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Parasiten: eine Gefahr für Tier und Mensch

München (aho) – „Nicht gestochen = sicher nicht infiziert = keine Schäden durch Erreger“. Auf diese kurze Formel brachte Prof. Dr. Heinz Mehlhorn vom Institut für Parasitologie der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf seine Empfehlung zur Bekämpfung von Flöhen, Zecken und Mücken anläßlich einer Pressekonferenz am 9. März 2004 in München.

Zecken, Flöhe und viele andere Insekten leben als Ektoparasiten auf oder in der Haut von Menschen und Tieren. Einige Arten dieser Parasiten, die z.T. in riesigen Mengen auftreten können, halten sich temporär – also evtl. nur für Sekunden – auf ihren Wirten auf, während andere dauerhaft dort bleiben und nur von Zeit zu Zeit den Wirt wechseln. Diese Ektoparasiten ernähren sich vom Blut ihrer Wirte. Damit das aufgesogene Blut nicht in den Mundwerkzeugen der Blutsauger gerinnt, injizieren diese beim Saugakt Speichel, der neben schmerzstillenden auch gerinnungshemmende Substanzen enthält.

Ist bereits jeder einzelne Stich dieser Blutsauger infolge des im Bereichs der Stichstelle entstehenden Juckreiz – eine allergische Reaktion – schon recht unangenehm, so wird diese Situation noch weiter verschlimmert. Beim Stich werden nämlich mit dem Speichel oft noch diverse Krankheitserreger übertragen, wobei selbst die Grenzen des Befalls zwischen Tier und Mensch fließend sein können und Erreger somit gleichzeitig bei Hund und Halter anzutreffen sind. In diesem Zusammenhang warnte Professor Mehlkorn davor, Zecken am Hinterleib zu quetschen oder den Versuch zu unternehmen, Zecken mit einem Feuerzeug zu verbrennen. Dies läßt die Zecken laut Mehlhorn erbrechen, so dass sich der infizierte Mageninhalt der Zecke in die Stichstelle ergießt. Auch sei es unwichtig, Zicken links oder rechts herum herauszudrehen, da die Plagegeister kein Gewinde an ihren Beiß – und Saugwerzeugen haben. Zecken sollten mit einer Pinzette am Kopf gefaßt und schonend herausgezogen werden. Der bekannte Parasitologe wies darauf hin, dass Zecken und Zeckenlarven jetzt schon aktiv seien. Selbst durch schwache Sonnenstrahlung könne sich unter Blättern ein für Zecken angenehmes Mikroklima einstellen. Hunde sammeln sich so durch das Schnüffeln im Laub Zecken oder Zeckenlarven auf, wobei die Larven nur 0,5 mm groß sind und unmöglich vom Tierbesitzer erkannt werden. Deshalb sei ein Auskämmen oder Absuchen des Hundefells wenig erfolgreich.

So übertragen die folgenden Blutsauger ein breites Erregerspektrum:

Zecken:

– Viren auf Hund und Mensch (z.B. FSME-Viren), – Bakterien auf Hund und Mensch (z.B. Borreliose-Erreger, Ehrlichiose-Erreger), – Einzeller auf Hund und Mensch (z.B. Erreger der Babesiosen).

Flöhe:

– Viren auf Hund und Mensch (z.B. Hepatitis B), – Bakterien auf Hund und Mensch (z.B. Erreger der Katzenkratzkrankheit (Bartonella henselae) u.a. Entzündungserreger), – Würmer auf Hund und Mensch (z.B. Gurkenkernbandwurm).

Mücken

– Viren auf Hund und Mensch (z.B. West-Nil-Fieber, Gelbfieber), – Bakterien auf Hund und Mensch, – Protozoen auf Hund (z.B. canine Leishmaniose), und Menschen (Leishmaniose, Malaria), – Würmer auf Hund und Mensch (z.B. Filarien, Herzwurm).

Diese vielhäuptige stechende Armada bedroht jährlich die Lebensfreude und Gesundheit von Millionen Menschen und Tiere – und dies nicht nur in den Tropen oder warmen Ländern, sondern auch hier in gemäßigten Regionen. Da eine Reihe dieser Erreger in Haustieren wie Hund und Katze ein Reservoir aufweisen, ist es notwendig, nicht nur den Menschen, sondern auch seine unmittelbaren tierischen Hausgenossen zu schützen, die zudem oft ebenfalls so schwer erkranken können wie der Mensch selbst.

Im Verlauf seines Vortrages demonstrierte Prof. Mehlhorn die repellierende Wirkung des neuen „Floh-Zecke-Mücken-Präparates“ Advantix (Bayer), in dem er sich etwas Advantix auf einen Finger tropfte und in einen Behälter mit hungrigen Culex-Mücken steckte. Geschützt durch Advantix überstand Professor Mehlhorn diese Prozedur unbeschadet. Mehlhorn erläuterte, dass Advantix durch seinen Inhaltsstoff Imidacloprid spezifische Rezeptoren an den Nervenzellen von Insekten angreift. Da Säugetiere – inklusive Menschen – diese Rezeptoren nicht in nennenswerter Zahl an ihren Nerven tragen, ist Advantix für diese Spezies ungefährlich. Allein Katzen sollen nicht mit Advantix behandelt werden, da Katzen auf den ebenfalls in Advantix enthaltenden Wirkstoff Permethrin bekanntlich sehr empfindlich reagieren. Advantix wird Hunden – vorzugsweise im Nackenbereich – mittels einer Pipette auf die Haut getropft.

Die Entwicklung und Anwendung von sicheren und nicht-gesundheitsgefährden Substanzen als Abwehrmittel – sog. Repellents – ist gerade heute sehr wichtig. Die erfolgreiche Expositionsprophylaxe ist nämlich deutlich wirkungsvoller als die beste Chemotherapie, denn es gilt laut Mehlhorn: Nicht gestochen = sicher nicht infiziert = keine Schäden durch Erreger.

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