animal-health-online®
Redaktion Grosstiere

Zwischenablage01 powered by ...
T O P N E W S ►

PRCD: Viele Erreger verderben die Lunge

PRCD(aho) – Während man in der Vergangenheit eher von Atemwegserkrankungen bei Schweinen ausging, die durch einen Erreger hervorgerufen wurden, lassen jetzt moderne diagnostische Methoden erkennen, dass in der modernen Schweinehaltung Atemwegserkrankungen überwiegend durch das Zusammenspiel mehrerer Bakterien und Viren entstehen. Dabei sind diese Erreger häufig latent über längere Zeit im Bestand vorhanden. Dies verdeutlicht eine Studie aus der Klinik für Schweine und des Instituts für Medizinische Mikrobiologie, Infektions – und Seuchenmedizin der Ludwig-Maximilians-Universität München (9). Ein Wissenschaftlerteam hatte Lungenspülproben sowohl von klinisch auffälligen als auch von unauffälligen Tieren untersucht. Es wurde eine Vielzahl von Erregern gefunden, die häufig auch gleichzeitig in einem Schwein vorkamen. So PRRS – und Circoviren, Streptokokken, Mykoplasmen, Haemophilus, Pasteurellen, Bordetellen und Actinobacillus (APP). Überraschend war, dass diese Erreger in allen Produktionsstufen vom Saugferkel bis in die Mast vorkamen. So konnten Bordetellen in gleicher Häufigkeit im Saugferkel-, Absetzferkel-, Vormast- und Mastbereich nachgewiesen werden. Zudem waren die verschiedenen Erreger bei gesunden und kranken Tieren vorhanden (9).

PRDC

Für diese Lungenerkrankungen unter Beteiligung vorn mehreren bakteriellen und viralen Erregern hat sich weltweit der Begriff des Porcine Respiratory Disease Complex (PRDC) eingebürgert. In den USA wird auch häufig von der „18-week-wall“ gesprochen – Schweine in einem Alter von ungefähr 18 Wochen zeigen insbesondere Atemwegsinfektionen, die mit verminderten Tageszunahmen und mit Fieber, Abgeschlagenheit, Fressunlust, Husten und Atemnot einhergehen(13).

Es werden Mycoplasma hyopneumoniae, Pasteurella multocida, Actinobacillus pleuropneumoniae und Streptococcus suis sowie Viren wie dem Influenza-A-Virus, PRRS-Virus und dem Porzinen Respiratorischen Coronavirus (PRCV) und andere Erreger für den PRDC verantwortlich gemacht (3,12).

Häufig wirken die PRRS – und Ciroviren als „Türöffner“ für darauf folgende bakterielle Erreger und Mycoplasmen. So schwächen zum Beispiel das PRRS- und das Circo-Virus das körpereigene Abwehrsystem der Lunge, indem sie deren Fresszellen (Makrophagen) zerstören. Nachfolgend fällt es Mycoplasmen, Pasteurellen, APP, Streptokokken und anderen Bakterien leichter, an dem vorgeschädigten Abwehrsystem vorbei in die Atmungsorgane einzudringen.

Eine Reihe von Untersuchungen belegen, dass durch das gleichzeitige Vorkommen verschiedener Mycoplasmen, Bakterien und Viren das Krankheitsbild sowohl deutlich verschlimmert als auch zeitlich ausgedehnt wird. Dies ist für Mycoplasmen und das PRRS-Virus belegt (14). Wissenschaftler der Universität von Minnesota konnten sie bei ihren Versuchen mit zwei und sechs Monate alten Schweinen immer dann sehr viele PRRS – Viren aus dem Blut und aus dem Rachen der Tiere isolieren, wenn die Tiere gleichzeitig mit Mykoplasmen infiziert waren. Auch das gleichzeitige Auftreten des PRRS-Virus und des Influenza-A-Virus verschärft das Krankheitsbild (15).

