Ileitis Monitor

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Die ökonomischen Auswirkungen der Ileitis

von Dr. Manfred Stein, 22.08.2004

Unter Verwendung von wissenschaftlichem Material von Dr. Steve McOrist, Dr. Torsten Hardge, Dr. Volker Ohlinger, Prof. Dr. Joachim Pohlenz, Harm Voets DVM, Don Walter DVM.

Wie viele Betriebe sind betroffen und wie hoch liegt die Prävalenz in Europa?

Jüngste Fortschritte im Bereich der diagnostischen Methoden lassen heute eine relativ aussagekräftige Einschätzung der Prävalenz der Ileitis in zahlreichen europäischen Ländern zu. So sind heute sowohl ein PCR-Assay für Kotproben als auch ein Immunfluoreszenz-Assay mit Lawsonien-Antigen als sensitive und spezifische Diagnoseverfahren zum Nachweis einer kürzlich stattgefundenen Exposition etabliert. Prävalenzstudien in mehreren europäischen Staaten zeigen, dass 20 bis 50 % der untersuchten Schweinebetriebe vor der Probenentnahme ernsthafte Probleme mit Ileitis hatten und einen positiven Nachweis von Lawsonia intracellularis aufweisen. Durchgeführt wurde diese Untersuchung von K. Möller (Dänemark), L. Mieli (Frankreich), Z. Pejsak (Polen), M. Dunser (Österreich) und M. Wendt (Deutschland). Die Prävalenz der chronischen Form der Ileitis in einem betroffenen Betrieb liegt bei 20 bis 30 % der Aufzucht- und Läuferschweine. Die Folge ist ein eindeutig nachweisbarer, steigender negativer Einfluss auf die ökonomische Situation der Schweineproduktion und die Schweinegesundheit in ganz Europa.

In einigen Ländern haben zusätzliche Studien im Jahr 2002 ergeben, dass der prozentuale Anteil Lawsonien-positiver Betriebe höher als erwartet ist. So stehen heute kommerzielle Labortests in Frankreich, Spanien und Italien zur Verfügung, und viele Betriebe sind nun in der Lage, Schweine unterschiedlicher Altersklassen und Produktionsstufen zu testen. Die Daten über prozentuale Anteile und die graphischen Darstellungen stammen aus Abbildungen unabhängiger veterinärdiagnostischer Labors.

Tabelle: Prävalenz (%) der Porzinen Proliferativen Enteropathie in Betrieben und unter Schweinen in verschiedenen Ländern im Jahr 2002.

Land Positive Betriebe % Positive Schweine % Anzahl getesteter Betriebe
Nordamerika
USA 96 60 405
Kanada 95 60 78
Mexiko 97 44 134
Europa
Belgien 81 38 134
Tschechien 96 66 45
Dänemark 94 30 79
Frankreich 77 35 356
Deutschland 73 27 79
Großbritannien 95 62 156
Ungarn 89 36 47
Italien 67 31 67
Polen 65 31 54
Portugal 57 31 33
Slowakei 75 60 29
Spanien 73 38 96
Schweden 100 40 36
Niederlande 84 33 536
Asien
Japan 94 34 75
Südkorea 96 54 35
Taiwan 100 71 25
Thailand 100 38 24
Philippinen 86 42 45
Südamerika
Brasilien 96 22 109
Argentinien 68 20 22
Venezuela 91 31 61

War die Ileitis schon immer so häufig?

Bereits vor der Intensivierung der Schweineproduktion gab es weltweit vereinzelte Fallberichte über die Porzine Proliferative Enteropathie (PPE, Ileitis) durch Lawsonia intracellularis. Diese beschränkten sich jedoch auf gelegentliche Einzelfälle der akuten oder chronischen Form. Zu dieser Zeit traten epidemische und parasitäre Erkrankungen allgemein sehr häufig auf und komplizierten die Diagnose chronisch proliferativer Enteropathien. Zudem stand damals noch kein labordiagnostischer Nachweis zur Verfügung.

