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Zecken – ein Gesundheitsrisiko für Mensch und Tier

Bonn (BfT) – Zecken können sowohl auf Menschen wie auch auf Tiere gefährliche Krankheiten übertragen. Daher sollten Haustiere, bevor sie wieder in die Wohnung kommen auf Zecken untersucht und mit Zecken abwehrenden und abtötenden Maßnahmen geschützt werden. Für die Behandlung sollten ausschließlich Ektoparasitika angewendet werden, die für die zu behandelnde Tierart zugelassen sind. Beim Hund sticht die Zecke bevorzugt in die Schenkel- und Ellbogenfalte, Ohrränder, Schnauze sowie zwischen den Zehen.

Neben der in unseren Breiten gängigsten Zeckenart – dem Holzbock (Ixodes ricinus) – haben sich in den letzten Jahren vermehrt auch andere Zeckenarten bei uns etabliert. Dazu gehören die Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus) und die aus dem Mittelmeerraum stammende Braune Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus). Letztere hat die unangenehme Eigenschaft, dass sie sich nicht im Wald oder dichtem Gestrüpp aufhält, sondern sich zumeist in Wohnungen und Häusern vermehrt und dort den Winter übersteht. Die meisten Zeckenarten bevorzugen jedoch Waldregionen mit dichtem Unterholz als Lebensraum. Auch Parkanlagen sind oft von Zecken bevölkert und sogar der heimische Garten kann durchaus als Zeckenbiotop dienen. Dort warten sie dann auf ihre Opfer.

Zecken als Krankheitsüberträger für Haustiere

Der Stich einer Zecke ist praktisch schmerzlos und wird daher in den seltensten Fällen wahrgenommen. Problematisch ist, dass Zecken mit ihrem Stich beziehungsweise während des Blutsaugens auch Krankheitserreger auf Mensch und Tier übertragen können. Alle Katzenbesitzer wissen zum Beispiel, dass ihre Lieblinge Zecken mit nach Hause bringen können. Aber im Gegensatz zu Hunden werden Katzen wesentlich seltener durch Zeckenstiche mit Krankheitserregern infiziert. Die Gründe für dieses Phänomen sind nicht eindeutig geklärt: Möglicherweise ist es die verbesserte Fell- und Körperpflege gegenüber Hunden, so dass Zecken früher beseitigt werden können. Vielleicht liegt es auch daran, dass die Katze bei ihren Streifzügen seltener die Brutstätten der Zecken (Wald- und Auengebiete) aufsucht. In jedem Fall sind die gefährlichen Infektionen von Mensch und Hund wie Borreliose, Babesiose oder auch FSME bei Katzen nur sehr selten entdeckt worden.

Borreliose

Das Bakterium ist in ganz Europa verbreitet. Auch in Deutschland kommt die Borreliose flächendeckend vor. Die Infektionsrate der Überträgerzecken (Holzbock) ist je nach Gebiet sehr unterschiedlich. Nach Schätzungen sind stellenweise bis zu 50 Prozent der Zecken infiziert. Die Infektionserreger sind Borrelia-Bakterien. Die Bakterien breiten sich nach dem Zeckenstich über den Blutkreislauf im gesamten Körper des Hundes aus und können Organe, Gelenke und das Nervensystem befallen. Bei Hunden und Katzen verläuft die Borreliose meist ohne ernsthafte Symptome. Allerdings kann der Hund an einer schmerzhaften Arthritis erkranken. Man geht davon aus, dass jeder dritte Hund sich irgendwann in seinem Hundeleben mit dem Erreger infiziert hat und Antikörper gegen Borrelien gebildet hat. Eine Impfung für den Hund gegen die Borreliose ist möglich. Wichtig sind vorbeugende Maßnahmen zur Vermeidung eines Zeckenstichs durch den Holzbock.

Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME)

Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) wird durch Viren ausgelöst, die durch den Stich des Holzbocks übertragen werden. Die Zahl infizierter Zecken in Hochrisikogebieten wird auf etwa ein bis vier Prozent geschätzt. In allen Gegenden, in denen ein Infektionsrisiko für den Menschen besteht, ist auch der Hund gefährdet. Anders als beim Menschen kommt es bei Hunden nur zu einer Erkrankung, wenn andere schwächende Faktoren hinzukommen. Bisher sind klinische FSME-Fälle nur bei großen Hunderassen beschrieben worden, die unbehandelt meist tödlich verliefen. Dabei kommt es zunächst zu Fieber, bevor neurologische Störungen einsetzen, wie epileptische Anfälle, Übererregbarkeit, Bewusstseinstrübung, Schmerzen, Bewegungsstörungen oder Reflexbeeinträchtigungen. Ein Impfschutz gegen das FSME-Virus wie beim Menschen existiert zurzeit nicht, daher sollten stattdessen vorbeugende Maßnahmen gegen den Zeckenbefall durchgeführt werden.

