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Niedersächsische Ringelschwanz-Prämie: Mit Stroh, weniger Langeweile und mehr Platz gegen Schwanzkannibalismus

Schwanzkannibalismus_03Hannover (aho) – Mit einer Prämie für unversehrte und gesunde Ringelschwänze von Schweinen will Niedersachsens Landwirtschaftsminister Christian Meyer einen Anreiz für mehr Tierschutz in Niedersachsens Ställen bieten. Hierzu sollen laut Angaben des Agrarministeriums eine Neuausrichtung bei der Verwendung von EU-Beihilfen erfolgen: Erstmals wird in Niedersachsen im Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER) ein Topf speziell für Tierschutzmaßnahmen zur Verfügung gestellt. Vorgesehen sind für die Förderperiode 2014 bis 2020 rund 28 Millionen Euro.

Nach Berechnungen der Landwirtschaftskammer ist für unversehrte Ringelschwänze und Tiere eine Prämie zwischen 16 und 18 Euro denkbar, um die Mehraufwendungen im Stall und eine fachkundige Betreuung zu belohnen, so das Agrarministerium. Gezahlt wird nur, wenn keine Schwänze kupiert sind. Das sei Voraussetzung für die Teilnahme. Es geht auch nicht allein um einen Verzicht auf das Kupieren. Entscheidend ist doch vor allem, dass in den Tierställen Bedingungen geschaffen werden, damit sich zum Beispiel Schweine wohlfühlen. Mit Stroh, Beschäftigungsmaterialien und genügend Platz für das einzelne Tier, heißt es in einer Presseinformation. Gesunde Ringelschwänze seien dafür ein Indikator. „Und wir prüfen auch unabhängig, ob sich das Tierwohl verbessert hat. Gezahlt wird nur für intakte, unversehrte Schweine. Haben mehr als 30 Prozent der Tiere Verletzungen, wird auch für die gesunden Tiere keine Prämie gezahlt“, so Agrarminister Meyer. „Wir wollen, dass die Schweine gesund bleiben. Und das gelingt nur, wenn die Haltungsbedingungen angepasst werden“, fügte er hinzu. Verpflichtung sei, dass ein mitmachender Betrieb bei allen Schweinen eines Durchgangs auf das Schwanzabschneiden verzichtet.

Hinweis aus der aho-Redaktion:

Das niedersächsische Agrarministerium will Schwanzkannibalismus mittels Stroh, Beschäftigungsmaterialien und mehr Platz vermeiden. Deutsche und internationale Wissenschaftler konnten bisher hier keinen eindeutigen Zusammenhang herstellen. Grundsätzlich tritt das Phänomen auch bei Wildschweinen und Schweinen in Freiland- und Ökohaltung auf (9, 14). Bei einer Befragung unter 500 niederländischen Betrieben gaben 50–64% der konventionellen und 45-47% der ökologisch wirtschaftenden Betriebe Probleme mit dem Schwanzkannibalismus an (17). In soweit bietet eine Orientierung an des Bedingungen des Ökolandbaus keine tatsächliche Lösung.

Man kann annehmen, dass es sich beim reinen Bekauen des Schwanzes um ein „übliches“ Verhalten bei Schweinen handelt, welches durch Einflüsse „aus der Ruder laufen“ kann. Für den Schwanzkannibalismus – in Fachkreisen auch Kaudophagie genannt – werden in der Fachliteratur eine Vielzahl von Umwelt- und Fütterungsfaktoren diskutiert (14). Auffällig ist, dass die Ergebnisse oft nicht reproduzierbar sind. Sie scheinen nicht die Auslöser zu sein. Sie beeinflussen eher den Schweregrad. Das Phänomen kann zwar auch bei kupierten Schwänzen auftreten ist jedoch bei langen Schwänzen um ein Vielfaches häufiger (16).

Schwierige Logistik

Da die Schwänze der Ferkel in den ersten Lebenstagen gekürzt werden, müsste z.B. ein dänischer Ferkelerzeuger sehr frühzeitig wissen, dass seine Ferkel mit langem Schwanz zehn Wochen später garantiert in einen niedersächsischen Mastbetrieb gehen, der am „Langschwanzprogramm“ teilnimmt. Kommt es auf welcher Seite auch immer zu Verzögerungen, müssten die Ferkel mit langen Schwänzen anderweitig – auch in andere Bundesländer oder in Dänemark selbst – vermarktet werden. Welcher hierfür unvorbereitete Schweinemäster wäre hierzu bereit? Wohl nur mit deutlichen Preisabschlägen!

Unbeantwortet ist auch die Frage der Erfassung gesunder Schwänze am Schlachthof. Hier müssten die Daten eines Mastbetriebes von verschiedenen Schlachtbetrieben – lägen sie in Niedersachsen oder anderen Bundesländern – in einer Datenbank zusammengeführt werden, um das Unterschreiten der 30%-Marke zu prüfen. Zudem wären die Zahl der eingestallten Ferkel, der Verluste und der geschlachteten Schweine abzugleichen und zu verifizieren.

Literatur

(9) Walker PK, Bilkei G.
Tail-biting in outdoor pig production.
Vet J. 2006 Mar;171(2):367-9.

(14) Freitag M.
Kaudophagie beim Schwein – ein multifaktorielles Problem.
11. Haupttagung der Agrar- und Veterinärakademie (AVA), 16.-18.3.2012, Göttingen

(16) Thodberg, K. et al.
The risk of tail biting in relation to level of taildocking.
Proc. 44th Congr. International Society for Applied Ethology, Uppsala, Sweden, August 2010, p.91.

(17) De Lauwere, C. et al.
Stoppen met couperen? Varkenshouders over staartbijten en staartcouperen. LEI rapport 2009 – 97, LEI, the Hague, The Netherlands

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