Nachwuchsförderung im Rinderstall: Durchfallerkrankungen stellen hohe Anforderungen an das Haltungsmanagement
(BfT) – Für Rinderhalter sind die ersten Tage nach der Kälbergeburt eine besonders wichtige Phase. Denn Erkrankungen im frühen Alter haben ein hohes Risiko für das neugeborene Kalb. Sie führen nicht nur zu schweren Erkrankungen und Kälberverlusten, sondern haben auch Auswirkungen auf die spätere Entwicklung bis hin zu geringeren Zunahmen, höherem Erstkalbealter und vorzeitigen Abgängen. Eine hohe Aufmerksamkeit für den „Nachwuchs“ ist daher ein wesentlicher Baustein eines guten Tierhaltungsmanagements.
Durchfallerkrankungen sind die Hauptursache für Kälberverluste in den ersten Lebenstagen. Diese in den Griff zu bekommen ist besonders schwierig, weil Durchfall eine sowohl umwelt- als auch erregerbedingte Faktorenerkrankung ist und die Erreger in nahezu allen Betrieben vorkommen. Die meisten Verluste sind in den ersten sieben bis zehn Lebenstagen zu verzeichnen.
Einbußen über die gesamte Lebensdauer
Bereits in den ersten vier Lebenstagen spielen Durchfälle durch enterotoxische E. coli eine Rolle, wenig später kommen auch Infektionen durch Rota- und Coronaviren sowie Kryptosporidien hinzu. Kokzidien bedingte Erkrankungen treten zumeist erst ab der 6. Lebenswoche auf, auch Jungrinder bis zum Alter von 12 Monaten und darüber hinaus sind betroffen. Häufig ist der Verlauf eher schleichend. Die Kokzidiose führt zu einer erhöhten Anfälligkeit der Kälber und durch dauerhafte Schäden an der Darmschleimhaut zu einer schlechten Entwicklung der Tiere.
Die Spannbreite der Verluste ist in den einzelnen Betrieben sehr unterschiedlich. Es scheint, dass bei vergleichbarer Genetik oder Tierzahl das Haltungs- und Fütterungsmanagement einen erheblichen Einfluss auf die Kälbergesundheit hat. Erste Vorbeugemaßnahmen beginnen schon vor der Geburt des Kalbes. So sollte bereits in der Abkalbebox auf gute Hygiene geachtet werden. Jedes neugeborene Kalb sollte so bald wie möglich die erste Milch, das Kolostrum, zu sich nehmen, denn die Antikörper gelangen nur in den ersten 12 bis 18 Stunden nach der Geburt vom Darm ins Blut. Empfohlen werden mindestens drei Liter Kolostrum innerhalb der ersten zwei bis drei Stunden. Zur Kontrolle des Kolostrummanagements kann eine Überprüfung des Eiweißgehaltes im Blut der Kälber durchgeführt werden. In Problembetrieben – oder auch für den Fall, dass geeignetes Kolostrum nicht verfügbar ist – hilft das Anlegen einer Kolostrumreserve älterer Kühe.
In den folgenden Tagen ist eine weitere Versorgung mit Kolostrum sinnvoll, da die enthaltenen Antikörper im Darm des Kalbes noch eine gewisse Wirkung gegen Krankheitserreger entfalten. Um ausreichend kolostrale Antikörper gegen die Erreger zuführen zu können, ist eine Muttertierimpfung gegen Rota- und Coronaviren sowie E. coli empfehlenswert.
Hygiene ist oberstes Gebot
Die größten Probleme bereiten die einzelligen Parasiten Kryptosporidien und Kokzidien. Ihnen ist neben einer medikamentösen Therapie nur mit umfassenden Hygienemaßnahmen beizukommen. Eine einfache Reinigung und Desinfektion der Abkalbe- und Kälberbox reicht jedoch nicht aus, um die äußerst widerstandsfähigen Eier abzutöten. Erforderlich sind fett- und eiweißlösende Schaumreiniger und spezielle Desinfektionsmittel mit nachgewiesener Wirksamkeit für Endoparasiten.
Kranke Kälber sollten im täglichen Arbeitsablauf möglichst zum Schluss versorgt werden, damit Durchfallerreger nicht im eigenen Stall verteilt werden. Saubere Stiefel und Tränkeeimer sind natürlich ein Muss. Ein strikter Hygieneplan ist auch in der folgenden Gruppenhaltung einzuhalten. Die saubere Umgebung (Einstreu, Futter, Wasser) verhindert, dass sich die Kälber immer wieder neu infizieren. Auch Prophylaxe-Maßnahmen greifen nur, wenn die Hygiene im Stall stimmt.
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