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Das Superhuhn ist nur bedingt super

huhn-kamm-re(LID) – Das Zweinutzungshuhn macht das Töten männlicher Küken überflüssig. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte: Das vermeintliche „Superhuhn“ verwertet Futter weniger effizient und das bedeutet: Es braucht mehr Getreide und ausländische Soja.

Von Michael Wahl

Jährlich werden in der Schweiz rund 2,5 Millionen männliche Küken der Legelinien getötet. Grund dafür ist die Spezialisierung in der Poulet- und Eierproduktion. Zum Einsatz kommen zwei verschiedene Zuchtlinien, deren Tiere entweder viele Eier legen oder schnell Fleisch ansetzen. Das Nachsehen haben die „Brüder“ der Legehennen. Weil sie naturgemäss keine Eier legen und sich nicht zur Mast eignen, werden sie getötet.

Zweinutzungshuhn verspricht ruhiges Gewissen

Eine Lösung für diese unschöne Seite der Eierproduktion, welche Tierschützer immer wieder anprangern, verspricht das so genannte Zweinutzungshuhn. Dieses legt Eier und bringt männliche Küken hervor, die schneller an Gewicht zulegen und sich somit für die Pouletproduktion eignen. Gezüchtet wurde das Zweinutzungshuhn von der deutschen Lohmann Tierzucht GmbH, dem weltgrössten Legehennen-Produzenten. Coop hat Anfang 2014 einen Praxisversuch mit dem Zweinutzungshuhn gestartet; nun hat der Detailhändler beschlossen, es definitiv ins Sortiment aufzunehmen.

Ei des Kolumbus scheint gefunden

Die Medien berichteten euphorisch über das „Superhuhn“ (Blick, 20 Minuten, SRF), weil es die Massentötung männlicher Küken überflüssig macht und den Konsumenten ein gutes Gewissen ermöglicht. Die Diskussion drehte sich vor allem um die Frage, ob das Zweinutzungshuhn auch eine Chance am Markt hat. Denn Eier und Poulet sind teurer, weil das Superhuhn nicht so leistungsfähig ist wie konventionelle Lege- und Mastrassen, was die Produktionskosten erhöht. Sind die Konsumenten bereit, tiefer ins Portemonnaie zu greifen?

Mehr Sojaimporte wegen schlechterer Effizienz

„Ich war überrascht, dass die Effizienz kaum ein Thema war in den Medien“, sagt Peter Spring, Stellvertretender Direktor der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) in Zollikofen BE. Die Diskussion rund um das Zweinutzungshuhn dürfe sich nicht nur um wirtschaftliche und ethische Aspekte drehen. Angesichts knapper werdender Ressourcen und einer wachsenden Bevölkerung müsse gerade auch der Effizienz Beachtung geschenkt werden, fordert Spring.

Hühner: Weltmeisterinnen der Effizienz

Durch Züchtung verwerten moderne Hühnerrassen ihr Futter – in erster Linie Weizen, Mais und Soja – deutlich effizienter als früher. Vor ein paar Jahrzehnten musste ein Huhn dreimal so viel fressen und brauchte doppelt so lange, um das Schlachtgewicht zu erreichen. Ein Poulet frisst heute rund 3,7 kg Futter, um ein Gewicht von 2,2 kg zu erreichen. Legehennen brauchen rund 120 Gramm Futter pro Tag, um 325 Eier in einem Jahr legen zu können; das sind rund 135 g pro Ei.

Hier schneidet das Zweinutzungshuhn schlechter ab als konventionelle Zuchtlinien. Denn das vermeintliche „Superhuhn“ benötigt mehr Futter, um die gleiche Menge Eiweiss zu produzieren wie konventionelle Hühner. Pro Ei sind rund 40 Prozent mehr Getreide, Mais und Soja – dem Grundfutter der Legehennen – nötig, wie es in einem Bericht der Lohmann Tierzucht GmbH aus dem Jahr 2013 heisst. Weil in der Schweiz kaum Sojabohnen angebaut werden, müsste mehr Soja aus Übersee importiert werden – aus Ländern wie Brasilien, China oder Indien. „Ein Ei einer Zweinutzungshenne hat einen signifikant grösseren ökologischen Fussabdruck als eines einer konventionellen Legehenne“, betont Peter Spring. Solange das Zweinutzungshuhn eine Nische bleibe, hielten sich die Auswirkungen in Grenzen. Würde sich aber beispielsweise die Biobranche entscheiden, das Zweinutzungshuhn zum Standard zu machen, hätte das angesichts eines Bio-Eier-Marktanteils von 20 Prozent erhebliche Konsequenzen für die Soja-Importe.

Geschlechtsbestimmung im Ei als Alternative

Wie aber lässt sich das massenhafte Töten von männlichen Küken aus Legelinien vermeiden, ohne dass die Eierproduktion an Effizienz verliert und ohne dass mehr Soja importiert werden muss? Eine Lösung verspricht eine Technologie mit dem sperrigen Namen „Nah-Infrarot-Raman-Spektroskopie“, an der in Deutschland mit Hochdrauck gearbeitet wird. Diese erlaubt die Geschlechtsbestimmung im Ei. Die Küken müssten somit nicht mehr schlüpfen, damit man erkennt, ob es sich um ein weibliches oder männliches Tier handelt. Eier, aus denen männliche Tiere schlüpfen würden, könnten dann vernichtet werden. Die Technologie ist noch nicht praxisreif. Gemäss der Universität Leipzig dauert eine Geschlechtsbestimmung gegenwärtig etwa 15 bis 20 Sekunden pro Ei. Bis Ende 2016 soll ein Geräteprototyp für den breiten Einsatz vorliegen.

Das Zweinutzungshuhn im Test

Mit rund 260 Eiern je Anfangshenne legen Zweinutzungshühner etwa 50 bis 60 Eier weniger pro Jahr als konventionelle Legehennen. Die Produktionskosten pro Ei sind 15% bis 30% höher, je nach Vermarktung der Kleineier. Dies zeigt ein Versuch am Aviforum, dem Kompetenzzentrum der schweizerischen Geflügelwirtschaft, welches im Auftrag der Eierhandelsfirma Eico das Zweinutzungshuhn der Lohmann Tierzucht GmbH getestet hat. Zur tieferen Legeleistung kommt ein hoher Anteil an kleinen Eiern hinzu, die schwieriger zu vermarkten sind. Das Zweinutzungshuhn sei unter heutigen Marktbedingungen nur für eine Nischenprodukion mit entsprechender Auslobung geeignet, schreiben die Studienautoren in der Schweizer Geflügelzeitung.

Weniger gross sind die Differenzen in der Fleischproduktion. Zweinutzungs-Hähne weisen ähnliche Mastleistungen wie die langsam wachsenden Mastlinien in der Freiland- und Bio-Mast auf. Unterschiede gibt es dennoch: Der Anteil des wertvollen Brustfleisches ist bei Hähnen der Zweinutzungslinie kleiner, was die Produktionskosten erhöht. Zudem ist der Schlachtkörper schmaler und langbeiniger als bei herkömmlichen Poulets.

Durch weitere Züchtung wird eine verbesserte Legeleistung der Zweinutzungshühner angestrebt. Andreas Gloor vom Aviforum schränkt aber ein: „Man kann nicht den Fünfer und das Weggli haben.“ Wegen der negativen genetischen Beziehung zwischen Mast- und Legeleistung sei es letztlich immer ein Kompromiss zwischen diesen beiden Zuchtzielen. Verbessere man das eine, gehe das zulasten des anderen.

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