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Impfen statt Keulen?

Bonn (AfT) – Der Antwort auf diese Frage wollte das Frühjahrssymposium der Akademie für Tiergesundheit (AfT) ein gutes Stück näher kommen. Die AfT hatte deshalb im März internationale Vertreter aus Wissenschaft, Politihttp://www.animal-health-online.de/gross/k, Wirtschaft, Veterinärmedizin, Öffentlichkeit und Landwirtschaft nach Wiesbaden-Naurod eingeladen, um einen Überblick über den aktuellen Stand und neue Entwicklungen in der europäischen Seuchenpolitik zu geben sowie neue Strategien zur Bekämpfung von Tierseuchen zu diskutieren.

Angesichts der massiven Keulungen in den vergangenen Seuchenzügen – beispielsweise der Maul- und Klauenseuche (MKS) im Vereinigten Königreich, der Aviären Influenza in den Niederlanden und der Schweinepest in Deutschland – stand die Notwendigkeit neue Wege zu beschreiten für die Experten außer Frage. Auch die dafür benötigten Instrumente – in Form moderner Impfstoffe und neuer diagnostischer Methoden – stehen jetzt zur Verfügung. „In den vergangenen Jahren haben wir große Fortschritte in der Diagnostik und in der Entwicklung von Impfstoffen gemacht“, führte Prof. Dr. Volker Moennig von der Tierärztlichen Hochschule Hannover aus. „Noch aber bestehen zu viele Restriktionen, die verhindern, dass wir unsere Möglichkeiten ausnutzen können.“ Und Dr. Karin Schwabenbauer vom Bundeslandwirtschaftsministerium brachte es in ihrer Anmoderation auf den Punkt „Wir wollen keine Sperrbezirke mehr haben.“ Das oberste Ziel ist und bleibt es, den Seuchenfreiheitsstatus zu erhalten. „Was wir aber auch nicht mehr sehen wollen, sind gekeulte Tiere“.

Keulung gesunder Tiere nicht mehr zeitgemäß

Auf europäischer Ebene wird aktuell nach Wegen gesucht, im akuten Seuchenfall auch bei hochkontagiösen Tierseuchen von einer Impfung Gebrauch machen zu können. Die Impfung beziehungsweise die Freitestung als Möglichkeit der Bekämpfung sollen daher in dem derzeit in der Diskussion befindlichen „EU-Tiergesundheitsrechtsakt“ Berücksichtigung finden. Es muss jedoch kritisch gesehen werden, dass entsprechende rechtliche Rahmenbedingungen ins Leere laufen, wenn die Schlachtstätten nicht bereit sind, geimpfte, gesunde Tiere zu schlachten. „Impfen statt keulen“ kann nur funktionieren, wenn es bei allen Beteiligten einen breiten Konsens gibt und wenn sich geimpfte Tiere auch vermarkten lassen.

Neue Instrumente zur Seuchenbekämpfung

Als wirksames wissenschaftliches Instrument für die Seuchenbekämpfung wurde die Diagnostik mit ihren geradezu „revolutionären“ Entwicklungen genannt. Es steht heute eine Vielzahl von Analytikverfahren zur Verfügung, mit der man sehr zielgerichtet und sehr schnell auf Erregersuche gehen kann. Daneben tragen auch verbesserte Kommunikationssysteme zur erfolgreichen Seuchenbekämpfung bei. Die Übertragung von Daten in „Echtzeit“ und die Etablierung von Monitoring- und Surveillance-Datenbanken erlauben standardisierte epidemiologische Auswertungen, andere Informationssysteme ermöglichen Vorhersagen zum Verlauf von Tierseuchen oder die Beurteilung verschiedener Bekämpfungsoptionen.
Diese Modelle sind deshalb so wichtig, weil Strategien zur Seuchenbekämpfung nicht „ausprobiert“ werden können. So wurden am Beispiel der Klassischen Schweinepest verschiedene Bekämpfungsszenarien, deren Kosten und Erfolge unter Berücksichtigung praktischer Erkenntnisse berechnet. Sowohl im Sinne einer möglichst effektiven Eindämmung eines Seuchengeschehens als auch aus wirtschaftlicher Sicht zeigte sich hier das Szenario mit Notimpfung gegenüber dem ausschließlich auf Keulung basierenden konventionellen Bekämpfungsszenario als gleichwertig oder sogar überlegen. Als wichtigste Maßnahme für den Erfolg aller Bekämpfungsstrategien erwies sich nach wie vor die Einrichtung und Durchsetzung von Sperrbezirken.