Nach 1970 haben viele Schweine produzierende Regionen weltweit auf intensive Produktionsformen umgestellt, und es gab zunehmend Berichte von hochgradigen Ausbrüchen der Porzinen Proliferativen Enteropathie in den USA, Australien, Großbritannien und Dänemark. Möglicherweise handelte es sich hierbei jedoch nicht um einen tatsächlichen Anstieg der Häufigkeit, sondern lediglich um eine Verschiebung von der häufigen, oft eher inapparenten chronischen Form zu der klinisch deutlich auffälligeren akuten Erkrankung. Vor der Intensivierung der Haltung standen zahlreiche andere Darmerkrankungen im Vordergrund, die mit der Diagnose der Ileitis interferierten. Zu nennen sind hier vor allem die Schweinedysenterie, die Salmonellose oder verschiedene Darmparasitosen. Eine neuere Analyse der Daten aus der Zeit der Umstellung auf intensive Produktionsformen um das Jahr 1970 und der etwas jüngeren Umstellung der Produktion in Multi-site-Betriebe ergab, dass die vermutete Zunahme der Ileitis eher Ausdruck eines Anstieges der akuten, hämorrhagischen Form infolge eines späteren Infektionsbeginns ist. Vergleicht man den historischen und den aktuellen prozentualen Anteil von Schlachtschweinen mit pathologischen Veränderungen einer PPE so wird deutlich, dass früher wie heute die Erkrankungsrate mit weniger als 10 Prozent konstant ist. Prinzipiell sind Untersuchungen an Schlachtkörpern eher geeignet, genaue Ergebnisse über Veränderungen des Respirations- und Reproduktionstraktes aufzuzeigen, da Erkrankungen hier vermehrt chronisch sind. Dagegen sind pathologische Veränderungen infolge von Darmerkrankungen, wie zum Beispiel der Porzinen Proliferativen Enteropathie, der Schweinedysenterie oder der Colibazillose, mit hoher Wahrscheinlichkeit bereits abgeheilt, wenn das betroffene Schwein sein Schlachtgewicht erreicht. Zudem besteht bei Darmerkrankungen aufgrund unspezifischer Schleimhautverdickungen im Bereich des Ileums die Gefahr falsch-positiver Resultate. Seit fünf Jahren stehen nun aber zunehmend aussagekräftige Antigentests oder Antikörpertests zum Nachweis spezifischer serologischer Antworten routinemäßig zur Verfügung. So wurde deutlich, dass es sich bei der Ileitis um eine endemische Erkrankung handelt, die in den meisten Betrieben vorherrscht. Betroffen sind ausschließlich Schweine nach dem Absetzen. Viele Tiere entwickeln lediglich geringgradige klinische oder subklinische Symptome, die aber einen deutlichen wirtschaftlichen Schaden verursachen.

Warum tritt die Ileitis in einigen Ländern häufiger auf?

Die Daten der Tabelle 1 legen nahe, dass es in den USA und Nordeuropa einen deutlich höheren prozentualen Anteil infizierter Betriebe gibt als in anderen Regionen. So liegt die landesweite Prävalenz in den USA, Großbritannien und Schweden um etwa 20 % höher als beispielsweise in Portugal, Spanien oder Italien. Mögliche Ursachen hierfür sind Unterschiede in der Antibiotikaanwendung, die Haltung verschiedener Schweinerassen sowie unterschiedliche Betriebsformen und Managementsysteme. Weitere potentielle Faktoren sind die verschiedenen Verfahren, mit denen diese Prävalenzstudien im jeweiligen Land durchgeführt werden. In einigen Ländern gibt es enorm große Probleme mit anderen Darmerkrankungen, so dass Lawsonien nur schwer nachzuweisen sind. Zudem sind nicht überall die technischen Voraussetzungen, entsprechende Tests durchführen zu können (PCR, IHC) oder der Nachweis wurde nicht intensiv genug durchgeführt.

Welche betriebswirtschaftlichen Folgen hat die Ileitis?

Eine Ileitis-Erkrankung kann sehr verschiedene Auswirkungen haben. In jedem Fall wird jedoch das wirtschaftliche Ergebnis des Betriebes negativ beeinflusst. Die tatsächlichen Auswirkungen in einem bestimmten Betrieb (Farm) variieren je nach Alter und Anzahl der betroffenen Tiere sowie dem Grad der Erkrankung (Abbildung 2.4 a).

