Ferkelruß: Wenn die Haut zerreißt!
So weit darf es nicht kommen! |
"Ferkelruß", trifft Ferkelerzeuger oft überraschend und kann zu erheblichen
Ferkelverlusten führen. Das Krankheitsbild trägt viele Namen: Ferkelruß, Pechräude - nässendes oder
seborrhoisches Ekzem - pockenartiger Ausschlag. In der Praxis lassen sich zwei verschiedene
Krankheitsformen unterscheiden. |
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Eine Form tritt bei Saugferkel am Ende der ersten Lebenswoche als Infektion der gesamten
Körperoberfläche auf. Charakteristisch sind zumeist runde, nässende Hautveränderungen, die
langsam abtrocknen. Am Anfang finden sich diese bei Saugferkeln meist im Kopfbereich
Im weiteren Verlauf finden sich die Veränderungen am ganzen Körper, vorwiegend
aber an haarlosen oder wenig behaarten Stellen. Nach dem Abtrocknen bilden sich rötliche
Krusten, die bald abbröckeln und, vermengt mit Stallstaub, auf der Haut wie Ruß
erscheinen, daher erklärt sich auch der Name Ferkelruß. Die Haut selbst erscheint
krustenartig verdickt und ist von Rissen durchzogen. Häufig kommt es bei den betroffenen
Ferkeln zu Todesfällen.
Bei der Erkrankung von Saufferkeln beobachtet man oft gleichzeitig "streichholzkopfgroße" Pusteln
am Gesäuge der Sau. Die Infektionswelle erlischt in der Regel nach einigen Wochen.
Ältere Saugferkel, Absatzferkel u. Läuferschweine erkranken nur in Einzelfällen schwer und
generalisiert. Hier kommt es nur zu örtlich begrenzten Hautentzündungen. Man beobachtet
zunächst einen dünner bräunlicher Belag an haarlosen Hautpartien wie z.B. am Ohrgrund und
Ohr. Dann entwickeln sich rundliche und krustige Hautveränderungen die vorzugsweise im
Schulter- und Halsbereich auftreten und offensichtlich jucken. Die betroffene Ferkel
lassen sich gern benagen und beknabbern. Hieraus entwickelt sich dann häufig Kannibalismus
am Körper (Flankenbeißen) und an den Ohren (1). Diese Verlaufsform kann in Vormastställen
"seuchenhaft" auftreten.
Auch aus infizierten Wunden nach Beißereien können sich "Ferkelruß - ähnliche" Krankheitsbilder entwickeln.
Erregerroulett
Während in Lehrbüchern als Erreger "Staphylococcus hyicus" genannt wird, beobachtet man in der Praxis immer
häufiger, dass Streptokokken beteiligt sind. Zudem findet man bei fortgeschrittenen Erkrankungen, dass
Coli - Bakterien, Klebsiellen, Pseudomonaden und Proteus beteiligt sind. Diese Keime sind dann häufig für
Therapieversager verantwortlich, da ihre Resistenzlage eine gezielte Auswahl von Antibiotika - möglichst
nach Resistenztest - notwendig macht.
Behandlung
Da fast alle Saugferkel eines Wurfes zeitversetzt erkranken, müssen alle Ferkel eines Wurfes umgehend über
fünf Tage behandelt werden. Sonst ist mit massiven Verlusten zu rechnen. Überlebende Ferkel kümmern häufig.
Ebenso müssen Landwirt und Tierarzt mit der aufeinanderfolgenden Erkrankung mehrerer Würfe rechnen, so
dass eine metaphylaktische Behandlung sinnvoll sein kann. Es eignen sich ß-Lactam- Antibiotika wie
Amoxicillin und Ceftiofur. Da diese Substanzen sehr untoxisch sind, eignen sie sich insbesondere für
die Behandlung von Ferkeln.
Literatur:
(1) Mirt D
Lesions of so-called flank biting and necrotic ear syndrome in pigs.
Vet Rec 1999 Jan 23;144(4):92-6
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