Babesiose

Eine Krankheit, die bei den Hunden zunehmend an Bedeutung gewinnt, ist die Babesiose (auch als Hundemalaria bekannt). Babesia canis ist ein kleiner, einzelliger Parasit, welcher von Zecken während ihrer Blutmahlzeit in die Einstichstelle übertragen wird. Diese Einzeller dringen in rote Blutzellen ein und vermehren sich dort. Dabei gehen die Blutzellen zugrunde und es entstehen Entzündungs- und Abwehrreaktionen, welche für den Hund gefährlich werden können. Befallene Tiere zeigen unspezifische Krankheitssymptome wie Fieber, Blutarmut und Schwächezustände. Dem Hundebesitzer fallen oft blasse oder gelbe Schleimhäute und dunkelroter bis brauner Urin auf. Es können auch entzündliche Veränderungen der Augen sowie Netzhautablösungen auftreten. Im weiteren Verlauf kann das Zentralnervensystem geschädigt werden. Dann können Bewegungsstörungen und epileptische Anfälle auftreten. Erkrankte Tiere müssen umgehend tierärztlich behandelt werden. Vor noch nicht allzu langer Zeit galt diese Krankheit als typische Reisekrankheit. Das heißt, Hunde, welche in Mittelmeerregionen mitgenommen wurden, erkrankten gelegentlich daran, nachdem sie von den dortigen Zecken gestochen worden waren. Nun sind mit der Auwaldzecke und der Braunen Hundezecke auch bei uns Zeckenarten heimisch geworden, welche als Überträger der Hundebabesien gelten.

Anaplasmose

Die Anaplasmose wird durch das Bakterium Anaplasma phagocytophilum hervorgerufen. Die Erreger befallen weiße Blutzellen und vermehren sich in ihnen. Übertragen werden die Anaplasmen durch den Holzbock (Ixodes ricinus). Grundsätzlich besteht also fast überall die Gefahr einer Übertragung. Krankheitsanzeichen der Anaplasmose beim Hund sind unter anderem plötzlich einsetzendes hohes Fieber, Teilnahmslosigkeit, Gewichtsverlust, Durchfall und Erbrechen, aber auch Gelenkentzündungen und zentralnervöse Störungen. Da oft auch Borreliose-Erreger in den Zecken vorhanden sind, können beide Erregertypen während eines Zeckenstiches in den Hundekörper gelangen. Dies erschwert die Zuordnung der beobachteten Krankheitssymptome. Die Infektion verläuft in der Regel nicht chronisch, kann aber erneut auftauchen, wenn das Immunsystem des Hundes in den Monaten nach der Infektion geschwächt ist. Zur Diagnose und Behandlung muss der Tierarzt aufgesucht werden. Ein Impfschutz gegen Anaplasma-Bakterien existiert zurzeit nicht, daher sollten stattdessen vorbeugende Maßnahmen gegen den Zeckenbefall durchgeführt werden.

Ehrlichiose

Die Ehrlichiose, genauer gesagt das Bakterium Ehrlichia canis, wird nach derzeitigem Wissensstand in Europa nur von der Braunen Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus) übertragen. Diese ist ab Zentralfrankreich südwärts im Mittelmeerraum sowie in Portugal heimisch. Ein besonderes Risiko geht deshalb von Zecken aus, die aus einem südlichen Urlaubsland als unerwünschtes Souvenir mitgebracht werden. Sie können monatelang in warmen Verstecken etwa in der Garage oder Wohnhäusern überleben. Die Ehrlichien befallen weiße Blutzellen, in denen sie sich vermehren. Eine Ehrlichiose beginnt beim Hund meist „schleichend“ und es kann mitunter Jahre dauern, bis die Krankheit ausbricht. Erkrankte Hunde zeigen zuerst unspezifische Symptome wie Abgeschlagenheit und Fieber. Im weiteren Verlauf der Erkrankung tritt eine erhöhte Blutungsneigung auf, die sich zum Beispiel durch Nasenbluten äußert. Ein Impfschutz gegen Ehrlichia-Bakterien existiert zurzeit nicht, daher sollten stattdessen vorbeugende Maßnahmen gegen den Zeckenbefall durchgeführt werden.

