EU will weniger Reserveantibiotika in der Tierhaltung +++ EU-Abgeordneter Dr. Liese: „ Man darf das Problem nicht allein den Landwirten in die Schuhe schieben“.
Berlin/Brüssel (aho) – Das Europäische Parlament plant, den Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung einzuschränken. Der Europaabgeordnete Dr. med. Peter Liese (CDU) kündigte am Dienstag in Berlin an, dass die Vorschläge zu den Tierarzneimitteln und Arzneifuttermitteln derzeit im Europäischen Parlament beraten werden. Eine Einigung mit den Mitgliedsstaaten könnte Ende dieses Jahres erfolgen.
„Auch wenn die zahlenmäßig größte Ursache bei Hygienemängeln und nicht sachgerechtem Antibiotikagebrauch in der Humanmedizin liegen, muss auch die Landwirtschaft und Veterinärmedizin ihrer Verantwortung gerecht werden“, so der Humanmediziner. „Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und des Europäischen Zentrum für Seuchenbekämpfung (ECDC) sterben in Europa jährlich 25.000 Menschen weil sie an Keimen leiden, gegen die kein herkömmliches Antibiotikum mehr wirkt. Experten zeigen in aktuellen Stellungnahmen auf, dass sich in manchen Bereichen innerhalb von wenigen Jahren die Zahl der Resistenzen fast verdoppelt hat“, so Liese.
Neue Antibiotika für Tiere
Das Europäische Parlament berät zurzeit drei Gesetzgebungsvorschläge der Europäischen Kommission, so der Europaabgeordnet. Durch ein ganzes Maßnahmenbündel soll die Verbreitung von Antibiotikaresistenzen zurückgedrängt werden. Eine der wichtigsten Maßnahmen ist, dass Reserveantibiotika die beim Menschen eingesetzt werden, wenn herkömmliche Antibiotika nicht mehr wirken, in der Tierzucht verboten oder auf ganz spezielle Anwendungen beschränkt werden. Außerdem sollen Unternehmen einen Anreiz bekommen, neue Antibiotika für Tiere zu entwickeln. Hier soll es eine längere Marktexklusivität geben, damit billige Nachahmerprodukte (Generika) später auf den Markt kommen und sich so die Entwicklung neuer Medikamente für die Industrie stärker lohnt. „Unsere Fraktion unterstützt die Vorschläge der Europäischen Kommission, teilweise müssen wir sie aber noch präzisieren, um das gewünschte Ziele zu erreichen“, so Liese.
Strengere Regeln in der Humanmedizin
„Ich glaube, dass wir auch strengere Regeln und bessere Anreize zur Entwicklung neuer Medikamente in der Humanmedizin brauchen. Man darf das Problem nicht allein den Landwirten in die Schuhe schieben, nicht nur in der Nutztierhaltung werden Antibiotika zu häufig und zu unkritisch eingesetzt, sondern auch in der Humanmedizin. Ich habe die Europäische Kommission daher aufgefordert, auch hier entsprechende Vorschläge zu machen. Ein wichtiges Element könnte die Überarbeitung des Beipackzettels sein. Leider ist dieser für die meisten Patienten unverständlich und es fehlen deutliche hervorgehobene Hinweise, zum Beispiel auch für die Einnahme von Antibiotika. Das Problem ist gravierend, deshalb dürfen wir nicht bei halbherzigen Lösungsansätzen stecken bleiben. Im Gegensatz zu vielen anderen Themen wird hier keine Gefahr aufgebauscht oder überschätzt, sondern eindeutig unterschätzt“, so Peter Liese. In diesem Zusammenhang lobte Liese ausdrücklich den gestern bekannt gewordenen 10-Punkte-Aktionsplan von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe. „Der Minister macht hier wichtige und in meinen Augen richtige Vorschläge für den Humanbereich. Dort wo die EU zuständig ist, müssen wir dies aufgreifen, denn wie es in dem 10 Punkte-Plan heißt machen Keime an der Grenze nicht halt“, so Liese abschließend.

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