Plus Endotoxine

Zusätzlich produzieren Erreger wie Actinobacillus pleuropneumoniae spezielle zellschädigende Substanzen (Zytotoxine) produziert und ausscheidet. Sie werden deshalb als Exotoxine (10, 11) bezeichnet, die zur Zerstörung von Lungenmakrophagen (Abwehrzellen der Lunge) und roten Blutkörperchen führen können. Ein Erreger kann verschiedene Exotoxine gleichzeitig ausscheiden (23, 26). Die Gesamtvirulenz von Actinobacillus pleuropneumoniae hängt weniger von der biologischen Aktivität der einzelnen Endotoxins ab, sondern viel mehr von ihrer Kombination (18 – 25).

Der PRDC variiert von Betrieb zu Betrieb. So haben der Zeitpunkt des Erregerkontakts, etwaige Impfungen und Routinemedikationen einen Einfluss den Verlauf und die Ausprägung des Krankheitsbildes. Ebenso ist PRRS – Virus nicht gleich PRRS – Virus. Einige PRRS – Virusisolate sind eher für milde Verläufe verantwortlich; andere Isolate lösen eine massive Pneumonie aus.

PRDC – Die Folgen

Der PRDC hat erhebliche Leistungsdepressionen und erhöhte Tierverluste zur Folge (13). Das Wachstum ist um bis zu 20% vermindert (16), die durchschnittlichen Tageszunahmen sogar bis zu 35% und die Futterverwertung um bis zu 29% mit entsprechender Verlängerung der Mastdauer (16) und dem Auseinanderwachsen der Tiere. Wirtschaftliche Verluste entstehen bereits bei 10% betroffenen Lungengewebes (17).

Einflussfaktoren

Die Auswirkungen der PRDC und anderen Atemwegserkrankungen hängen sehr stark von äußeren Einflüssen ab. Deshalb unterscheiden sich die Symptome von Betrieb zu Betrieb, teilweise sogar zwischen den verschiedenen Ställen.

Konsequent handeln

Die großen wirtschaftlichen Auswirkungen von Atemwegserkrankungen erfordern konsequente Bekämpfungsmaßnahmen. Auf der einen Seite müssen die Risikofaktoren bei der Haltung wie der Zukauf von Tieren aus verschiedenen Herkünften, Transport- und Klimabelastungen, ungenügende Lüftung und hohe Belegungsdichte beseitigt werden. Andererseits lassen sich viele Erkrankungen durch Impfprogramme wirksam bekämpfen. Allerdings setzt ein wirksamer Impfschutz die Kenntnis des oder der Erreger(s) und die gezielte Auswahl des Impfstoffes voraus (5).

Literatur:

(1) Christensen, G., u. J. Mousung (1992):
Respiratory System.
In: A. D. Leman, B.E. Straw, W.L. Mengeling, S.D’Allaire u. D. J. Taylor
(eds.): Diseases of Swine.
Wolfe Publishing Ltd., London, England, S. 138-162

(2) Eger, S. (1999):
Praktische Erfahrungen bei der Bekämpfung von Atemwegserkrankungen in Thüringen unter besonderer Berücksichtigung von A.pp.
In: P. Otto (Hrsg.): Bekämpfung bakterieller Infektionen – eine ständige Aufgabe des gesundheitlichen Verbraucherschutzes.
Bundesgesundheitsbl.-Gesundheitsforsch.-Gesundheitsschutz 42, S. 930-931

(3) Gosse Beilage, E. (1999):
Klinische und serologische Verlaufsuntersuchungen zu Prävalenz, Inzidenz und Interaktion viraler und bakterieller Infektionen des Respirationstraktes von Mastschweinen.
Hannover, Tierärztliche Hochschule, Habil.-Schrift.

(4) Henning-Pauka, I. (1999)
Erreger-Wirt-Interaktionen bei der Actinobacillus-pleuropneumoniae-Infektion des Schweines.
In: P. Otto (Hrsg.): Bekämpfung bakterieller Infektionen – eine ständige Aufgabe des gesundheitlichen Verbraucherschutzes.
Bundesgesundheitsbl.-Gesundheitsforsch.-Gesundheitsschutz 42, S. 927-929

(5) Hoy, S. (2001)
Atemwegserkrankungen bei Rindern und Schweinen: Ökonomische Bedeutung
In: Atemwegserkrankungen bei Rindern und Schweinen 3. Auflage; Januar 2001

