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Diagnostischer Durchbruch: Pestivirus als Erreger des epidemischen „Ferkelzitterns“ in Österreich identifiziert


Wien (vetmeduni) – Wenn direkt nach der Geburt ein heftiges Zittern bei Ferkeln auftritt, dann ist nicht immer Kälte die Ursache. Kürzlich wurde eine virale Erkrankung der Hausschweine beschrieben, die während der Trächtigkeit im Mutterleib neurologische Schäden bei Ferkeln erzeugt, so dass krankhaft zitternde Ferkel geboren werden. Forschende der Vetmeduni Vienna konnten nun erstmals dank eines neu entwickelten Tests diese Erreger, die als atypische porzine Pestiviren bezeichnet werden, in Österreich nachweisen. Damit ist nun eine eindeutige Diagnose der mitunter lebensbedrohlichen Krankheit möglich. In der Studie der Vetmeduni Wien konnte erstmals gezeigt werden, dass sich das Virus in den äußerlich gesund erscheinenden Tieren weiterhin nachweisen lässt und eine sexuelle Übertragung der Erkrankung wahrscheinlich ist. Die Ergebnisse der Untersuchungen wurde in der Fachzeitschrift Veterinary Research veröffentlicht.

Berichte über „Zitterferkel“ gibt es bereits seit den 1920er Jahre nicht nur in Übersee, sondern auch in europäischen Ländern. Eine Ursache für das angeborene Zittern, den sogenannten „kongenitalen Tremor“, konnte bislang aber nicht gefunden werden. Als Ursache des angeborenen Zitterns der Saugferkel wurde allerdings schon lange Zeit ein noch nicht entdecktes Virus vermutet. Aufgrund neuer Sequenzdaten gelang es nun einem Forschungsteam der Universitätsklinik für Schweine, des Institutes für Virologie sowie jenem für Pathologie und Gerichtliche Veterinärmedizin der Vetmeduni Vienna, einen Zusammenhang zwischen den atypischen porzine Pestiviren (APPV) und dieser lebensbedrohlichen Krankheit zu identifizieren. Diese Erreger konnten mit einem speziell entwickelten Testverfahren in allen untersuchten Zitterferkeln aus österreichischen Betrieben nachgewiesen werden.

Angeborenes Zittern kann lebensbedrohlich sein

„Das angeborene Zittern erschwert den Ferkeln abhängig von der Stärke des „Zitterns“ von der ersten Minute an das Leben“, sagt Erstautor Lukas Schwarz, Veterinärmediziner der Universitätsklinik für Schweine. Der Tremor kann so heftig sein, dass die Ferkel nicht an den Zitzen der Muttersau saugen können. Gerade die Versorgung mit der Muttermilch ist jedoch in den ersten 24 Stunden überlebenswichtig. „Ohne den ersten Schluck Muttermilch ist die Überlebenschance der Ferkel sehr gering“, erklärt Schwarz die Situation.

Bei Ferkeln, die diese erste Phase überleben, gehen die Symptome nach den ersten drei bis vier Wochen zurück. Nur in seltenen Fällen bleibt bei den Tieren ein leichtes Zittern der Ohren erhalten. Damit es soweit kommt, bedarf es aber eines hohen Aufwands an Aufmerksamkeit und Pflege der SchweinezüchterInnen und TierärztInnen. Bis zu 30 Prozent Ausfälle bei betroffenen Saugferkeln sind möglich. Umso überraschender ist es, dass die Ursache für die mysteriöse Krankheitsform erst kürzlich identifiziert werden konnte.

„Zitterferkel“ mit Pestivirus infiziert

Pestiviren galten neben vielen anderen viralen Erregern als möglicher Auslöser des Ferkelzitterns, da auch bei Ausbrüchen der klassischen Schweinepest zitternde Ferkel beobachtet werden. Bereits etablierte Tests konnten aber die atypischen porcinen Pestiviren nicht nachweisen. „Die ersten verfügbaren Sequenzen von atypischen Pestiviren brachte uns auf eine neue Spur“, so Virologe Benjamin Lamp. Durch die Sequenzdaten konnten dann auch die österreichischen Stämme dieser Viren identifiziert und ein neuer Test entwickelt werden. Nun ist ein schneller Nachweis mit den üblichen molekularbiologischen Methoden, wie der Polymerase-Kettenreaktion oder Antikörpern, möglich. Diese Nachweisverfahren bestätigte aber nicht nur, dass das Virus in den erkrankten Ferkeln zu finden ist, sondern es zeigt auch, dass der Erreger im Speichel und im Sperma von bereits geschlechtsreifen Schweinen nachweisbar bleibt.

Sexuelle Übertragung möglich

„Vor allem der Nachweis in der Samenflüssigkeit eines geschlechtsreifen Ebers wirft ein völlig neues Licht auf die Ausbreitung des Erregers“, so Schwarz. „Das Virus scheint dauerhaft in manchen Tieren zu persistieren, selbst wenn keine Symptome mehr sichtbar sind. Da wir den Erreger selbst im Sperma eines ehemaligen Zitterferkels nachweisen konnten, ist eine sexuelle Übertragung der Erkrankung wahrscheinlich.“

Das Virus wird auf die Ferkel während der Trächtigkeit übertragen und stört wahrscheinlich die Entwicklung des zentralen Nervensystems. Darauf lassen auch eindeutige Veränderungen der Nervenfasern schließen. Antikörper gegen das Virus kommen zwar im Muttertier vor, werden jedoch aufgrund der anatomischen Beschaffenheit der Gebärmutter nicht auf die Föten übertragen. Eine Infektion bei älteren Tieren verläuft dagegen höchstwahrscheinlich nahezu symptomlos.

Interdisziplinäre Kooperation führte zu Ergebnis

Das Ergebnis der Studie führt Schwarz vor allem auf die effiziente Zusammenarbeit der vielen KooperationspartnerInnen am Campus und der praktischen TierärztInnen zurück. „Obwohl es diese Krankheit schon lange in Österreich gibt, waren wir erst durch eine intensive Zusammenarbeit mit den universitätsinternen Instituten in der Lage, die Zusammenhänge aufzuklären. Dies erlaubt uns jetzt nicht nur eine eindeutige Diagnostik, sondern kann auch bei der Entwicklung eines entsprechenden Impfstoffes helfen.“

Der Artikel „Congenital infection with atypical porcine pestivirus (APPV) is associated with disease and viral persistence“ von Schwarz L., Riedel C., Högler S., Sinn LJ., Voglmayr T., Wöchtl B., Dinhopl N., Rebel-Bauder B., Weissenböck H., Ladinig A., Rümenapf T´., Lamp B. wurde im Journal Veterinary Research publiziert.

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