Einfach nur armselig.
Mrz 1st, 2011
xmomox
wie schön, dass die tiere weiterhin die freiheit haben, eingesperrt zu sein und umgebracht zu werden…
Mrz 1st, 2011
Sheogorad
Wenn ich Tiere mit dem Kriterum der Empfindungsfähigkeit ethisch wahrnehme, gibt es nicht die Option des „angenehmen“ Tötens. „Happy Meat“ führt lediglich zu einem besseren Gewissen für den Konsumenten und entlässt ihn von der gefühlten Pflicht sich mit der Wahrheit auseinander zu setzen.
Westfleisch liefert was der Kunde verlangt zu einem Niveau das der Kunde wünscht (bezahlt).
Es kann also nur ein Mangel an konsequenter Aufklärung, die Veganismus als ethisches Minimum vertritt und begründet, sein der die Leute dazu bringt Lebewesen zwar ethisch wahrzunehmen (Stichwort Haltungsbedingungen) aber über die Grundsätzliche Problematik keinen Gedanken verlieren lässt.
Mrz 3rd, 2011
Sabry
Damit soll doch nur mal wieder der Verbraucher verarscht werden…genauso, wie mit dem Märchen vom glücklichen Bio-Rind.
Traurig, dass sich die Menschen unserer Gesellschaft so beruhigen lassen sollen…
Mrz 4th, 2011
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