animal-health-online®
Redaktion Kleintiere & Pferde
  

powered by ...

Das aktuelle Interview: Gelenkserkrankungen sind häufig vermeidbar

– Gute Heilungserfolge zum Nutzen der Patienten

(BfT) – Gelenkserkrankungen bei Hunden treten häufig und aus den unter- schiedlichsten Gründen auf. Auf dem Gebiet der Diagnose und Therapie konnten in den vergangenen Jahren jedoch große Fortschritte erzielt werden, so dass eine dauerhafte Heilung der Tiere möglich ist. Ãœber den veterinärmedizinisch- praktischen und wissenschaftlichen Stand sprach der Blickpunkt mit Professor Dr. Ingo Nolte, Direktor der Klinik für kleine Haustiere an der Tierärztlichen Hochschule Hannover.

BLICKPUNKT: Welche Formen der Gelenkserkrankungen treten bei Hunden am häufigsten auf und worin ist die Ursache dieser Defekte zu suchen?

Prof. Nolte: Wir unterscheiden grundsätzlich zwischen haltungsbedingten und genetisch bedingten Dispositionen. Vor allem erstere sind häufig „haus- gemachte“ Krankheiten, die sich in Beeinträchtigungen von Ellbogen-, Schulter- und Kniegelenken äußern. Solche Schäden können durch unsachgemäße Fütterung entstehen. Wenn jungen Hunden z.B. über das Futter zu viel Vitamine und Mineralstoffe zugeführt werden und das Futter insgesamt zu energiehaltig ist, wachsen die Tiere zu schnell, was die genannten Gelenke schon unter normaler Belastung sehr anfällig macht. Meist müssen sich diese auf Leistung gebrachten Hunde auch über Gebühr bewegen. Das führt besonders zu einer Ãœberbeanspruchung der Gelenke.

Die Hüftgelenksdysplasie dagegen, von der i.d.R. ältere Hunde und schwerere Rassen wie z.B. der Berner Sennenhund, der Deutsche Schäferhund oder der Rottweiler betroffen sind, resultiert im Wesentlichen aus auf einseitige Merkmale ausgerichteter Züchtung. Sieht man also einmal von Verletzungen durch z.B. Unfälle ab, ist die Chance, durch entsprechende Aufklärungsarbeit Krankheiten bereits im Vorfeld zu verhindern, recht groß. An dieser Aufklärungsarbeit beteilige ich mich auch persönlich in meiner Funktion als Wissenschaftlicher Beirat im Verband Deutsches Hundewesen.

BLICKPUNKT: Bereits aufgetretene Erkrankungen müssen jedoch behandelt werden. Welchen Methoden geben Sie hier den Vorzug?

Prof. Nolte: Da vor der Behandlung die Diagnose steht, haben wir auf diesem Gebiet verstärkt gearbeitet und können heute eine sehr innovative und genaue Diagnosetechnik einsetzen. Es ist möglich, über sehr feine Instrumente in die Gelenke einzudringen und mittels feiner optischer Instrumente exakte Untersuchungen der Gelenke und der Gelenksumgebung durchzuführen. Dieselbe Technik kann auch bei Eingriffen eingesetzt werden. Mit der arthroskopischen Operation oder der sogenannten „Schlüssellochchirugie“ sind minimalinvasive Eingriffe möglich, die das Tier weit weniger belasten als konservative Operationsmethoden. Es können beispielsweise Knorpel- oder Knochenreste entfernt werden, ohne dass das Gelenk eröffnet werden muss.

Durchgesetzt hat sich inzwischen auch eine postoperative Schmerzbehandlung. So können wir ganz im Sinne des Tierschutzgesetzes das Leid des Tieres mindern und gleichzeitig die Rehabilitation fördern. Zur exakten Dosierung arbeiten wir auch an einer Optimierung von Messsystemen, die dem unter- schiedlichen Schmerzempfinden von Hunden gerecht wird.

BLICKPUNKT: Gibt es auch auf der Seite konservativer Operations- methoden nennenswerte Fortschritte?

Prof. Nolte: Selbstverständlich wird auch hier ständig weiter geforscht. Ein wichtiges Thema ist beispielsweise die Verbesserung der Implantate für Hüftgelenksoperationen.

Derzeit nutzen wir noch Knochenzement für die Befestigung der Prothese, sind aber zuversichtlich, dass in absehbarer Zeit die zementfreie Hüfte, wie sie bereits in der Humanmedizin eingesetzt wird, praxisreif ist. Aber auch mit der jetzt noch üblichen Methode können wir hervorragende Heilungs- prognosen auch für ältere Tiere stellen und den Eingriff aus medizinischer Sicht eigentlich immer befürworten. Gegenüber Ultraschall- und Röntgen- untersuchungen liefern auch moderne Methoden wie die Computer- oder Kern- spintomographie exaktere Diagnoseergebnisse, die wiederum der gezielten Therapie und damit dem Patienten zugute kommen.

Suche



Datenschutzerklärung