Abbildung 2.4 a: Wirtschaftliche Auswirkungen der Ileitis in Abhängigkeit vom Grad der Erkrankung und der Anzahl erkrankter Schweine (die Größe des Kreises spiegelt das Ausmaß der wirtschaftlichen Folgen wider)

In einigen Betrieben finden wir eine hohe Anzahl erkrankter Schweine mit geringgradigen oder gerade noch nachweisbaren klinischen Symptomen - das typische Bild der chronischen Form der Ileitis. In Betrieben mit akuter Porziner Hämorrhagischer Enteropathie (PHE) ist dagegen meist nur eine geringe Anzahl der Tiere betroffen, diese zeigen jedoch gewöhnlich sehr schwere klinische Symptome, die oft zum Tod führen. Beide Szenarien können für den Betrieb letztlich dieselben wirtschaftlichen Folgen haben (z. B. Betrieb 5 und Betrieb 7 in Abbildung 2.4a). Die ökonomischen Folgen der Ileitis hängen also eher von der spezifischen Situation des betroffenen Betriebes ab und weniger von der Form der Erkrankung (chronisch oder akut) oder der Anzahl betroffener Tiere allein.

Schweinegruppen mit Ileitis weisen ein verzögertes Wachstum auf und benötigen mehr Futter pro kg Gewichtszunahme, woraus ein erhöhter Anteil untergewichtiger Tiere zum Ende der Mastperiode resultiert. Zusätzlich weisen an Ileitis erkrankte Tiere oft eine höhere Mortalität auf (McOrist und Gebhardt, 1999).

In einer Serie englischer Studien infizierte McOrist verschiedene Schweinegruppen experimentell mit Kulturen von Lawsonia intracellularis und induzierte damit eine Ileitis bei Absatzferkeln, während die Wurfgeschwister isoliert und nicht infiziert wurden, und folglich keine klinische Erkrankung entwickelten. Beide Schweinegruppen (Infektionsgruppe und Kontrollgruppe) waren frei von anderen Erkrankungen und wurden identisch gehalten und gefüttert. Ein Versuchsansatz dieser Art ermöglicht eine Beurteilung der spezifischen Auswirkungen der Ileitis ohne den Einfluss störender Faktoren. Diese kontrollierten Vergleichsstudien wurden fünfmal wiederholt. Die Ergebnisse sind in Tabelle 2.4 b dargestellt.

Tabelle 2.4 b. Auswirkung der Ileitis auf die durchschnittliche Tageszunahme und den Futteraufwand in Prozent. Ergebnisse aus fünf kontrollierten Infektionsstudien.

Die durchschnittliche Tageszunahme erkrankter Schweine lag in diesen Studien um 8 bis 31 Prozent niedriger als bei den gesunden Tieren der Kontrollgruppen. Zudem benötigten die betroffenen Schweine 6 bis 33 Prozent mehr Futter pro kg Gewichtszunahme. Ähnliche Auswirkungen der Ileitis beobachteten Gogolewski und Cook in einer kontrollierten Feldstudie über Wachstums- und Ernährungsbedingungen in Buchten mit Läuferschweinen mit bzw. ohne Ileitis. Es zeigte sich, dass die Tageszunahme bei Ileitis erkrankten Schweinen im Verlauf ihres Lebens um durchschnittlich 24 % verringert war. Fazit: Eine Ileitis kann für den Betrieb große Schäden bedeuten, weil sie die optimale Ausnutzung des genetischen Wachstumspotenzials verhindert und zusätzlich den Futteraufwand pro kg Gewichtszunahme beträchtlich steigen lässt.

Welche Kosten verursacht eine schlechte Wachstums- und Mastleistung?