(6) Loeffen, W. (2001):
Respiratory disease, a production balancing act.
In: Pig Progress, Elsevier International Business Information, 6/2001, S. 4-6

(7) Ohlinger, V. F., C. Bischoff u. S. Pesch (1999):
Porzines Circovirus Typ II und seine Bedeutung für die Schweineproduktion.
In: P. Otto (Hrsg.) Bekämpfung bakterieller Infektionen – eine ständige Aufgabe des gesundheitlichen Verbraucherschutzes.
Bundesgesundheitsbl.-Gesundheitsforsch.-Gesundheitsschutz 42, S. 940-942

(8) Hörügel, K (1999):
Multisite-Produktion – eine Verfahrensgestaltung zur Bekämpfung respiratorischer Erkrankungen.
In: P. Otto (Hrsg.): Bekämpfung bakterieller Infektionen – eine ständige Aufgabe des gesundheitlichen Verbraucherschutzes.
Bundesgesundheitsbl.-Gesundheitsforsch.-Gesundheitsschutz 42, S. 932-933

(9) Palzei, A, M. Ritzmann, G. Wolf, u. K. Heinritzi
Erregernachweis aus bronchoalveolärer Lavage bei Schweinen mit Atemwegserkrankungen
Tierärztliche Umschau, 60 (11), 2005, S. 550 – 556

(10) E. M. Kamp, T. M. Vermeulen, M. A. Smits, and J. Haagsma
Production of Apx toxins by field strains of Actinobacillus pleuropneumoniae and Actinobacillus suis.
Infect Immun. 1994 September; 62(9): 4063-4065.

(11) C. Choi, D. Kwon, K. Min, and C. Chae
Detection and Localization of ApxI, -II, and -III Genes of Actinobacillus pleuropneumoniae in Natural Porcine Pleuropneumonia by In Situ Hybridization
Vet. Pathol., July 1, 2001; 38(4): 390 – 395.

(12) Dee, S. A. (1997):
Porcine respiratory disease complex: The 18th week wall.
In: PIGS-MISSET, Vol. 13 Nr. 1, S. 18-19

(13) Halbur, P. G. (1998)
Porcine respiratory diseases.
p. 1-10. In Proceedings of the 15th Congress of the International Pig Veterinary Society. Nottingham University Press, Nottingham, United Kingdom.

(14) Thacker, E. L., P. G. Halbur, R. F. Ross, R. Thanawongnuwech, and B. J. Thacker. 1999.
Mycoplasma hyopneumoniae potentiation of porcine reproductive and respiratory syndrome virus-induced pneumonia.
J. Clin. Microbiol. 37:620-627.

(15) Van Reeth, K., H. Nauwynck, and M. Pensaert. 1996.
Dual infections of feeder pigs with porcine reproductive and respiratory syndrome virus followed by porcine respiratory coronavirus or swine influenza virus: a clinical and virological study.
Vet. Microbiol. 48:325-335.

(16) Tubbs, R., Deen, J. Economics of respiratory and enteric diseases. Proc. AASP, 1997

(17) Stevermer, E. Extension swine specialist, ret. lowa State University, 1996.

(18) Nicolet J.
Actinobacillus pleuropneumoniae.
Disease of Swine; 7th Ed.; p. 401-408, 1992

(19) Dreyfus, Anou (2003):
Use of recombinant ApxIV in serodiagnosis of Actinobacillus pleuropneumoniae infections; development and prevalidation of the ApxIV ELISA.
Inaugural-Dissertation der Veterinär-Medizinischen Fakultät der Universität Bern.

(20) Dreyfus, A.; Schaller, A.; Nivollet, S.; Segers, R.P.A.M.; Kobisch, M.; Mieli, L.; Soerensen, V.; Hüssy, D.; Miserez, R.; Zimmermann, W.; Inderbitzin, F.; and Frey, J., (2004):
Use of recombinant ApxIV in serodiagnosis of Actinobacillus pleuropneumoniae infections, development and prevalidation of the ApxIV ELISA.
Vet. Microbiol. 99, 227-238.

(21) Dreyfus, A., Miserez, R., Hüssy, D., Schlatter, Y., and Frey, J. (2003):
Use of recombinant N‘-terminal ApxIV in serodiagnosis of Actinobacillus pleuropneumoniae infections.
Swiss Medical Weekly 133, Suppl. 134: 25.

