Kein Ruhmesblatt für die Transportbranche: Schwerwiegende Verstöße bei Tiertransporten nahmen 2011 zu
Gießen (aho) – Das Veterinäramt des Landkreises Gießen hat bei Kontrollen von Tiertransporten im vergangenen Jahr 2011 alleine mehr als 4.300 Rinder und Schweine überprüft. Der Schwerpunkt lag wieder auf Kontrollen im fließenden Verkehr auf den Autobahnen. Insgesamt gab es 112 Beanstandungen, wie die Jahresstatistik für Tiertransportkontrollen verrät.
Bei 57 Tiertransportkontrollen auf der Autobahn wurde insgesamt 2.140 Rinder (davon 1.452 Kälber), 2.192 Schweine (davon 1.300 Ferkel), 347 Schafe, 31 Pferde, 2.240 Stück Geflügel und 12 Tonnen Fische kontrolliert worden. Dabei wurden 44 Transporte (2010: 43) beanstandet, wobei oft auch mehrere verschiedene Mängel gleichzeitig bei demselben Tiertransport festgestellt wurden, so dass sich insgesamt 112 Beanstandungen ergaben. 2010 waren es noch 78.
„Besonders doppelstöckige Transporte von erwachsenen Rindern und dreistöckige Transporte von Kälbern waren oft zu bemängeln, weil der Platz über dem Rücken der Tiere nicht ausreichte“, berichtete jetzt der zuständige Erste Kreisbeigeordnete Dirk Oßwald nach Auswertung der statistischen Daten. Tiere, die so transportiert werden, müssten meist viele Stunden in unnatürlicher Haltung auf dem Transporter stehen. In mehreren Fällen war sogar so wenig Platz, dass einige Tiere mit dem Rücken gegen das Fahrzeugdach oder einen Zwischenboden stießen. „Es dürfte wohl niemandem schwerfallen, sich vorzustellen, dass dies für die Tiere erhebliche Leiden bedeutet, und dass den Tieren dadurch Schmerzen zugefügt werden“, sagte er.
Die Gefahr, dass die Tiere während des Transportes verletzt werden, ist groß. Meistens kommt es nicht zu äußerlich sichtbaren Verletzungen, sondern zu Blutergüssen. Durch ein Ermittlungsersuchen bei der zuständigen Behörde des Zielschlachthofs konnte etwa nachgewiesen werden, dass mehreren Tieren durch den Transport massive Blutungen im Rückenbereich zugefügt wurden. Die Folge: Eine Strafanzeige wegen eines Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz.
Bei einem weiteren besonders schweren Fall wurden Kälber dreistöckig transportiert und stießen mit dem Rücken gegen die Zwischenböden. Bei der angeordneten Teilumladung musste der Fahrer noch dazu ermahnt werden, mit den Tieren vernünftig umzugehen, da er dabei beobachtet wurde, wie er ein Kalb an den Ohren hochzerrte. „Sowohl dieser Fahrer als auch der Transportunternehmer mussten ein saftiges Bußgeld zahlen“, so Oßwald in einer Pressemitteilung.
Außerdem wurden, wie in solchen Fällen üblich, die zuständigen Behörden über den Vorfall informiert. Das kann dazu führen, dass dem Fahrer der Befähigungsnachweis beziehungsweise dem Transporteur die Zulassung als Transportunternehmer entzogen wird.
Auch bei Tiertransportkontrollen am Bestimmungsort wurden Mängel aufgedeckt. Von 97 kontrollierten Transporten wurden 14 beanstandet. Hier wurden zum Beispiel behornte und nicht behornte Tiere in einer Gruppe transportiert, die maximal erlaubten Gruppengrößen wurden überschritten, und es fielen Tiere auf, die im Haltungsbetrieb nicht tierschutzgerecht gepflegt worden sind. Ein Transporteur hatte seine Tiere schon am Tag vor der Schlachtung im Stall des Schlachthofes abgeladen, ohne dafür zu sorgen, dass den Tieren Trinkwasser zur Verfügung steht. Dieser Mangel wurde noch am selben Tag von der amtlichen Tierärztin entdeckt und behoben. Der Anlieferer erhielt einen Bußgeldbescheid, seitdem achtet er bei seinen Anlieferungen immer peinlich genau darauf, dass die Tiere gut untergebracht und versorgt sind.
Auch Tierbörsen im Visier
Auf Vogelbörsen und Reptilienbörsen im Landkreis Gießen wurden rund 6400 Tiere von 636 Anbietern kontrolliert, wobei insgesamt 121 Verstöße gegen die Börsenauflagen festgestellt wurden. Dabei handelte es sich oft um zu kleine Ausstellungsbehältnisse oder sogar die Ausstellung von Tieren in Transportbehältnissen. Weitere Mängel waren fehlendes Wasserangebot, fehlendes Futterangebot, fehlender Sichtschutz oder Versteckmöglichkeiten. In einigen Fällen wurden auf den Vogelbörsen von den Anbietern die sogenannten Umsatzvolieren nicht genutzt, was auch mehrmals dazu führte, dass Vögel frei in der Halle flogen.
5 Comments, Comment or Ping
Antonietta
Welt weit werden rund 50 Milliarden Tiere lebendig transportiert. Eingepfercht in LKWs werden sie oft tagelang quer durch Europa von Mastbetrieben zu Schlachthöfen gekarrt, bei sengender Hitze oder klirrender Kälte, ohne Wasser und Futter.
Mrz 15th, 2012
Gisa Henker
Geht gar nicht. Die armen Ficher!!!!!!!!!!!Da muss man doch was tun!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Mrz 18th, 2012
Eva Fack
Für mich ergibt sich daraus nur die eine Konsequenz – vegetarisch, am besten vegan zu leben. Ist ganz einfack, ich praktiziere das schon seit fast 30 Jahren.
Mrz 18th, 2012
Sylvia H.
Es ist einfach nur noch zum Weinen. WIE BLÖD ist die Menschheit eigentlich NOCH??
Mrz 18th, 2012
Michael A.
Wenn DU nur einmal von Anfang an siehst, wie z. B. Schweine auf den LKW geladen werden, dann hunderte vo km gekarrt werden , wieder unter schlechten Bedingungen abgeladen werden, und dann …., zum heulen und schreien!!! Es sieht kein Veterinär dort hin !!!
Mrz 19th, 2012
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