Es gibt zahlreiche ökonomische Modelle zur Beschreibung der komplexen wirtschaftlichen Zusammenhänge in einem Betrieb. Sämtliche dieser Modelle folgen jedoch demselben Grundprinzip, dem Vergleich von Kosten und Erlös. Im Falle der Ileitis werden sowohl die Kostenseite als auch die Einnahmeseite durch die Erkrankung nachteilig beeinflusst. Zur Ermittlung der tatsächlichen ökonomischen Auswirkung der Erkrankung sollten nur solche Kosten und Einnahmenverluste berücksichtigt werden, die unmittelbar mit der Erkrankung zusammenhängen und zwischen verschiedenen Betrieben vergleichbar sind. Bei Mastschweinen mit klinischer oder subklinischer Ileitis werden die Kosten des Betriebes für Ferkel, Futter und tierärztliche Maßnahmen direkt durch die schlechte Tageszunahme, den hohen Futteraufwand und die oftmals höhere Mortalität beeinflusst (Abbildung 2.5 a).

Abbildung 2.5 a: Beziehung zwischen Kosten und Leistungsparametern, die von der Ileitis beeinflusst werden

Mortalität

Die Mortalität beeinflusst die Kosten direkt, da nur ein lebendes Schwein verkauft werden kann. Sämtliche Kosten für ein verendetes Schwein (Ferkel-, Futter-, Stall-, Tierarztkosten und höherer Arbeitsaufwand) müssen auf die gesamte Gruppe umgelegt werden und erhöhen dadurch die Kosten für die nicht erkrankten Schweine. Demzufolge wird die Mortalität dadurch berücksichtigt, dass alle anfallenden Kosten durch die Anzahl der tatsächlich geschlachteten Schweine geteilt wird. Tabelle 2.5 b zeigt die Steigerung der Gesamtkosten pro Schwein infolge einer erhöhten Mortalität in der Gruppe.

Tabelle 2.5 b: Kosten der Mortalität in der Mast*

Mortalität Kosten pro Schwein
 0,5 %  0,68 €
 3,0 %  2,08 €
 5,0 %  3,54 €
 8,0 %  5,85 €
 10,0 %  7,48 €

*Annahme: Einstall- /Schlachtgewicht: 25 kg - 115 kg; Futterkosten 170 € /t; durchschnittliche Tageszunahme 700 g; Ferkelkosten 50 €/Ferkel; durchschnittliches Gewicht verendeter Schweine: 50 kg.

Es sollte aber beachtet werden, dass die Mortalität nicht nur die Kosten steigert, sondern ebenso die Einnahmen reduziert. Jedes Schwein, das nicht verkauft werden kann, ist eine "verlorene Gewinnchance". Die daraus resultierenden Verluste haben einen großen Einfluss auf die Umtriebsrate und die Nutzung des betrieblichen Anlagevermögens.

Tageszunahme, Futteraufwand und Tage bis zur Vermarktung

Eine der fundamentalen biologischen Funktionen in der Schweineproduktion ist das Wachstum. Ist dieses verzögert, wird für einen Gewichtszuwachs von 1 kg zwangsläufig mehr Futter benötigt. Der tatsächliche Futteraufwand hängt zudem von einigen betriebsspezifischen Faktoren wie dem Fütterungssystem, dem Stallklima und der allgemeinen Bestandsgesundheit ab. Insbesondere Darmerkrankungen können die physiologische Verwertung der Futterbestandteile beeinträchtigen und so zu einem überproportionalen Anstieg des Futteraufwands führen. Tabelle 2.5 c zeigt die wirtschaftlichen Auswirkungen einer reduzierten Tageszunahme bzw. die eines erhöhten Futteraufwandes.

Tabelle 2.5 c: Kosten einer reduzierten Tageszunahme und eines erhöhten Futteraufwandes

Zunahme des Futteraufwands
(kg Futter/kg Zunahme)
Kosten pro Schwein
5 % 2,21 €
10 % 4,17 €
15 % 6,37 €
20 % 8,39 €


Reduzierung der durchschnittlichen
täglichen Zunahme
Kosten pro Schwein
5 % 1,14 €
10 % 2,30 €
15 % 3,30 €
20 % 4,61 €

*Annahme: Einstallgewicht - Schlachtgewicht: 25 kg - 115 kg; Futterkosten 170 €/t; durchschnittliche Tageszunahme 750 g; Futteraufwand 2,91

Je niedriger die Tageszunahme und je höher der Futteraufwand, desto größer ist der wirtschaftliche Verlust pro Schwein. Aus Tabelle 2.5 b wird ersichtlich, dass eine Reduzierung der täglichen Zunahme um 10 % zusätzliche Kosten in Höhe von 2,30 € pro Schwein verursacht, und ein um 10 % höherer Futteraufwand mit Mehrkosten von 4,17 € pro Schwein zu Buche schlägt.

