Ileitis Monitor

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Die Ileitis - Ein Überblick

von Dr. Manfred Stein, 22.08.2004


Die Ileitis des Schweins, wissenschaftlich als Porzine Proliferative Enteropathie (PPE) bezeichnet, ist eine weit verbreitete infektiöse Darmerkrankung bei Schweinen. Die Übertragung erfolgt durch oral-fäkale Infektion mit dem gram-negativen Bakterium Lawsonia intracellularis. Dieser Erreger kommt weltweit in allen Ländern mit intensiver Schweineproduktion vor. Die Prävalenz der Erkrankung variiert zwischen den Ländern aufgrund unterschiedlicher Managementsysteme und Antibiotikaregime in Schweinebetrieben.

Die ökonomischen Auswirkungen der Ileitis in Schweinebetrieben sind sowohl bei subklinischen als auch bei klinischen Formen der Erkrankung sehr groß und hängen von drei Faktoren ab: dem Alter und der Anzahl der betroffenen Schweine sowie dem Erkrankungsgrad. In einem Bestand mit Ileitis entstehen unter anderem infolge erhöhter Mortalität, geringer Tageszunahmen, erhöhten Futteraufwandes und verlängerter Mastdauer zusätzliche Kosten. Gleichzeitig werden geringere Auszahlungspreise erzielt, da die Gruppe auseinander wächst und viele Schweine nur niedrige End- bzw. Schlachtgewicht erzielen. Hier ist also noch Potential vorhanden, dass bei erfolgreicher Kontrolle der Ileitis mit Enterisol® Ileitis ausgeschöpft werden kann. In Großbetrieben in den USA führte die Impfung von Schweinen gegen Ileitis (mit Enterisol® Ileitis) im Vergleich zu kontinuierlich medikamentös behandelten, aber nicht geimpften Gruppen, zu einem deutlich verbesserten ökonomischen Ergebnis. Die Impfung erweist sich also als wirtschaftlich sinnvoll.

Basis für ein besseres Verständnis der infektiösen Ileitis ist die genauere Betrachtung der Vorgänge an den Darmzellen. So scheint eine physiologische Darmflora Voraussetzung für den klinischen Ausbruch der Erkrankung zu sein. Die Ausbreitung von Lawsonia intracellularis innerhalb des Darms erfolgt durch infizierte Darmzellen. Nach oraler Aufnahme dringt der obligat intrazelluläre Erreger zunächst in die Kryptepithelzellen des Darms ein, teilt sich dort und wird schließlich im Verlauf physiologischen Epithelerneuerung an die Epitheloberfläche gebracht. Die Antwort des Immunsystems auf diese intrazelluläre Infektion mit Lawsonia intracellularis ist noch nicht vollständig geklärt. Die Reaktion des Immunsystems auf intrazelluläre Erreger im Allgemeinen und auf Lawsonia intracellularis im Speziellen stellt eines der wichtigsten Forschungsfelder der Zukunft dar.

Die infektiöse Ileitis zeigt ein spezifisches pathologisches Muster und hat typische klinische Symptome. Die Sektion eines verendeten Schweins mit Verdacht auf Ileitis ist sinnvoll, wenn sie innerhalb der ersten Stunden (1-2 h) post mortem durchgeführt werden kann. Wichtig ist hier vor allem die Unterscheidung zwischen chronischen und akuten Formen der Erkrankung.

Die pathologischen Veränderungen der chronischen Ileitis (PIA, NE, RI) treten meist im terminalen Abschnitt (50 cm) des Dünndarms und im oberen Drittel des proximalen Dickdarms, einschließlich Blinddarm auf. Der Grad der proliferativen Veränderungen variiert sehr stark. In weiter fortgeschrittenen Fällen ist die Darmwand sichtbar verdickt und der Gesamtdurchmesser des Darmabschnitts ist deutlich vergrößert. Die betroffene Schleimhaut liegt in tiefen, hirnwindungsartigen Längs- und Querfalten.

