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Studie: Mangelnde Folsäure-Vorsorge Schwangerer in Ostvorpommern

(idw) – Die Greifswalder Assistenzärztin Meike Scheler-Hofmann an der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin der Universität Greifswald erhält für ihre Folsäure-Studie auf der heute beginnenden dreitägigen 54. Jahrestagung der Norddeutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin in Celle gemeinsam mit einem Berliner Wissenschaftler den mit 5.000 Euro dotierten Heinrich-Finkelstein- Preis. Eine Arbeitsgruppe aus Neonatologen und Versorgungsforschern vom Institut für Community Medicine hat auf Initiative des Ärztlichen Direktors des Uniklinikums, Prof. Christoph Fusch, in den letzten beiden Jahren in der Region Ostvorpommern in einer flächendeckenden Studie den Einfluss von Bildungsstand, Erwerbstätigkeit und monatlichem Einkommen auf die Folsäure-Prophylaxe vor und während der Schwangerschaft untersucht. An der Studie waren maßgeblich der leitende Oberarzt der Neonatologie, Dr. Johannes-Peter Haas, der Leiter des Institutes für Community Medicine, Prof. Wolfgang Hoffmann, sowie in der Datenauswertung der Mediziner Arno Ebner beteiligt.

Der Förderpreis wird jährlich für hervorragende Arbeiten an Nachwuchswissenschaftler auf dem Gebiet der Kinderheilkunde und Jugendmedizin vergeben. Das 7-köpfige Forscherteam hat in seinen Untersuchungen festgestellt, dass das Vorsorgeverhalten der schwangeren Frauen in Ostvorpommern insgesamt unzureichend ausfällt. Nur 9 % der Frauen aus ländlichen Regionen und 11 % der Schwangeren aus städtischen Gebieten nehmen rechtzeitig ausreichende Mengen Folsäure auf. Schulbildung und die persönliche finanzielle Situation spielen bei der Folsäure-Prophylaxe eine entscheidende Rolle.

Die zusätzliche Einnahme von Folsäure vor und zu Beginn einer Schwangerschaft trägt dazu bei, folgenschwere embryonale Missbildungen zu verhüten. Das betrifft in erster Linie die so genannte Spina bifida (offener Rücken) und andere Fehlbildungen des Rückenmarks und Gehirns. Die Missbildungen führen zu einer lebenslangen mehrfachen Invalidität. Das Auftreten dieser angeborenen Fehlbildungen kann durch die rechtzeitige Einnahme von Folsäure vermindert werden. Frauen im gebärfähigen Alter und mit Kinderwunsch wird eine zusätzliche Einnahme von 400 Mikrogramm in Tablettenform empfohlen. In der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Studie wurden 895 Frauen in Ostvorpommern über ihre persönliche Lage, zur Planung der Schwangerschaft, geburtsvorbereitende Maßnahmen und die Inanspruchnahme der Folsäure-Prophylaxe befragt. Aus dem Einnahmeverhalten von Folsäure und den sozioökonomischen Faktoren sollen Rückschlüsse für eine gezielte Prävention und Aufklärungskampagne gezogen werden, um künftig schwere Rückenmarksfehlbildungen effektiver zu reduzieren.

Bei 69% der untersuchten Mütter war die Schwangerschaft geplant. Folsäure-Präparate wurden in 79% der Fälle zu irgendeinem Zeitpunkt der Schwangerschaft eingenommen. Die Analyse des Einnahmeverhaltens zeigte geringe Unterschiede zwischen städtischen und ländlichen Entbindungseinrichtungen. Die Folsäureeinnahme entsprechend den wissenschaftlichen Empfehlungen nimmt signifikant mit dem Grad der Schulbildung und mit dem monatlichen Einkommen zu. Erhebliche Differenzen treten auch beim Vergleich von Erwerbstätigen und Nicht- Erwerbstätigen auf. Bei Frauen in schwieriger sozialer Situation und fehlender Arbeit zeigten sich bedenkliche Informationsdefizite, die zu einer starken Vernachlässigung der Vorsorgemaßnahmen insgesamt führten. Grundsätzlich konnte festgestellt werden, dass ein hoher Prozentsatz der Mütter in der analysierten Region nicht rechtzeitig Folsäure einnimmt.

Der Leiter der Studie, Prof. Christoph Fusch, hob die Bedeutung von kombinierten Untersuchungen mit der Community Medicine hervor. „Daraus lässt sich wie im Fall der offensichtlich unzureichenden Schwangerschaftsvorsorge in Ostvorpommern konkreter Handlungsbedarf für die Gesundheit der Bevölkerung ableiten. Die mangelnde Inanspruchnahme der Folsäure-Prophylaxe erfordert ein Interventionsprogramm und eine verstärkte zielgruppenorientierte Aufklärung, insbesondere an den Schulen und in den Medien, sowie eine engere Kooperation mit den niedergelassenen Frauenärzten. Die Community Medicine als bevölkerungsbezogene Wissenschaft mit starkem Praxisbezug schlägt eine wichtige Brücke zu allgemeinmedizinischen Themenbereichen. Im richtigen Umgang mit dem Ergebnis derartiger Studien können nicht nur die Lebensqualität der Menschen verbessert werden, sondern auch enorme Kosten im Gesundheitswesen gespart werden“, ist sich der Neonatologe sicher.

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