Hepatozoonose

Die Krankheit wird durch den Einzeller Hepatozoon canis ausgelöst, einem Organismus, der nur aus einer Zelle besteht. Die meisten Infektionen bleiben symptomlos, aber es kann zu einem Ausbruch kommen, wenn das Immunsystem des Hundes geschwächt ist, oder bei gleichzeitiger Infektion mit anderen Erregern wie Ehrlichien oder Babesien. Hepatozoonose tritt vor allem bei Hunden auf, die aus Portugal, Südspanien oder von den Kanarischen Inseln stammen. Überträger des Einzellers ist die Braune Hundezecke.

Zeckenparalyse

Das Speichelsekret vieler Zecken, zu denen auch Schildzecken und die Braune Hundezecke gehören, enthält Nervengifte, um das Gewebe beim Zeckenstich zu betäuben. In manchen Fällen, die von der Zeckenart, aber auch von Zustand und Immunsystem des Opfers abhängen, kann das Nervengift eine lähmende Wirkung haben und zur Paralyse führen. Es ist nicht bekannt, welche Faktoren die Ausbildung giftigen Zeckenspeichels beeinflussen. Da viele Zecken eine paralytische Reaktion erzeugen können, kommt die Paralyse prinzipiell überall vor, aber sie wird nur selten beobachtet. Die Symptome bessern sich auch meist schnell, wenn die giftige Zecke entdeckt und entfernt wird.

Was noch zu tun ist!

Zecken sollte man sofort entfernen. Das ist nicht einfach, denn die kleinen Blutsauger sind im Fell von Hund und Katze nur schwer auszumachen. Erst vollgesogene Exemplare, die auf etwa einen Zentimeter Größe heranwachsen, sind mit dem Auge gut zu erkennen. Nahezu unmöglich ist es, die frühen Entwicklungsstadien der Larven und Nymphen zu finden. Doch auch diese stechen schon zu, da sie für jeden Wachstumssprung eine Blutmahlzeit benötigen. Hunde- und Katzenhalter sollten besonderen Wert darauf legen, ihre Tiere mit zeckenabwehrenden und abtötenden Produkten zu schützen. Gegen die Borreliose Erreger, die vom „Gemeinen Holzbock“ übertragen werden, können Hunde auch geimpft werden.

Zecken als Krankheitsüberträger für Menschen

Zahlreiche Erreger – sowohl Viren, Bakterien als auch Parasiten – werden durch Zecken übertragen und können zu schweren Erkrankungen auch bei Menschen führen. Generell hat die Bedeutung der von Zecken übertragbaren Krankheiten erheblich zugenommen. Erreger, die bereits in der Tiermedizin hinlänglich bekannt sind, werden neuerdings zunehmend auch beim Menschen identifiziert.

Erkrankung durch FSME-Virus 

Das FSME-Virus ist in Deutschland in weiten Teilen Bayerns, Baden-Württembergs und vereinzelt in Hessen, Rheinland-Pfalz und Thüringen verbreitet. Die Gebiete werden offiziell vom Robert-Koch Institut (RKI) je nach Häufigkeit der Erkrankungsfälle über einen bestimmten Zeitraum als Risikogebiete ausgewiesen. In Europa lassen sich für die FSME flächenhafte Endemiegebiete abgrenzen. Unter Endemiegebieten (auch Risikogebiete genannt) versteht man lokal begrenzte Regionen, in denen in einigen aufeinanderfolgenden Jahren jeweils mehrere FSME-Erkrankungsfälle aufgetreten sind. Die Durchseuchungsrate der Zecken mit dem FSME-Virus schwankt je nach Risikogebiet und Nachweismethode zwischen 0,1 Prozent und 5 Prozent. Die Einteilung in Risikogebiet und Nichtrisikogebiet darf aber nicht dazu verleiten, außerhalb dieser Gebiete keine Infektionsgefahr zu vermuten, denn das Virus kann durch Verschleppung von infizierten Zecken (z.B. durch Vögel, Rehwild) auch in bisher virusfreie Regionen eingeführt werden. Die Wahrscheinlichkeit, nach einem Zeckenstich an einer FSME zu erkranken, ist nur sehr schwer abzuschätzen.

