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Leishmaniose-Risiko: Weitere Sandmückenart in Deutschland entdeckt

Bonn (aho) – In Baden-Württemberg wurde von Wissenschaftlern des Instituts für Medizinische Parasitologie der Universität Bonn eine eine bisher unbekannte Sandmückenart Phlebotomus mascittii gefunden (1), aktuell zusätzlich Phlebotomus perniciosus, ein aus Süd- und Südwesteuropa bekannter Ãœberträger der Leishmaniose. Alle Sandmücken wurden innerhalb von Ortslagen eingefangen. Die nördlichste Stadt innerhalb des Untersuchungsgebiet war Baden-Baden. In der Tat sind in Deutschland in den letzten zehn Jahren eine ganze Reihe von Leishmaniose-Infektionen bei Mensch (2,3) und Tieren (Hunde (5), Pferd) aufgetreten, die nicht als „Reiseandenken“ von Fernreisen mitgebracht worden sind. So ist im letzten Jahr ein Leishmaniose-Hund aus der Ortschaft Schliengen-Obereggenen (ca. 30 km südlich von Freiburg) bekannt geworden (4).

Sowohl der zunehmende Tourismus als auch der organisierte Import von Streunerhunden aus dem Mittelmeerraum durch wohlmeinende Tierschutzorganisationen führen gleichzeitig dazu, dass in Mitteleuropa Tausende von Hunden leben, die trotz klinisch erfolgreicher Therapie mit dem Erreger Leishmania infantum chronisch infiziert sind (6) und so wiederum eine Infektionsquelle für Sandmücken darstellen. Vergessen wird zu oft, daß die üblicherweise durchgeführten Bluttests wenig geeignet, infizierte Importhunde zu erkennen. Zu diesem beunruhigenden Ergebnis kommen Fachleute verschiedener griechischer Forschungseinrichtungen, die ihre Erkenntnisse in der Fachzeitschrift „Veterinary Parasitology“ veröffentlicht haben. Sie untersuchten 73 gesunde Jagdhunde sowohl mit einem Test, der die Parasiten direkt nachweist (PCR) und mit einem Test auf Leishmania-Antikörper. Während bei der direkten Nachweismethode mehr als Hälfte der Hunde (63%) positiv waren, reagierten im Antikörpertest nur 12.3% der Hunde positiv. Die Wissenschaftler warnen, sich bei der Untersuchung von Hunden nur auf einen einfachen Antikörpertest zu verlassen.

(1) T. J. Naucke, C. Schmitt Is leishmaniasis becoming endemic in Germany? Int. J. Med. Microbiol. 293, Suppl. 37, 179 – 181 (2003)

(2) Bogdan, C., Sch̦nian, G., Banuls, A. L., Hide, M., Pratlong, F., Lorenz, E., R̦llinghoff, M., Mertens, R.: Visceral leishmaniasis in a German child who had never entered a known endemic area: Case report and review of the literature. Clin. Infect. Dis. 32, 302 Р306 (2001).

(3) Schmitt, C.: Untersuchungen zur Biologie und Verbreitung von Phlebotomus (Transphlebotomus) mascittii Grassi 1908 (Diptera: Psychodidae) in Deutschland). Diplomarbeit. Inst. f. Med. Parasitol., Bonn. 1 – 91 (2002).

(4) Naucke, Torsten J.; Institut für Medizinische Parasitologie der Universität Bonn; pers. Mitteilung

(5) Gothe, R.: Leishmaniosen des Hundes in Deutschland: Erregerfauna und -biologie, Epidemiologie, Klinik, Pathogenese, Diagnose, Therapie und Prophylaxe. Kleintierpraxis 36, 69 – 84 (1991).

(6) P. Deplazes, M. Mettler Epidemiologische und klinische Aspekte der caninen Leishmaniose in Zentraleuropa Epidemiologie und Bekämpfung von Parasitosen Leipzig, 20.-21. März 2003 Tagung der DVG-Fachgruppe „Parasitologie und Parasitäre Krankheiten“ und DGP-Zwischenmeeting in Verbindung mit der Sächsischen Landestierärztekammer

(7) Leonidas S. Leontides, Manolis N. Saridomichelakis, Charalambos Billinis, Vasilios Kontos, Alexander F. Koutinas, Apostolos D. Galatos and Mathios E. Mylonakis A cross-sectional study of Leishmania spp. infection in clinically healthy dogs with polymerase chain reaction and serology in Greece Veterinary Parasitology, Vol. 109 (1-2) (2002) pp. 19-27

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