Geringer Verbrauchsrückgang: Antibiotikamissbrauch in der Humanmedizin weiterhin weit verbreitet
Hamburg/Berlin (aho) – Humanmediziner verordnetem jedem fünften Patienten mit Husten, Schnupfen und Heiserkeit ein Antibiotikum, obwohl Antibiotika nicht gegen die am Geschehen beteiligten Viren unwirksam sind. Das berichtet die Techniker Krankenkasse (TK) in ihrem aktuellen Gesundheitsreport. Vier Jahre zuvor, im Jahr 2011, war es sogar noch fast jeder Dritte (28,8 Prozent). Möglicherweise hat die Diskussion um Antibiotikaresistenzen für den leichten Verordnungsrückgang gesorgt, so die TK.
Auch insgesamt sind die Bemühungen um eine geringeren Antibiotikaverbrauch bei Menschen wenig erfolgreich. An Kassenpatienten wurden 2015 deutschlandweit in Apotheken 17% weniger Antibiotika abgegeben als im Jahr 2010. Während es 2010 noch rund 670 Packungen pro 1000 Versicherte waren, waren es 2015 nur noch 590 Packungen. Nicht erfasst sind in der Statistik allerdings Antibiotikagaben in Krankenhäusern, Direktbehandlungen von Zahnärzten und die Abgaben an Privatversicherte. Für die Analyse wurden Rezepte für gesetzlich Versicherte vom Deutschen Arzneiprüfungsinstitut (DAPI) ausgewertet.
Hingegen konnte in der Veterinärmedizin innerhalb der letzten Jahre ein Rückgang des Antibiotikaeinsatzes bei Tieren in der Landwirtschaft um rund 53 Prozent erreicht werden.
Anlässlich des Europäischen Antibiotikatags am 18. November 2016 erklärte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe:
„Antibiotika sind eine tragende Säule unserer Gesundheitsversorgung. Wie lange sie noch wirken, hängt maßgeblich davon ab, wie wir sie anwenden. Doch ein Großteil der Antibiotika weltweit wird falsch eingesetzt. Mit der Deutschen Antibiotika-Resistenzstrategie gehen wir im Kampf gegen Antibiotika-Resistenzen voran und haben das Thema auch auf die internationale Agenda gesetzt. Ein grundlegendes Ziel ist es, das Wissen der Patientinnen und Patienten über einen sachgerechten Gebrauch von Antibiotika zu verbessern“.
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