Es ist leicht zu erkennen, dass Ileitis einen großen Einfluss auf die Kosten in der Schweinefleischproduktion hat. Häufig wird jedoch übersehen, dass die Erkrankung auch Auswirkungen auf den Erlös aus dem Verkauf des geschlachteten Schweines hat.

Welchen wirtschaftlichen Wert hat ein einheitliches Körpergewicht in der Schlachtpartie?

In einer Gruppe von Schweinen mit Ileitis sind nicht alle Tiere zum selben Zeitpunkt und im selben Ausmaß von der Erkrankung betroffen. So zeigen einige Schweine eine stärkere Wachstumsverzögerung und benötigen einen höheren Futteraufwand als andere. Mögliche Ursachen hierfür sind individuelle Unterschiede des Immunstatus und/oder die Tatsache, dass die Erkrankung nicht alle Tiere einer Gruppe zum gleichen Zeitpunkt befällt. Dies führt zu einer erhöhten Gewichtsvariation innerhalb einer Ileitis-erkrankten Gruppe im Vergleich zu einer Gruppe ohne Ileitis (Abbildung 2.6 a). Die wirtschaftliche Bedeutung dieses Auseinanderwachsens der Gruppe besteht in erster Linie darin, dass der durchschnittliche Erlös pro kg Schlachtgewicht in einer Gruppe mit höherer Gewichtsvariation niedriger liegt als in einer einheitlicheren Schlachtpartie. Dies ist auch dann der Fall, wenn das Durchschnittsgewicht identisch ist (Abbildung 2.6 b).

Foto 2.6 a: Uneinheitliche Gewichtsentwicklung in einer Gruppe von Mastschweinen

Abbildung 2.6 b: Einfluss der Schlachtgewichtsvariation auf den Schlachtpreis mit Gewichtsabschlägen pro Schwein. (Euro-Abrechnungsmaske - 2002; Basispreis 1,40 €, optimales Gewichtsfenster 84 kg bis 103 kg)

Schlachtunternehmen in Europa zahlen höhere Preise für Schweine aus einheitlichen Partien als für Tiere mit stärker variierendem Körpergewicht. Im Allgemeinen wird dies mit den geringeren Schlacht- und Verarbeitungskosten von einheitlichen Schlachtpartien begründet (verringerter Arbeitsaufwand durch einfacheren und damit vermehrten Einsatz von Technik).
Die Bezahlung von Schlachtschweinen basiert meist auf so genannten Abrechnungsmasken. Neben dem marktüblichen Basispreis, der von spezifischen Parametern der Region und des Schlachtunternehmens beeinflusst wird, enthalten diese Abrechnungsmasken Abschläge je kg Schlachtgewicht über bzw. unter dem geforderten Gewichtsfenster, sowie Zu- und Abschläge je Prozent Magerfleischanteil. Insbesondere untergewichtige Schweine, also Tiere mit einem Schlachtgewicht unterhalb des Gewichtsfensters, haben einen starken Einfluss auf den durchschnittlichen Schlachtkörperpreis der gesamten Gruppe, selbst wenn die Mehrzahl der Tiere den Anforderungen des Gewichtsfensters entspricht. Der finanzielle Verlust durch Schweine mit einem Schlachtgewicht außerhalb des geforderten Gewichtsfensters wird als Gewichtsabschlag bezeichnet. Ein Gewichtsabschlag von 1 € /Tier bedeutet, dass durchschnittlich jedes Schwein der Schlachtpartie einen Gewinn von 1 € allein dadurch einbüßt, dass einige Schweine der Partie die Anforderungen des erwünschten Gewichtsfensters verfehlen. Abbildung 2.6 c zeigt zwei Gruppen von Mastschweinen mit nahezu identischem durchschnittlichem Körpergewicht aber unterschiedlicher Gewichtsvariation (rot = erhöht, blau = normal). In der Gruppe mit der hohen Gewichtsvariation erfüllen deutlich weniger Schweine die Anforderungen des erwünschten Gewichtsfensters, das heißt, der prozentuale Anteil über- bzw. untergewichtiger Schweine ist höher.
Zu erwähnen ist an dieser Stelle, dass untergewichtige Schweine sehr viel härtere finanzielle Einbußen nach sich ziehen als Schweine mit höherem Gewicht. Tabelle 2.6 d zeigt beispielhaft die Gewichtsspezifikationen einer kommerziellen Abrechnungsmaske.

