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Welternährung: Probleme und Potenziale Russlands und Chinas +++ Erfolgreiches IAMO-Symposium auf der Grünen Woche

(idw) – Die beiden „Giganten“ Russland und China sind für die Weltagrarmärkte von zentraler und zunehmender Bedeutung. Das Bevölkerungswachstum und der gestiegene Konsum von Milchprodukten und Fleisch, Ernteausfälle infolge Naturkatastrophen, aber auch politische Maßnahmen wie die Exportrestriktionen in Russland haben erheblich zur derzeitig angespannten Situation der Weltagrarmärkte beigetragen. Gleichzeitig besteht die Hoffnung, Russland und China könnten in Zukunft einen größeren Anteil zur Sicherung der Welternährung leisten, etwa durch die Mobilisierung brachliegender Anbauflächen, Verbesserung der Infrastruktur und Effizienzsteigerung durch die Modernisierung der Produktionstechniken. Die Situation der Landwirtschaft in diesen beiden Ländern sowie strukturelle Probleme und Entwicklungspotenziale standen im Mittelpunkt des Symposiums „Agrargiganten Russland und China und die globale Ernährungssicherung“, ausgerichtet vom Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa (IAMO) auf der Grünen Woche. Ungefähr 120 Interessierte aus Wirtschaft, Politik und Forschung im Agrarbereich beteiligten sich an der Vortragsveranstaltung mit anschließender Diskussion.

Thomas Glauben, Geschäftsführender Direktor des IAMO und Leiter der Abteilung Agrarmärkte, Agrarvermarktung und Weltagrarhandel, eröffnete die Veranstaltung mit einer kurzen thematischen Einführung. Anschließend referierte William Liefert über die wachsende Bedeutung Russlands für die globale Versorgung mit Agrarerzeugnissen. Liefert ist als Agrarökonom für den Economic Research Service des US-amerikanischen Landwirtschaftsministeriums tätig und beschäftigt sich dort insbesondere mit Russland und anderen Ländern der ehemaligen Sowjetunion. Er zeigte, dass Russland in den letzten Jahren zu einem Global Player auf den Weltagrarmärkten geworden ist. Das Land ist ein wichtiger Exporteur von Getreide, und das US-amerikanische Landwirtschaftsministerium hält es für sehr wahrscheinlich, dass Russland bis 2019 die USA als größten Weizenexporteur der Welt ablöst. Gleichzeitig ist Russland ein bedeutender Importeur landwirtschaftlicher Produkte, insbesondere von Fleisch; im globalen Vergleich wichtiger Schwellenländer liegt es hier nach China auf dem zweiten Platz. Damit die russischen Getreideexporte in Zukunft weiter wachsen und zu einem Sinken des Preisdrucks auf den Weltagrarmärkten beitragen können, müssen entweder die Erträge pro Hektar weiter gesteigert oder in großem Maße zusätzliche Anbauflächen bewirtschaftet werden, so Liefert.

Vielfältige Einblicke in Chinas „San Nong“ Trias von Landwirtschaft, ländlicher Entwicklung und Bauern gewährte der Vortrag von Klaus Supp. Als Referatsleiter für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz an der Deutschen Botschaft Peking hatte Supp die Gelegenheit, mit führenden chinesischen Politikern, Beamten und Wissenschaftlern aus dem Agrarbereich zu diskutieren, aber auch auf Reisen das ländliche China und seine Bewohner kennenzulernen und mitunter mit politischen Dissidenten ins Gespräch zu kommen. Essen ist in China traditionell von zentraler Bedeutung, deshalb sind die Preise für Lebensmittel ein hochpolitischesThema und Ernährungssicherung eine zentrale Leitlinie chinesischer Agrarpolitik. Zwischen Stadt und Land besteht ein großes Wohlstandsgefälle, immer weniger der geschätzten 500 Millionen chinesischen Bauern können von den Erträgen ihres Landes leben. Nach Supps Einschätzung wird die Problematik der ländlichen Räume von der chinesischen Regierung in zunehmendem Maße ernstgenommen und mehr Geld für die Entwicklung bereitgestellt. Als zentrale Herausforderungen der Landwirtschaft identifizierte er Wassermangel und Klimawandel.

Abschließend verglich Jürgen Zeddies, langjähriger Leiter des Instituts für Landwirtschaftliche Betriebslehre der Universität Hohenheim, Stuttgart, die beiden „Agrargiganten“ hinsichtlich Schwachstellen, Perspektiven und jeweiligem Handlungsbedarf. Problematisch sind in beiden Ländern die schlechte regionale Infrastruktur und die veraltete Technik, die in der Landwirtschaft eingesetzt wird. Russland verfügt über viel nutzbare Fläche und ist insofern für Investoren attraktiv, birgt aber gleichzeitig besondere Risiken bezüglich des Geschäftsgebahrens: Korruption und kriminelle Machenschaften sind nicht außergewöhnlich. Die Schaffung von Rechtssicherheit für Investoren ist daher für die Weiterentwicklung der russischen Agrarwirtschaft fundamental. In China ist u.a. die Ausbildungssituation der Bauern extrem verbesserungsbedürftig. 86 Prozent von ihnen haben gar keine fachliche Ausbildung genossen. Investitionen in landwirtschaftliche Forschung, Ausbildung und Beratung sind laut Zeddies in beiden Ländern dringend geboten.

Das Symposium fand im Rahmen des Global Forum for Food and Agriculture (GFFA) statt, das das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz alljährlich im Rahmen der Grünen Woche gemeinsam mit verschiedenen Partnern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik ausrichtet. 2011 stand es unter dem Schwerpunkt „Handel und Sicherung der Welternährung: Global – Regional – Lokal“.

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