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Arbeitssicherheit: Streptokokken sind nicht nur für Schweine gefährlich!

Bei toten Ferkeln Schutzhandschuhe tragen!
Streptokokken (Streptococcus suis) sind gefürchtete Krankheitserreger beim Schwein. Die Erreger werden im Zusammenhang mit Lungen -, Hirnhaut und Mittelohrentzündungen gefunden. Die Erreger lassen sich auch bei gesunden Schweinen in den Tonsillen (Mandeln) nachweisen (7), wobei nach zwei britischen Untersuchungen die Typen 2 und 14 bei Erkrankungen im Vordergrund stehen (11,12). Offensichtlich kann der Keim auch für Menschen gefährlich werden.
Im August 1999 starb in Großbritannien (Yorkshire) ein 30-jähriger Farmarbeiter an einer Streptokokken - Blutvergiftung. Die Keime (Str. suis, Typ 14) wurden auch bei den von ihm betreuten Schweine festgestellt (1).

Auch gesunde Ferkel können Streptokokken-Träger sein!

Bisher sind einige Hundert Infektionen - es sind zumeist Einzelfälle - mit Streptococcus suis belegt, obwohl der Erreger bei Wild - und Hausschweinen weit verbreitet ist. Betroffen sind häufig Menschen mit einem Kontakt zu Schweinen wie Landwirte (16), Tierärzte, Schlachter (9, 16), Mitarbeiter der fleischverarbeitenden Industrie (15,16) und Jäger (6, 17 - 20). Als klinische Symptome werden Gangunsicherheit, Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Taubheitssymtome, Gelenksentzündungen, Schwindel und Lungenentzündung (9,16) beobachtet. Todesfälle treten insbesondere dann auf, wenn die Krankheit nicht sofort erkannt wird (6) . Nach einer niederländischen Untersuchung (10) sterben etwa 7% der Erkrankten. Trotz Behandlung bleiben häufiger Folgeschäden wie eine Beeinträchtigung des Gehörs, Schwindel und Gangunsicherheit(6).

Nach einer niederlänischen Übersichtarbeit (1968 - 1985) (10) liegt das Durchschnittsalter der Erkrankten bei 49 Jahren. Männer erkranken mit einen Geschlechterverhältnis von 6,5 zu 1 deutlich häufiger als Frauen. 83% der Betroffenen waren in der "Schweineproduktion" beschäftigt. Sie haben ein Erkrankungsrisiko, welches nach einer niederländischen Untersuchung (10) um den Faktor 1500 höher liegt als bei Mitarbeitern in anderen Bereichen der Industrie.

Ein Teil der Infektionen verläuft symptomlos oder mit nur milden Krankheitszeichen. Bei einer Untersuchungen in den Niederlanden (8) konnten bei 6% der untersuchten Tierärzten und 1% der Landwirte Antikörper gegen Str. suis nachgewiesen werden.

Weltweit

Berichte über Str. suis - Infektionen liegen aus aller Welt vor, so aus Asien (9, 14), Europa (10, 13) und Nord - Amerika (4). Aus Quebec, der "Schweinehochburg" Kanadas, wurde im Jahre 1996 von einer Streptokokken - Hirnhautentzündung (Str. suis, Typ 2) bei einer 52- jährigen Landwirtin berichtet. Die Patientin hatte eine Woche vor ihrer eigenen Erkrankung vier an einer Streptokokkeninfektion verendeten Ferkel ohne Handschuhe oder andere hygienischen Vorsichtsmaßnahmen aus dem Stall entfernt (2).

Im Oktober 1997 erkrankte in Spanien ein 30-jähriger Schlachter an einer Hirnhautentzündung (Str. suis Typ 2). Einen Monat später erkrankte ein Schlachthofarbeiter (20 Jahre). Zunächst wurde bei ihnen eine Meningitis (Hirnhautentzündung) durch Pneumokokken diagnostiziert.
Beide Männer lebten in unterschiedlichen Städten der spanischen Grafschaft Castellon. Es konnte eine Verbindung zu drei Schweinehaltungen hergestellt werden, die nachfolgend näher untersucht wurden. Hierzu wurden 274 Schweinetonsillen (Mandeln) mikrobiologisch untersucht. In 24 Tonsillen von zwei Schweinehaltungen konnte man exakt die Streptokokken (Str. suis Typ 2: MRP+EF+) nachweisen, die auch aus der Rückenmarksflüssigkeit (Liquor) der beiden Schlachter isoliert wurden. Beide Patienten konnten nach antibiotischer Behandlung genesen. Die Fälle wurden zum Anlass genommen Hygiene und Arbeitsschutz auf den Schlachtbetrieben zu verbessern.

In 1999 erkrankte ein Mitarbeiter eines norddeutschen Schlachtbetriebes. Er konnte nach einem Krankenhausaufenthalt als weitgehend geheilt entlassen werden (5).

