Rinderpraxis: Mehr als 60% der Milchviehbestände von Q-Fieber betroffen
Hannover (aho) – In Deutschland sind viel mehr Milchviehbestände vom Q-Fieber betroffen als angenommen. Das ist das Ergebnis einer bisher unveröffentlichten Studie, deren Ergebnisse der aho-Redaktion vorliegen. Seit April 2013 hat die Gesellschaft für Innovative Veterinärdiagnostik mbH (IVD) mit Sitz in Hannover Tankmilchproben von 636 deutschen Milchviehbetrieben auf Antikörper gegen Coxiella burnetii, dem Erreger des Q-Fiebers, untersucht. In 63% der Proben wurden dabei positiv auf Q-Fieber getestet. Der Erreger ist deutschlandweit verbreitet, wobei der Schwerpunkt in Niedersachsen liegt. Hier sind sogar 75% aller Betriebe positiv.
Bei Kühen verursacht Q-Fieber hauptsächlich Unfruchtbarkeit und eine Gebärmutterentzündung (Metritis). Aborte sind eher selten. Färsen bringen oft tote oder lebensschwache Kälber zur Welt. Bei Schafen und Ziegen stehen Aborte im Vordergrund.
Da eine Impfung insbesondere die Fruchtbarkeit in den Rinder- und Milchviehbeständen deutlich verbessert, bietet sowohl die Niedersächsische als auch die NRW-Tierseuchenkasse ein Beihilfeprogramm an. Details erfahren Sie hier.
Auch Menschen können erkranken
Ebenso wird häufig vergessen, dass sich auch Menschen infizieren können und es immer wieder zu schweren Erkrankungen beim Menschen führt. Im Jahr 2010 wurden in den Niederlanden 40.000 Schafe und Ziegen wegen Q-Fieber gekeult, nachdem 2009 sechs Menschen an Q-Fieber starben. Das Reservoir für Coxiellen ist in erster Linie bei Wiederkäuern zu suchen. Während der Geburt werden große Erregermengen von den Muttertieren ausgeschieden. Der Erreger wird des Weiteren auch über Milch, Kot und Urin ausgeschieden und erfolgt überwiegend durch Einatmen von infektiösem Staub oder aber durch direkten Kontakt zu infizierten Tieren. Eine Mensch- zu- Mensch- Übertragung von Q-Fieber wurde nur in seltensten Fällen beschrieben. Ein weiteres Reservoir sind infizierte Zecken (Naturherde).
Landwirte, Schäfer, Schafscherer sowie Tierärzte gehören zu dem besonders gefährdeten Personenkreis. Infektionen können aber auch entlang der Triebwege von Schafen auftreten. Die Zeit zwischen Ansteckung und Beginn der Erkrankung beträgt ca. 2 – 4 Wochen und ist u. a. abhängig von der Menge der aufgenommenen Erreger. Oft verläuft die Erkrankung sehr leicht, manche Patienten halten die Symptome vielleicht für einen grippalen Infekt. In den meisten Fällen heilt die Krankheit nach zwei Wochen aus. Symptome einer schwereren Erkrankung mit Q-Fieber beim Menschen sind hohes Fieber, Schüttelfrost, Kopf- und Muskelschmerzen. Die Beschwerden halten manchmal länger an. Es kann zu einer Lungenentzündung und seltener auch zu einem Leberschaden kommen. Bei Schwangeren kann eine Infektion einen Abort oder eine Frühgeburt aquslösen. Bei Patienten mit einem Herzfehler oder einer Herzklappenprothese kann es zu Entzündungen am Herzen und Komplikationen führen.
One Comment, Comment or Ping
Reply to “Rinderpraxis: Mehr als 60% der Milchviehbestände von Q-Fieber betroffen”