Abbildung 2.6 c: Zwei Mastschweinegruppen mit unterschiedlicher Schlachtgewichtsvariation

Tabelle 2.6 d: Gewichtsspezifikationen in einer kommerziellen Abrechnungsmaske

Körpergewicht Abschlag pro kg Schlachtgewicht
50 kg - 73 kg  -0,03 €
73 kg - 84 kg  -0,01 €
84 kg - 103 kg  +/- 0 €
103 kg - 120 kg  -0,02 €

Die ökonomischen Folgen erhöhter Gewichtsvariation zum Schlachtzeitpunkt können anhand eines Beispiels unter Berücksichtigung der Gewichtsspezifikationen in einer kommerziellen Abrechnungsmaske (Tab. 2.6 d) nachvollzogen werden. Das optimale und vom Schlachtunternehmen mit dem maximalen Preis pro kg Schlachtgewicht honorierte Schlachtgewicht eines Schweines liegt bei 93,5 kg. Ein solches Schwein wird mit 130,90 € vergütet [93,5 kg * 1,40 €/kg]. Bringen Schweine ausgeschlachtet mehr als 103 kg oder weniger als 84 kg auf die Waage, wird dies mit einem Abschlag pro kg Schlachtgewicht bestraft. Bei einem angenommenen Basispreis von 1,40 € pro kg Schlachtgewicht würde ein Schwein, das 10 kg unterhalb des optimalen Gewichtsfensters (74 kg) liegt, 1,30 € pro kg Schlachtgewicht erzielen. Dieser Preis ergibt sich aus dem Basispreis abzüglich je - 1 Cent pro kg unterhalb des geforderten Gewichts von 84 kg zusammen [10 kg * (-1 Cent/kg) = - 10 Cent]. Dieses Schwein erlöst 96,20 € [74 kg * 1,30 €/kg]. Bei einem 10 kg oberhalb des gewünschten Gewichtsfensters liegenden Schwein reduziert sich der Preis pro kg Schlachtgewicht auf 1,20 € [10 kg * (- 2 Cent/kg) = 20 Cent unter Basispreis]. Folglich wird dieses Schwein mit 135,6 € verrechnet. Somit wird ersichtlich, dass bereits e inige wenige leichtgewichtige Schweine unterhalb des optimalen Gewichtsfensters den Gesamterlös einer Lieferung bedeutend schmälern.
Zudem sind Verluste infolge übergewichtiger oder übermäßig fetter Schweine durch ein sequentielles Aussortieren vor der Schlachtung sehr viel einfacher zu kontrollieren. Verglichen damit ist es ungleich schwieriger, untergewichtige Schweine in die erwünschte Gewichtsgruppe zu bringen. In jedem Fall entstehen weitere Kosten durch den zusätzlichen Arbeits- und Transportaufwand. Diese zusätzlichen Kosten sollten bei der betriebsspezifischen Kalkulation nicht vergessen werden.

Einheitliche Gewichte bei der Schlachtung sind also ein kostengünstiger und effektiver Weg, höhere Schlachtpreise zu erzielen und damit die Rentabilität der Mast zu verbessern. Diese Chance zur Verbesserung des betrieblichen Einkommens mittels einer geeigneten Ileitis - Kontrolle sollte nicht verpasst werden.

Wie beeinflusst die Ileitis die jährliche Umtriebsrate?