Schlußfolgerungen:

Str. suis muß als Erreger für generalisierte Septikämien (Blutvergiftungen), Lungenentzündungen und Hirnhautentzündungen beim Menschen mit Kontakt zu Wild -und Hausschweinen in Betracht gezogen werden, wenn Symptome wie Gangunsicherheit, Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Taubheitssymtome und Schwindel auftreten. Die Erkrankungsfälle sind zwar selten, sie sind aber für den oder die Betroffenen eine ernstzunehmende Bedrohung für ihre Gesundheit. Bei den Berufsgenossenschaften, in der tierärztlichen Praxis, auf schweinehaltenden Betrieben, in Betrieben zur Fleischverarbeitung und auf Schlachtbetrieben muß dieser Gefährdung durch Information, verbesserte Hygiene, Mitarbeiterschulung und Arbeitsschutzmaßnahmen Rechnung getragen werden.

Literatur:

(1) ProMED: "Strep. suis, human infection", 01.10.99

(2) MICHAUD, S., R. DUPERVAL, R. HIGGINS.
Streptococcus suis meningitis: First case reported in Quebec.
Can J Infect Dis 1996;7(5):329-331

(3) ProMED: "Strep. suis, human infection", 05.10.99

(4) ProMED: "Strep. suis, human infection", 04.10.99

(5) Persönliche Mitteilung des Betroffenen, Zeven, Deutschland, August 1999.

(6) Grebe, Th., D. Bergenthal, A. M. Fahr, H. W. Scheja.
Erwachsenen-Meningitis durch Streptococcus suis Typ 2.
Dtsch Med Wochenschr 1997, 10. Okt.;122(41):1244-7

(7) Gottschalk M, Lacouture S, Odierno, L.
Immunomagnetic isolation of Streptococcus suis serotypes 2 and 1/2 from swine tonsils.
J Clin Microbiol 1999 Sep;37(9):2877-81

(8) Elbers AR, Vecht U, Osterhaus AD, Groen J, Wisselink HJ, Diepersloot RJ, Tielen MJ)
Low prevalence of antibodies against the zoonotic agents Brucella abortus, Leptospira spp., Streptococcus suis serotype II, hantavirus, and lymphocytic choriomeningitis virus among veterinarians and pig farmers in the southern part of The Netherlands.
Vet Q 1999 Apr;21(2):50-4

(9) Chau PY; Huang CY; Kay R
Streptococcus suis meningitis. An important underdiagnosed disease in Hong Kong.
Med J Aust 1983 Apr 30;1(9):414-6, 417.

(10) Arends JP and Zanen HC.
Meningitis caused by Streptococcus suis in humans.
Rev. Inf. Dis. 1988; 10:131-137.

(11) MacLennan M, Foster G, Dick K, Smith WJ, Nielsen B
Streptococcus suis serotypes 7, 8 and 14 from diseased pigs in Scotland.
Vet Rec 1996 Oct 26;139(17):423-4

(12) Heath PJ, Hunt BW, Duff JP, Wilkinson JD.
Streptococcus suis serotype 14 as a cause of pig disease in the UK. Vet Rec 1996 Nov 2;139(18):450-1

(13) Dupas D, Vignon M, Geraut C.
Streptococcus suis meningitis. A severe noncompensated occupational disease
J Occup Med 1992 Nov;34(11):1102-5

(14) Kay R, Cheng AF, Tse CY.
Streptococcus suis infection in Hong Kong.
QJM 1995 Jan;88(1):39-47

(15) Hantson P, Vekemans MC, Gautier P, Mahieu P, Sindic CJ, Guerit JM, Wauters G, Nannan M.
Fatal Streptococcus suis meningitis in man.
Acta Neurol Belg 1991;91(3):165-8

(16) Bartelink, AKM u. van Kregten, E.:
Streptococcus suis as theat to pig farmers and abattoir workers.
The Lancet, Vol. 346, Dec. 23/30, 1995, S. 1707

(17) Rosenkranz M, Elsner HA, Sturenburg HJ, Weiller C, Röther J, Sobottka I.
Streptococcus suis meningitis and septicemia contracted from a wild boar in Germany.
J Neurol. 2003;250:869-870

(18) Bensaid, T., B. Bonnefoi-Kyriacou, C. Dupel-Pottier, O. Bellon, E. Lagier, and H. Chardon. 2003.
Streptococcus suis meningitis following wild boar hunting.
Presse Med. 32:1077-1078.

(19) Durand, F., C. L. Périno, C. Recule, J. P. Brion, M. Kobisch, F. Guerber, and J. Croizé. 2001.
Bacteriological diagnosis of Streptococcus suis meningitis.
Eur. J. Clin. Microbiol. 20:519-521.

(20) Pedroli, S., M. Kobisch, O. Beauchet, J. P. Chaussinand, and F. Lucht. 2003.
Streptococcus suis bacteriemia.
Presse Med. 32:599-601

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