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Immer wieder belegt: Vegetarier haben mehr resistente Keime im Darm! Und was ist der „Iraqibacter“?

gemuese_mix_01(aho/lme) – Im laufenden Bundestagswahlkampf machen Politiker und Medien die Anwendung von Antibiotika in der Tierhaltung als gefährliche Quelle von Antibiotika-resistenten Keimen aus, die angeblich über die Lebensmittelkette den Verbraucher der Gefahr unbeherrschbarer Infektionen aussetzen. Dabei wird den Tierärztinnen und Tierärzten schnöde Bereicherungssucht bei der Abgabe von Tierarzneimitteln unterstellt. Der Grünenpoliiker Trittin kritisierte gar einen angeblichen „Drogenhandel im Stall“.

Nüchtern betrachtet ergeben sich aber an dieser These erhebliche Zweifel. Belegen doch eine Reihe von Studien durch die Jahrzehnte, dass Vegetarier und Babys mehr resistente Keime in ihren Eingeweiden beherbergen als Fleischesser (Gemischtköstler). Hierzu nachfolgend Literaturhinweise:

  • Guinee, P; Ugueto, N; Van-Leuven, N.:
    E. coli with resistence factors in vegetarians, babies, and non-vegetarians;
    Appl Microbiol 1970, 20, S. 531 – 535
  • Elder, HA; Roy, I; Lehmann, S; Phillips, RL; Kass, EH.:
    Human studies to measure the effekt of antibiotic residues;
    Vet Human Toxicol, 1993, 35, Suppl 1 S. 31 – 36
  • Sannes, MR et al.
    Predictors of Antimicrobial-Resistant Escherichia coli in the Feces of
    Vegetarians and Newly Hospitalized Adults in Minnesota and Wisconsin
    The Journal of Infectious Diseases 2008; 197 S. 430–4

Nun sei einmal angenommen, dass Babys und Vegetarier tatsächlich keine Schweinskoteletts und Frikadellen – und auch nicht heimlich – verspeisen. Woher kommen solche Keime dann? Humanmediziner des „Universitair Medisch Centrum“ (UMC) in Utrecht hatten sich unlängst mit der Frage beschäftigt, ob die ESBL-Colibakterien beim Menschen mit denen beim Geflügel identisch sind. Wie sie anlässlich eines Kongresses in Berlin (23nd European Congress of Clinical Microbiology and Infectious Diseases (23nd ECCMID)) berichteten, sind die Keime nicht identisch.

Offensichtlich überleben mögliche resistente ESBL-Keime vom Geflügel das Braten und Kochen nicht und die ESBL-Keime auch bei gesunden Menschen müssen anderen Ursprungs sein: Kläranlagen? Mensch-zu-Mensch-Übertragung? Krankenhäuser? Rohes Obst und Gemüse? Hunde- und Katzen? Urlaubsreisen?

Letztgenannter Spur lohnt es sich nachzugehen. Tatsächlich sind antibiotikaresistente Keime in der sogenannten „Dritten Welt“ und in den Schwellenländern weit verbreitet. Und nicht nur Urlaubsreisende bringen hochresistente Keime mit in die Heimat. Oft genug werden diese Keime durch Patienten aus dem Ausland direkt in die Kliniken getragen. So mahnte das Robert Koch-Institut im Oktober 2011 (1) deutsche Kliniken bei der Behandlung von kriegsverletzten Patienten aus Libyen äußerste Vorsicht walten zu lassen (Einzelzimmer Kontaktisolierung). Bei den bei dieser Patientengruppe nachgewiesenen Erregern handelt es sich u. a. um Vancomycin-resistente Enterokokken (VRE), Extended-spectrum Beta-Laktamase (ESBL)-produzierende Enterobacteriaceae, Carbapenemase-produzierende Enterobacteriaceae (CPE), Carbapenem-resistente Acinetobacter baumannii und Carba penem-resistente Pseudomonas aeruginosa.

„Iraqibacter“

Aktuell warnt das RKI (2) deutsche Kliniken vor dem Erreger Acinetobacter baumannii, der Harn-, Wund- und Atemwegsinfektionen bis hin zur schwersten Lungenentzündungen und Sepsis verursachen kann. Da der Erreger häufiger Verursacher von Wundinfektionen (> 30 %) bei US-Soldaten ist, die bei Einsätzen im Irak und in Afghanistan verwundet wurden, hat sich umgangssprachlich die Bezeichnung „Iraqibacter“ eingebürgert. Der „Iraqibacter“ scheint ein Schmelztiegel für verschiedenste Resistenzen zu sein, die von dort an andere Keime weitergegeben werden.

Aus dem Gulli!

Clogmia albipunctata[Foto: Luis Miguel Bugallo Sánchez] Bei der Verbreitung innerhalb deutscher Kliniken spielt offensichtlich die aus dem Mittelmeerraum stammende Schmetterlingsmücke (Clogmia albipunctata) eine „übertragende Rolle“. Das Insekt mit Migrationshintergrund ist in den Sanitärbereichen deutscher Kliniken heimisch geworden. Dort kommen die Larven in den Abflüssen in intensiven Kontakt zum „Iraqibacter“ und tragen ihn dann zu Patienten und in Behandlungsräume weiter.

(1) Robert Koch Institut
Zum Auftreten multiresistenter Erreger bei in EU-Ländern behandelten libyschen Patienten
Epidemiologisches Bulletin, 17. Oktober 2011 / Nr. 41, S. 379

(2) Robert Koch Institut
Acinetobacter baumannii – ein Krankenhauskeim mit beunruhigendem Entwicklungspotenzial
Epidemiologisches Bulletin 12. August 2013 / Nr. 32, S. 295 – 299


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