(22) Dreyfus, A., Kuhnert, P., and Frey, J. (2003):
Use of recombinant ApxIV in serodiagnosis of Actinobacillus pleuropneumoniae infections and development of an ApxIV ELISA.
5th International Symposium on the Epidemiology and Control of Foodborne Pathogens in Pork (SAFEPORK), Crete, Greece, October 1-4, 2003

(23) Schaller, A., Nivollet, S., Dreyfus, A., Frey, J., Schalch, L. (2003):
Seradiagnosis of Swine Pleuropneumonia with an Indirect ELISA Based on the Specific RTX Toxin ApxIV of Actinobacillus pleuropneumoniae.
The 11th International Symposium of the World Association of Veterinary Laboratory Diagnosticians and OIE Seminar on Biotechnology. Bankok, Thailand, November 9-13, 2003.

(24) Dreyfus, A., Kuhnert, P., Frey, J. (2003):
Use of recombinant ApxIV in seradiagnosis of Actinobacillus pleuropneumoniae infections and development of an ApxIV ELISA.
5th International Symposium on the Epidemiology and Control of Foodboorne Pathogens in Pork (SAFEPORK), Crete, Greece, October 1-4, 2003.

(25) Kuhnert, P., Frey, J. (2003):
Host cell specific activity and host speccific association of RTX toxins from Actinobacillus species.
11th European Workshop on Bacterial Protein Toxins, Prague, June 29-July 3, 2003.

(26) K. Min and C. Chae
Serotype and apx genotype profiles of Actinobacillus pleuropneumoniae field isolates in Korea
The Veterinary Record, 1999, Vol 145, Issue 9, 251-254

Ropapharm

Reply to “PRCD: Viele Erreger verderben die Lunge”

Suche



Datenschutzerklärung

TOPIC®-Klauen-Emulsion und Gel: Bei Mortellaro Präparate ohne Wartezeit einsetzen! DSC_0014

Die Folgen der kastrationslosen Ebermast: Ungenießbares Eberfleisch stört das Vertrauen der Verbraucher

Fragen und Antworten zur 16. Novelle des Arzneimittelgesetzes.

Antibiotikaverbräuche in Human- und Veterinärmedizin: Was ist viel & Und wer verbraucht "viel"?



Topic-Logo

tierbestand12-13

Penisbeißen in der Ebermast: ... sofort rausnehmen, sonst ist da die Hölle los! Penis_Zeller_Beringer_02

Das arttypische Verhalten der Eber sorgt für Unruhe in der Ebermast.



Bis zu 1 % ungenießbare Stinker: 24.000.000 kg Schweinefleisch in die Tonne?

Antibiotikaverbräuche in der Tierhaltung: Genau hinschauen lohnt sich

Tunnelblick: Stinkefleisch ist nicht das einzige Problem der Ebermast

Eberfleisch mit Geschlechtsgeruch: "Ich befürchte, dass der Fleischkonsum schleichend zurückgeht"


gesundheit


Isofluran-Gasnarkose
Ferkelkastration, Ebermast, Eberimpfung
Verbraucherschutz: Paratuberkulose & Morbus crohn
Toxoplasmose bei Schweinen, Geflügel und Menschen
Botulismus
Morbus Crohn durch Mykobakterien: Ein Verdacht wird zur Gewissheit
Topic®-Emulsionspray und Gel decken ab, lösen Verkrustungen, trocknen aus und sind gegen Bakterien und Pilze konserviert. Die Topic®-Produkte neutralisieren den tierspezifischen Eigengeruch und Gerüche von Entzündungssekreten z.B. beim Zwischenschenkelekzem, Sommerekzem, Kannibalismus, Mauke, Huf- oder Klauenveränderungen. Der versorgte Bereich wird so für Insekten (Fliegen) wenig attraktiv. Die Emulsion und das Gel können auch unter Verbänden und im Zwischenschenkelbereich von Kühen eingesetzt werden.

Zoonosen



Beliebte Beiträge



Morbus Crohn & ParaTb



Prof. Borody im Interview bei YouTube.