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Leishmaniose: Tragen Tierärzte leichtfertig zur Verbreitung bei?

Leipzig (aho) – Sowohl der zunehmende Tourismus als auch der organisierte Import von Streunerhunden aus dem Mittelmeerraum durch Tierschutzorganisationen führten dazu, dass in Mitteleuropa Tausende von Hunden leben, die mit dem Erreger Leishmania infantum infiziert sind. Diese Tatsache verdeutlichte Professor Dr. Peter Deplazes vom Institut für Parasitologie der Universität Zürich kürzlich anläßlich einer Tagung in Leipzig.

Laut Deplazes gibt es seit den 70-er Jahren es aber auch Einzelberichte über Leishmaniose-Fälle bei denen die betroffenen Menschen und Tiere nie im Mittelmeerraum oder einem anderen Endemiegebiet waren. Die für die Übertragung von Leishmanien notwendigen Sandmücken (Phlebotomen) wurden bereits früher in Frankreich und der Südschweiz beobachtet. Neue Funde in Süd-Deutschland von Sandmücken (Phlebotomus mascittii) und ein Nachweis von Sandmücken (P. perniciosus) in Gehrweiler (Rheinland-Pfalz) sowie einige vermutete sogenannte autochthone (ohne Herkunft aus oder Reisen in Endemiegebieten) Fälle bei Tieren (Pferd, Hunde) und bei einem 15 Monate alten Kleinkind haben die Diskussion über die Bedeutung von chronisch mit Leishmanien infizierten Hunden in unseren Breitengraden neu belebt.

Würde sich herausstellen, dass die in Mitteleuropa vorkommenden Sandmücken als Überträger (Vektoren) fungieren könnten, so müssten laut Deplazes die bisherigen Behandlungsstrategien neu überdacht werden, da infizierte, auch klinisch erfolgreich behandelte Hunde, ein Infektionsreservoir darstellen würden. Laut Deplazes muß der kürzlich erhobene Vorwurf, dass die Tierärzteschaft für die Ausbreitung der Leishmaniose in Nicht-Endemiegebieten mitverantwortlich sei, sehr ernst genommen werden.

Nach Meinungen des Referenten sind Untersuchungen über das Vorkommen von Phlebotomen (Sandmücken) in unseren Breitengraden dringend notwendig. Eine Übertragung der Erreger ausgehend von Leishmania-infizierten Hunden während der Mückensaison könnte durch ein Deltamethrin-Protectorband (Scalibor®) verringert werden. Diese Massnahme könnte nach Meinung von des Referenten die Tierärzteschaft vom oben erwähnten Vorwurf vorübergehend entlasten bis fundiertere epidemiologische Daten vorliegen.

P. Deplazes, M. Mettler Epidemiologische und klinische Aspekte der caninen Leishmaniose in Zentraleuropa Epidemiologie und Bekämpfung von Parasitosen Leipzig, 20.-21. März 2003 Tagung der DVG-Fachgruppe „Parasitologie und Parasitäre Krankheiten“ und DGP-Zwischenmeeting in Verbindung mit der Sächsischen Landestierärztekammer

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