Das aktuelle aho-Interview: Von Klauenpflege und Klauengesundheit
[Unglaublich aber wahr; Klauenpflege tut not! Foto Schöllhorn}
(aho) – Gesunde Klauen sind Grundvoraussetzung für einen produktiven Rinderbestand. Nicht umsonst heißt es „Die Klauen tragen die Milch!“. aho sprach mit dem Klauenpfleger Harald Schöllhorn über gesunde Klauen, verschenkte Leistung und Mortellaro.
aho: Herr Schöllhorn, beschreiben sie bitte kurz ihren Klauenpflegebetrieb. Wer sind Ihre Kunden? Welche Technik nutzen Sie?
Schöllhorn: Ich betreue von Trunkelsberg in der Nähe von Memmingen (Unterallgäu) zusammen mit einem Mitarbeiter im Umkreis von 100 Kilometern eine Vielzahl von Rinderhaltungen. Es sind zumeist Stammkunden, die ich seit vielen Jahren regelmäßig anfahre. Ich nutze einen vollhydraulischen Klauenpflegestand. Die gute Fixierung der Tiere sorgt für den Schutz von Mensch und Tier vor Verletzungen. Zudem wird das präzise Arbeiten erleichtert.
aho: Können Sie mit wenigen Sätzen einige Eckpunkte der Klauenpflege beschreiben?
Schöllhorn: Das ist kaum möglich! Damit ein entspanntes Arbeiten möglich ist, legen wir sehr großen Wert darauf, dass der Zutrieb für alle Beteiligten, vorwiegend aber für Ihre Tiere, stressfrei abläuft. Das heißt, ohne Anschreien oder Schlagen der Tiere! Glauben Sie mir, ich plane soviel Zeit für die Klauenpflege auf den Betrieben ein, dass dies möglich ist.
Ich beurteile zunächst das Gangbild des Tieres und achte auf eine ungleichmäßige Belastung der Klauen und Fehlstellungen der Extremitäten. Das verrät mir schon sehr viel. Oft werden aber erst nach einer Reinigung der Klauen Schäden an der Haut und am Hornschuh sichtbar. Für den nachfolgenden Korrekturschnitt und die anschließende Behandlung der eigentlichen Erkrankung sind gute Kenntnisse über die Anatomie der Rinderklaue erforderlich. Durch einen fehlerhaften Klauenschnitt laufen Tiere oft schlechter als zuvor.
aho: Herr Schöllhorn, auf Ihrer Internetseite zeigen Sie Fotos von völlig deformierten und ungepflegten Klauen. Sind die noch aktuell?
Schöllhorn: Ja, leider! Dem einen oder anderen Landwirt ist die Wichtigkeit einer ordentlichen Klauenpflege noch nicht bewusst. Schade eigentlich, da wird sinnlos Leistung verschenkt. Natürlich ist eine regelmäßige Klauenpflege ein Kostenfaktor, aber das Preis-Leistungsverhältnis ist überzeugend. Klauenpflege rechnet sich.
aho: In vielen norddeutschen Milchviehbetrieben ist Mortellaro ein Problem. Können Sie das auch für Ihre Region bestätigen?
Schöllhorn: Absolut; es sind sowohl Klein- als auch Großbetriebe, Anbindehaltungen wie auch Laufställe betroffen. In den letzten Jahren hat Mortellaro zugenommen. Auch Weidehaltung schützt da nicht!
aho: Wie gehen Sie bei Mortellaro vor?
Schöllhorn: Grundsätzlich muss man bei der Behandlung zwischen massiv erkrankten Einzeltieren und weniger stark betroffenen Tieren unterscheiden. Bei schwerwiegenden Problemen ist immer ein Salbenverband angezeigt. Sonst genügt eine Behandlung mit einem Klauenspray über fünf Tage; bei Bedarf auch länger. Eines muss man sich aber immer klar machen: Bei Mortellaro handelt es sich um eine Erkrankung durch Bakterien, so dass die Probleme immer wieder auftauchen können. Selbst eine erfolgreiche Behandlung eliminiert nicht die Erreger aus dem Bestand; auch wenn dies manche Produkte versprechen.
aho: Für welche Produkte haben Sie sich entschieden?
Schöllhorn: Ich bin immer auf der Suche nach Produkten die wirksam und sowohl für das Tier als auch für den Anwender verträglich sind. Nach längerer Prüfung verschiedener Produkte habe ich mich für die Topic-Klauenemulsion zur Spraybehandlung und das Topic-Gel entschieden. Ich arbeite mit diesen Pflegeprodukten seit geraumer Zeit und meine Kunden sind zufrieden. Weitere Informationen zu den Topic-Produkten erhält man unter www.ropapharm.de.
aho: Welche begleitenden Maßnahmen empfehlen Sie?
Schöllhorn: Grundlage ist natürlich die regelmäßige Klauenpflege. Gleichzeitig gilt auch die Fütterung zu überprüfen. Wichtig ist auch die Laufflächen sauber und die Liegeboxen trocken zu halten. Feuchte und aufgeweichte Haut im Bereich der Klauen ist eine ideale Eintrittspforte für den Mortellaro-Erreger. Ich empfehle jedem Kunden zwischen den Klauenpflegeterminen mit der Klauenemulsion vorbeugend zu arbeiten.
Aho: Und welche Rolle spielt die Fütterung?
Schöllhorn: Leider muss ich immer wieder feststellen, dass die Fütterung strukturarm und somit nicht wiederkäuergerecht ist. Die Folge ist oft eine Pansenübersäuerung, da durch die verminderte Kautätigkeit weniger basischer Speichel gebildet wird. Übersäuernd wirken zusätzlich auch zu große Kraftfuttermengen und Futtermittel wie Biertreber und Kartoffelpülpe. So werden Erkrankungen wie die Klauenrehe begünstigt.
aho: Sie erwähnten, dass es sich bei Mortellaro um eine bakterielle Erkrankung handelt. Welche Konsequenzen haben Sie daraus gezogen?
Schöllhorn: Nach meiner Erfahrung wird Mortellaro zu 99% über den Zukauf von Tieren in den Stall gebracht. Wenn auch höchst unwahrscheinlich ist es nicht ausgeschlossen, dass jeder Dienstleister – seien es Klauenpfleger, Tierärzte oder Besamungstechniker – die Erreger übertragen kann. Das Handwerkszeug muss grundsätzlich sauber sein. Nicht mehr und nicht weniger.
aho: Vielen Dank für das Gespräch.
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