Ja, aber….

Neue Wege in der Seuchenbekämpfung sind nur auf internationaler Ebene und mit einem breiten Konsens der beteiligten Partner möglich. Eine Befragung bei den EU-Staaten zur Akzeptanz von neuen Impf-/Diagnostikstrategien in Notfallsituationen sowie ein EU-Strategiepapier wurden vorgestellt. Demnach herrscht grundsätzlich Übereinstimmung, dass die Notimpfung mit anschließender weiterer Nutzung der Tiere eine sinnvolle Alternative zur Keulung darstellt. Das Umfrageergebnis machte aber auch deutlich, dass dem zustimmenden „Ja“ sehr häufig ein eingrenzendes „aber“ folgt. Bedenken seitens der Mitgliedsstaaten wurden hauptsächlich hinsichtlich Sicherheit der Impfstoffe, Zulassungsfragen und Wirtschaftlichkeit sowie der Handelbarkeit geimpfter Tiere und deren Erzeugnisse geäußert. Derzeit wird deshalb an einem überzeugenden Konzept zur praktischen Umsetzung gearbeitet.

Ein neuer Dialog hat eingesetzt

Die abschließende Podiumsdiskussion zeigte, dass eine Änderung der Bekämpfungsstrategie grundsätzlich auf Zustimmung stößt. Vertreter der Amtstierärzte und der Praktiker sprachen sich aus wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und tierschutzrechtlichen Erwägungen eindeutig dafür aus. Auch der Bauernverband formulierte eine klare und nachdrückliche Position zur Änderung der Bekämpfungsstrategie vom Keulen weg hin zur Notimpfung und anschließenden Vermarktung. Das Fleisch von geimpften Tieren darf nicht mehr stigmatisiert werden, lautete eine wesentliche Forderung. Die Vertreter des Tierschutzes und der Verbraucherverbände befürworteten im Grundsatz das Instrument der Notimpfung, verbanden ihr „Ja“ allerdings mit einer Reihe von Nebenforderungen wie beispielsweise der Extensivierung von Nutztierhaltungssystemen. Die Bereiche Schlachtung und Vermarktung äußerten sich bei der Podiumsdiskussion nicht mehr grundsätzlich gegen eine Impfung, stellten jedoch die Notwendigkeit einer sicheren, auch internationalen Vermarktung in den Vordergrund ihrer Argumentation. Einigkeit herrschte darüber, dass eine Antwort auf die Frage „Impfen statt Keulen?“ in Friedenszeiten, also möglichst schnell, gefunden werden muss.

2 Comments, Comment or Ping

  1. EPetras

    Eine weitere Möglichkeit – zumindest bei niedrig pathogenen Viren z. B. der Aviären Influenza (LPAIV oder NPAIV) zeigen die USA gerade auf, indem sie sie schlicht vormachten: Die Quarantäne mti anschließender Vermarktung. Es sollte jedem Bürger vermittelbar sein, dass ein für Menschen ungefährliches Grippevirus, das in so kurzer Zeit kaum zu höher pathogenen Formen mutieren kann (durch spätere, erneute Diagnostik ließe sich das auch feststellen), das von den Tieren überwunden wurde, so dass diese zum Zeitpunkt der Schlachtung gesund sind, weeder eine Gefahr für Menschen darstellt, noch der Fleischqualität abträglich ist. Momentan ist es das Damoklesschwert derr Keulung, das Geflügelhaltung planungsunsicher macht, Zumindest bei neidrig pathogenen Viren wie LPAIV/NPAIV sollte die Quarantäne die Keulung generell ablösen – unabhängig von weiteren Lösungen 8Notimpfung) im Falle der selteneren hoch pathogenen Viren (HPAIV).

    Eine solche Passage sollte der Geflügelpestschutzverordnung dringend beigefügt werden, besonders im Sinne der Gänsehalter, für die sich die derzeitige Regelung wirklich existenzbedrohend auswirkt!

  2. etta politt

    Drucken!

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