Das Ziel der modernen Schweinehaltung ist die effiziente Nutzung des investierten Kapitals zur Maximierung des Ertrages. Über viele Jahre hinweg wurde dieses Ziel vor allem über eine Senkung der Produktionskosten verfolgt. Niedrige Kosten pro Schwein allein sind jedoch keine Garantie für eine adäquate Rendite. Ein zentraler Punkt im Management von Mastschweinebeständen ist die jährliche Umtriebsrate, die in vermarkteten Mastschweinen je Stallplatz und Jahr ausgedrückt wird. Bei einer suboptimalen Umtriebsrate werden vorhandene Investitionen in den Stallplatz nicht voll ausgeschöpft. Den größten negativen Einfluss auf die Umtriebsrate haben eine erhöhte Mortalität, verlängerte Mastperioden und eine höhere Gewichtsvariabilität infolge einer Ileitis (Abbildung 2.7 a).

Abbildung 2.7 a:Faktoren, die den Durchlauf von Mastschweinen (Schweinefleischproduktion pro Mastplatz) beeinflussen

Jedes verendete Schwein reduziert den Gesamtdurchlauf um das durchschnittliche Gewicht eines vermarkteten Schweins. Die Produktionskapazität wird nicht optimal genutzt, und der Gegenwert für Futter, Ferkel und den Tierarzteinsatz geht verloren. Verlängerte Mastperioden infolge zu geringer Tageszunahmen führen zu einem suboptimalen Belegungsgrad des Stalls und damit zu einer Verringerung der Anzahl Umtriebe je Jahr. Vergleichbare Auswirkungen entstehen infolge einer erhöhten Gewichtsvariation am Ende der Mastperiode, da das gängigste Vorgehen bei Gewichtsvariation innerhalb eines Abteils das sequentielle Absortieren der schlachtreifen Schweine ist. Diese Maßnahme erhöht die Zusatzkosten aufgrund leer stehender Mastplätze und reduziert die Anzahl der Mastdurchgänge pro Jahr. Tabelle 2.7 b stellt die Kosten einer verlängerten Mastperiode für die Produktion pro Mastplatz und Jahr dar.

Tabelle 2.7 b: Wirtschaftliche Verluste pro Mastplatz und Jahr infolge einer verlängerten Mastperiode*

Mastdauer Mastdurchgänge / Jahr Verringerter Erlös pro Mastplatz und Jahr Zusatzkosten für Futter pro Mastplatz und Jahr Gesamtverlust pro Mastplatz und Jahr
130 2,70 - 2,60 € + 0,96 € 3,55 €
132 2,66 - 7,69 € + 2,78 € 10,47 €
135 2,61 - 15,04 € + 5,32 € 20,36 €

* Bezogen auf Basiswerte: Einstallgewicht - Schlachtgewicht: 25 kg - 115 kg; Mastdauer 129 Tage; Futteraufwand 3,0; Servicezeit zwischen den Intervallen 5 Tage; Futterkosten 170,- €/t; Schweinefleischpreis 1,40 €/kg

Mit zunehmend längerer Mastdauer können weniger schlachtreife Schweine pro Mastplatz und Jahr verkauft werden. Der Erlös pro Mastplatz und Jahr verringert sich bei einer angenommenen Mastdauer von 129 Tagen um etwa 2,60 €, wenn sich die Mast um einen Tag verlängert. Die Zusatzkosten für Futter belaufen sich auf etwa 0,96 € pro Mastplatz. Diese Daten zeigen, dass eine verlängerte Mastperiode einen starken Einfluss auf die jährliche Umtriebsrate und die daraus resultierende Rendite der Mast hat.

Schweine ohne Ileitis können ihr genetisches Wachstumspotenzial besser ausschöpfen und entwickeln sich zu einheitlicheren Schlachtpartien. Die damit verbundene höhere Produktion schlachtreifer Schweine pro Mastplatz und Jahr ermöglicht eine verbesserte Nutzung des investierten Kapitals und erhöht die Wirtschaftlichkeit des Betriebes.


Literatur:

(1) J. Ehrlein, W. Breuer, K. Heinritzi, W. Hermanns
Lawsonia intracellularis als Erreger der Porcinen proliferativen Enteropathie
Berl. Münch. Tierärztl. Wschr. 1997; 110: 298



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