Die akute Form der Ileitis (PHE) betrifft im Wesentlichen dieselben Darmabschnitte wie die chronische Erkrankung. Zusätzlich enthält das Lumen von Ileum und Kolon ein oder mehrere große, geformte Blutgerinnsel. Diese sind häufig mit blutiger Flüssigkeit, Fibrin oder Futterpartikeln durchsetzt. Das Rektum kann schwarzen, teerartigen, ebenfalls mit Blut oder Futterpartikeln durchmischten Kot enthalten, da das Dickdarmkonvolut mit Blut angefüllt ist. Einzelne punktförmige Schleimhautblutungen sind eher ungewöhnlich, Schleimhautulzera sehr selten.

Neben den klinischen Verlaufsformen kann die Infektion mit Lawsonia intracellularis zu einer subklinischen Form der Erkrankung führen. Die Tiere nehmen aufgrund einer Fressunlust zu wenig Futter auf und zeigen eine mangelhafte Wachstumsleistung. Bei geringgradigen Defiziten ist das tatsächliche Ausmaß der Wachstumsverzögerung nur bei aufmerksamer Beobachtung oder durch Wiegen der Tiere verdächtiger Gruppen festzustellen. Deutlich zurückgebliebene Schweine fallen selbst dem ungeübten Betrachter auf. Die Folge dieser verzögerten Entwicklung ist ein zunehmendes Auseinanderwachsen, das sich besonders zum Schlachtzeitpunkt in einer bedeutenden Gewichtsvariation ausprägt.

Aus klinischer Sicht findet die Erstinfektion bei der chronischen Ileitis in der Regel zwischen der 6. und 20. Lebenswoche statt, bei der akuten Form zwischen dem 3. und 12. Lebensmonat. Die Inkubationszeit der Ileitis beträgt 2 bis 3 Wochen. Die infektiöse Dosis von Lawsonia intracellularis ist gering, es handelt sich also um einen hoch infektiösen Erreger. Lawsonien können unter optimalen Bedingungen über bis zu 2 Wochen im Kot überdauern.

Betroffene Tiere leiden in der Regel unter einer moderaten Diarrhoe mit weichem, ungeformtem, pastösem Kot von physiologischer Färbung. Dies ist ein Hinweis darauf, dass die Resorptionskapazität des Dickdarms ausgeschöpft ist. In einigen Tiergruppen entwickelt sich in der frühen Wachstumsperiode, also bei Absatzferkeln bzw. jungen Läufern, eine subklinische Form der Ileitis. Klinische Veränderungen wie Diarrhoe treten bei diesen Tieren meist nicht auf, auffällig sind aber geringe Wachstumsleistungen, mangelhafte Tageszunahmen, schlechte Futterverwertung (höherer Futteraufwand) und vermehrtes Auseinanderwachsen der Gruppe (uneinheitliche Gewichtsentwicklung).

Zu berücksichtigen ist, dass verschiedene andere Erkrankungen ähnliche klinische Erscheinungsbilder wie das der Ileitis entwickeln können. Dazu gehören Magenulzera, Darmtorsionen, Schweinedysenterie, die Porzine Salmonellose, die klassische Schweinepest, Porzine Coronavirus-Infektionen und Escherichia-coli-Infektionen. Wichtig ist daher eine sorgfältige differenzialdiagnostische Abklärung.

Die Ileitis infolge einer Infektion durch das ubiquitäre Bakterium Lawsonia intracellularis ist ein weltweit verbreitetes Problem. Eine nähere Betrachtung der ökonomischen Relevanz dieser Erkrankung, mit besonderem Fokus auf Pathologie und Diagnose, fördert unser Bewusstsein für die Porzine Proliferative Enteropathie. Das bessere Verständnis hilft zudem den Weg zur optimalen Kontrolle der Ileitis zu ebnen.



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