Kanton Thurgau: Über 200 Schafe an Botulismus verendet
Iselisberg (aho) – In den vergangenen Tagen sind im schweizer Kanton Thurgauauf einem Milchschafbetrieb in Iselisberg (Schweiz) über 200 Schafe an Botulismus verendet. Betroffen ist nach Informationen aus dem zuständigen Veterinäramt der größte Milchschafbetrieb der Schweiz.
Es ist der zweite Fall im Kanton Thurgau innerhalb kurzer Zeit, nachdem im April auf einem Hof in Gachnang über 60 Kühe gestorben sind.
Da die Todesursache zu Beginn unklar war und eine Seuche nicht ausgeschlossen werden konnte, informierte der betroffene Tierhalter unverzüglich das Veterinäramt des Kantons Thurgau und das Tierspital der Universität Zürich. In seinem vorläufigen Bericht kommt das Tierspital zu folgendem Schluss: „Aufgrund der Untersuchungen kann eine infektiöse Erkrankung mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden. Die Befunde sprechen mit größter Wahrscheinlichkeit für eine Vergiftung. Es besteht hochgradiger Verdacht auf Botulismus.“
Bei Schafen ist Botulismus in der Schweiz bisher kaum diagnostiziert worden. Der Grund für die Vergiftung ist meist ein Tierkadaver, der in das Futter gelangt und das Gift dort entwickelt. Durch die Mischung des Futters wird das Gift dann verteilt, daher sind viele Tiere betroffen.
Der betroffene Tierhalter hat dafür gesorgt, dass ab sofort keine Milch von seinen Schafen mehr auf den Markt gelangt ist. Dass es nun zu diesem tragischen Vorfall kam, ist laut Kantonstierarzt Paul Witzig ein Unfall, der trotz größter Sorgfalt in der Futtergewinnung vorkommen und bei den heutigen Betriebsgrößen und der damit verbundenen Technisierung derartige Ausmaße annehmen konnte.
Weil es sich bei Botulismus nicht um eine Seuche handelt, trägt die öffentliche Hand gemäß heutiger Gesetzgebung nichts zum finanziellen Schaden bei. Für den betroffenen Tierhalter ist klar, dass er seine Tiere künftig gegen Botulismus impfen wird.
Hintergrund
Botulismus wird durch Nervengifte hervorgerufen, die von dem anaeroben sporenbildenden Bakterium Clostridium botulinum produziert werden. Die Bakterien vermehren sich in Kadavern und in eiweißreichem Gras(*) unter Luftabschluss (Silage) und produzieren ein hochwirksames Nervengift: „Botulinum – Toxin“. Es bewirkt eine Unterbrechung der Nervenreize an den Übergängen von Nerv zu Muskel (muskulärer Botulismus). Eine schlaffe Lähmung der betroffenen Muskelgruppen ist die Folge, die klinisch zu Atemstillstand und Tod führen kann. Beim Rind sind „Milchfieberähnliche“ Krankheitsbilder und plötzliche Todesfälle typisch.
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