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Bei Reisen ans Mittelmeer drohen dem Hund gesundheitliche Gefahren

(idw) – Die schönsten Tage des Jahres möchten Hundehalter nur ungern ohne ihren Liebling verbringen. Also wird der Vierbeiner kurzerhand mit in den Urlaub genommen – und nicht selten geht die Reise an ferne Gestade. Dass das Haustier auf der Rückfahrt möglicherweise noch ein paar gefährliche „Mitreisende“ dabei hat, machen sich die Herrchen und Frauchen kaum bewusst. Prof. Arwid Daugschies, Direktor des Institutes für Parasitologie, Veterinärmedizinische Fakultät der Universität Leipzig, nennt die Risiken beim Namen.

Hunde werden offenbar zunehmend zum Reisebegleiter ihrer Besitzer. Im Jahre 1990 gaben bei einer Erhebung in München noch 31 Prozent der Hundehalter an, ihr Tier auf Urlaubsreisen mitzunehmen. Nur vier Jahre später sagten dies bereits 41 Prozent. Die meisten Reiseziele der Befragten lagen im Mittelmeerraum. Aus den Niederlanden wird berichtet, dass über einen Zeitraum von 10 Jahren 350.000 Hunde ihre Besitzer auf Reisen in mediterrane Länder einschließlich Portugal begleitet haben. Entsprechende Zahlen fehlen für Deutschland, aber es kann mit Sicherheit gesagt werden, dass eine erhebliche Zahl an Hunden zunehmend in vor allem subtropische Gebiete mitgenommen wird.

Worin besteht nun die spezielle Gefahr für die Vierbeiner? „Parasiten leben oftmals mit ihrem natürlichen Wirt in einem endemischen Gleichgewicht, das heißt bei einer hohen Durchseuchung in einer Region immunisieren sich die dort lebenden Tiere frühzeitig und es erkrankt nur ein Teil der betroffenen Individuen. Bei denen, die dennoch betroffen sind verläuft die Erkrankung oft in abgeschwächter Form“, erläutert Prof. Daugschies. Das heißt, während sich ein Parasit an einem einheimischen Hund möglicherweise die Zähne ausbeißt, ist der zugereiste für ihn ein gefundenes Fressen.

Hinzu kommt, dass viele Erreger hierzulande nicht heimisch sind und die voll empfänglichen tierischen Touristen absolut unvorbereitet treffen. „So sind beispielsweise Hunde in Spanien, vor allem in Malaga zu 35 Prozent, in Portugal (Vale de Mendiz) zu 38 Prozent und in der Toskana zu 24 Prozent mit dem hierzulande nicht heimischen Erreger der Leishmaniose infiziert, einer Krankheit die vielfältige Krankheitssymptome zeigen kann, schwer zu behandeln ist und nicht selten zum Tod führt. Zu den äußerlich erkennbaren Symptomen der Leishmaniose gehören Haarausfall und Hautveränderungen insbesondere an den Ohrrändern und an den Augenlidern. Gefährlicher ist allerdings, dass innere Organe wie Leber, Milz und Niere geschädigt werden. Hunde, die davon betroffen sind, haben Fieber, werden schwach und teilnahmslos und sterben schließlich.

Eine extrem hohe Durchseuchung von 60 Prozent wird für Sizilien berichtet“, warnt Daugschies. „Nach der Rückkehr aus dem Urlaub kann es dann, manchmal erst nach Monaten oder Jahren, zu einer klinischen, auch lebensbedrohenden Erkrankung des Hundes kommen, die dem Tierarzt, der nur selten mit dem oftmals unspezifischen Krankheitsbild konfrontiert ist, diagnostische Probleme bereiten kann. Neben den Leishmanien sind auch weitere Parasiten wie der Einzeller Babesia canis oder der Herzwurm Dirofilaria immitis als potenziell gefährliche Krankheitserreger des Hundes im Mittelmeerraum weit verbreitet. Babesia canis bewirkt eine Zerstörung der roten Blutkörperchen. Akut infizierte Hunde zeigen Fieber, Blutarmut und Schwäche und können rasch verenden. Dirofilaria immitis siedelt sich im Herz und den großen Herzgefäßen an. Durch seine enorme Größe von bis zu 30 Zentimetern stört er die Herzklappenfunktion und behindert den Blutkreislauf, schädigt aber über Stoffwechselprodukte und Wechselwirkungen mit dem Immunsystem auch andere Organe. Im Ergebnis zeigen die Hunde Atembeschwerden, Schwäche und werden apathisch. Die Infektion muss nicht unbedingt, kann aber tödlich verlaufen.

„Neben der Erkrankung des einzelnen Hundes, mit der sich Tierbesitzer und Tierarzt auseinandersetzen müssen, besteht auch die Gefahr, dass sich eingeschleppte Erreger nördlich der Alpen ausbreiten“, gibt Daugschies zu bedenken. „Konkret wird dies für Leishmania infantum und Dirofilaria immitis befürchtet, insbesondere wenn sich aufgrund von Klimaänderungen für diese subtropischen Parasiten ausreichend hohe Temperaturen einstellen sollten. Ursprünglich nur als Import bekannte Erreger wie der Blutparasit Babesia canis und die Braune Hundezecke Rhipicephalus sanguineus sind mittlerweile in in manchen Gebieten Deutschlands heimisch geworden.“

Besonders hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass aus fürsorglicher Tierliebe aus tropischen oder subtropischen Ländern mitgebrachte Hunde, insbesondere Streuner, von Schmarotzern befallen sind. Dabei kann es sich um Krankheitserreger handeln, die hierzulande normalerweise nicht vorkommen, aber auch die Befallsrate und -stärke mit Parasiten, die in Deutschland durchaus vorkommen (z.B. Spulwürmer, Bandwürmer, Giardien), können aufgrund der mangelnden medizinischen Betreuung und schlechten Lebensverhältnisse im Herkunftsland hoch sein. „Importierte Hunde sollten am besten schon im Herkunftsland, spätestens aber unmittelbar nach der Einfuhr einem Tierarzt zur Untersuchung und, falls notwendig, Behandlung vorgestellt werden. Auch wenn es dem Tier augenscheinlich gut geht“, rät Daugschies.

Bleibt die Frage, ob es Möglichkeiten gibt, den geliebten Vierbeiner mit gen Süden zu nehmen und ihn dennoch vor gesundheitlichen Gefahren zu schützen. „Die sicherste Prophylaxe für den eigenen Hund ist und bleibt, ihn nicht erst der Infektionsgefahr auszusetzen, also ihn daheim zu lassen oder ein anderes Urlaubsziel zu wählen“, ist die klare Antwort des Leipziger Tiermediziners. „Wer sich nicht von der gemeinsamen Reise abbringen lässt, sollte sich bei seinem Tierarzt erkundigen, inwieweit die prophylaktische Anwendung von Medikamenten möglich ist.“

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