Sowohl für Bewohner der Endemiegebiete als auch für Urlauber besteht das Risiko einer FSME-Infektion. In den letzten Jahren ist die Anzahl der ausgewiesenen Risikogebiete wie auch die Anzahl der Infektionen in Deutschland kontinuierlich angestiegen. Zwar ist die Erkrankung an FSME seit 2001 meldepflichtig, jedoch kann aufgrund der oft unspezifischen Symptomatik zusätzlich eine hohe Dunkelziffer von Erkrankungen angenommen werden. Insbesondere in den letzten Jahren ist die Zahl der FSME-Fälle stark angestiegen. Wurden 2004 insgesamt 274 Fälle gemeldet, so waren es 2006 bereits 546 Fälle. Aufgrund des relativ hohen Erkrankungsrisikos in offiziell anerkannten Risikogebieten empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) am RKI die Impfung als präventive Maßnahme für alle zeckenexponierten Personen.

Das FSME-Virus löst Erkrankungen aus, die mit grippeähnlichen Symptomen, Fieber und bei einem Teil der Patienten mit einer Meningoencephalitis – der Entzündung von Gehirn und Hirnhäuten – einhergehen. Da es sich um ein Virus handelt, lässt sich die Grunderkrankung nicht mit Antibiotika heilen. Es ist nur möglich, einzelne Symptome zu lindern. Der einzige wirksame Schutz ist die Vorsorge durch die Schutzimpfung. Ãœbertragen wird die Krankheit durch den Stich einer infizierten Zecke. Die Zecke bohrt sich mit ihrem Stechapparat, der viele Widerhaken besitzt, in die Haut des Menschen und ernährt sich durch das ausfließende Blut. Da das Virus in den Speicheldrüsen der Zecke sitzt, erfolgt eine Infektion mit FSME viel früher als bei Lyme-Borreliose. Schon direkt zu Beginn des Blutsaugens wird das Virus mit dem Speichel der Zecke übertragen. Deshalb kann man sich vor FSME leider nicht durch schnelles Entfernen der Zecke schützen. Die Viren gelangen durch das Gewebe in die Blutbahn und können von dort bis ins Rückenmark und Gehirn gelangen. Im zentralen Nervensystem kommt es zu einer weiteren Virusvermehrung, die sogar zum Absterben der Nervenzellen führen kann.

Borreliose

Die Lyme-Borreliose ist eine Infektionskrankheit, die durch das Bakterium Borrelia burgdorferi ausgelöst wird. Die Bakterien können sich nach einer Infektion im gesamten Organismus ausbreiten und dabei jedes Organ und Gewebe in Mitleidenschaft ziehen. Die Lyme-Borreliose ist die häufigste durch Zecken übertragene Infektion in Europa und Nordamerika. Borreliose kommt überall vor, wo es Zecken gibt, somit in ganz Deutschland. Die Durchseuchung der Zecken mit dem Bakterium ist regional und in Abhängigkeit vom Entwicklungsstadium der Zecken unterschiedlich hoch – in Deutschland zwischen drei und 30 Prozent, in einigen Regionen sogar bis zu 50 Prozent.

Überträger des Bakteriums sind in der Regel Zecken, die den Erreger während des Saugaktes nach einigen Stunden auf den Menschen übertragen. Deswegen kann durch ein schnelles Entfernen der Zecke unmittelbar nach dem Einstich eine Infektion meistens vermieden werden. Beim Entfernen der Zecke sollte man unbedingt eine Quetschung des Zeckenleibes vermeiden, um die Borrelien nicht aus dem Darm der Zecke in die Wunde zu quetschen.

Jährlich erkranken in Deutschland zwischen 60.000 und 100.000 Menschen an einer Borreliose. Damit ist die Borreliose die zweithäufigste Infektionserkrankung in Deutschland. Gegen die Lyme-Borreliose gibt es derzeit keinen zugelassenen Impfstoff für den Menschen. Nach einer überstandenen Infektion besteht auch keine längerfristige Immunität, der Stich einer infizierten Zecke kann erneut eine Borreliose auslösen.

Anaplasmose

Anaplasma phagocytophilum kann nicht nur Hund und Katze, sondern auch den Menschen befallen. Die Krankheit wird als humane granulozytäre Ehrlichiose (HGE) bezeichnet und durch den Zeckenstich des Holzbocks und anderer Schildzecken übertragen. HGE tritt bislang in Deutschland sehr selten auf. Akute Erkrankungen werden meist in den Sommermonaten beobachtet. Oft heilt die HGE spontan wieder aus, aber in manchen Fällen wurden auch schwere Komplikationen bis hin zum Tod bekannt. Die häufigsten Symptome einer HGE sind Fieber, Muskelschmerzen, Muskelstarre und eine Verminderung der Blutplättchen, die für die Blutgerinnung von Bedeutung sind.

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