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Ausstieg aus der Kastration bis 2018

Was sagen die Verbraucherinnen und Verbraucher?

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Androstenon und Skatol stellen die Hauptkomponenten des Ebergeruchs dar und reichern sich im Fettgewebe von geschlechtsreifen Ebern an. Etwa 75 Prozent der Menschen können den Ebergeruch bei der Zubereitung und beim Verzehr von Schweinefleisch wahrnehmen. Verbraucher in Europa, Asien und einigen anderen Regionen der Welt empfinden ihn meist als unangenehm. Sie beschreiben ihn als stechend, urin- und/oder schweißartig. Untersuchungen belegen, dass „geruchsbelastetes“ Schweinefleisch (Stinkefleisch) in den meisten europäischen Ländern nicht zu vermarkten ist. 

Was wissen die Verbraucher?

kastrationDass männliche Ferkel kastriert werden, ist nur wenigen Verbrauchern bewusst. Bei einer  Befragung von Käufern von Öko-Fleisch durch Wissenschaftler der Universität Kassel waren es nur 46 % der Teilnehmer.  Zudem war vielen Befragten nicht bekannt, dass dies ohne Betäubung stattfindet. Die betäubungslose Kastration passt insbesondere nicht in das Bild von Tierschutz und tiergerechter Haltung im Öko-Landbau (1).

Aussage: „Und es enttäuscht mich auch ein bisschen jetzt, dass es auch in der (…) ökologischen Haltung so ist. Ich finde das eigentlich nicht so toll.“  (1)

Geschützte Ebermast

Seit 1998 weren Australien und Neuseeland als Standardmethode eingesetzt. Verbraucherstudien in Australien haben gezeigt, dass informierte Verbraucher die Impfung gegenüber der chirurgischen Kastration
von Schweinen bevorzugen. Zu ähnlichen Ergebnissen kam eine Marktforschungsstudie in Schweden (2). 

Informierte Verbraucher präferieren die Impfung

In einer repräsentativen Verbraucherumfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach im Oktober 2010 wurden über 1.700 Personen in Deutschland zur Impfung als Methode zur Vermeidung von Ebergeruch befragt.

Ziel der Studie

laptop_grafik_400.jpgDie von Pfizer Tiergesundheit beauftragte Studie hatte zum Ziel, die Kenntnisse der Bevölkerung über die Entstehung von Ebergeruch und die Meinungen über die Methoden für dessen Vermeidung zu untersuchen. Dabei wurde neben der herkömmlichen Ferkelkastration auch die Impfung gegen Ebergeruch als eine der möglichen Alternativen vorgestellt. Die Daten wurden mündlich-persönlich im Rahmen einer Mehrthemenumfrage bei einem repräsentativen Querschnitt der Bevölkerung in Deutschland erhoben. Insgesamt wurden im Oktober 2010 1.786 Personen befragt.

Ebergeruch in der Bevölkerung relativ unbekannt

images/bratling.jpgIn Deutschland ist Schweinefleisch ein beliebtes, häufig verzehrtes Nahrungsmittel. Über 90 Prozent der Bevölkerung genießen der Studie nach regelmäßig Schweinefleisch. Lediglich acht Prozent essen nie Schweinfleisch. Dennoch haben nur 37 Prozent vor der Befragung schon einmal etwas von Ebergeruch gehört. Noch weniger bekannt sind die Methoden zur Vermeidung des Ebergeruchs: Insgesamt 24 Prozent der Befragten war bewusst, dass die Ebergeruchbildung durch Kastrieren der Ferkel verhindert werden kann, wohingegen nur 6 Prozent über die Impfung gegen Ebergeruch informiert war. Dem größten Teil der Befragten, die die Impfung kannten, war auch die Kastration bekannt.

Methoden wurden erklärt

injektionWährend der Befragung wurden den Teilnehmern sachliche und objektive Beschreibungen der Kastration und der Impfung vorgelegt, damit sie sich über die beiden Methoden zur Vermeidung von Ebergeruch informieren konnten. Bei der anschließenden Frage, welche der beiden Methoden sie eher befürworten würden, entschieden sich 41 Prozent für die Impfung. Das sind mehr als doppelt so viele Teilnehmer wie sich für die Kastration entschieden (19 Prozent). 40 Prozent waren auch noch nach der Erläuterung unentschieden. Bemerkenswert ist, dass die Impfung in allen befragten gesellschaftlichen Gruppen weitaus stärker favorisiert wurde als die Kastration.

Argumente für und gegen die beiden Methoden

frontansichtDie Teilnehmer wurden ferner nach den Gründen ihrer Entscheidung für die jeweilige Methode befragt. Hervorzuheben ist hier, dass die Impfung gegen Ebergeruch vor allem befürwortet wird, weil sie weniger schmerzhaft und daher tierfreundlicher ist (49 Prozent). 28 Prozent haben Bedenken gegen eine Impfung, weil man nach ihrer Ansicht nie gänzlich sicher sein könne, dass man das Fleisch bedenkenlos essen kann. Nur etwa 12 Prozent möchten dagegen an der Kastration als bewährte Methode gegen Ebergeruch festhalten. Interessanterweise lehnen nur 11 Prozent der Befragten Impfungen bei Tieren generell ab, aber 18 Prozent lehnen generell die Kastration ab.



Quellen und Literatur


(1) Astrid Heid, Ulrich Hamm
Akzeptanz der Alternativen zur betäubungslosen Ferkelkastration durch Öko-Verbraucher
Praxis-Workshop: „Alternativen zur betäubungslosen Ferkelkastration“, 11. März 2010, Bonn

(2) Lagerkvist, C.J., Carlsson, F., & Viske, D.  2006, „Swedish Consumer Preferences for Animal Welfare and Biotech: A Choice Experiment”, AgBioForum, 9(1): 51-58



Impressum

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netz

Nadelöhr Bratpfanne

Jenseits aller Skatol- und Androstenonmessungen dürften sich als eigentliches Nadelöhr Bratpfanne und Kochtop in den Haushalten der Verbraucher herausstellen. Wenn hier beim Braten oder Kochen ein urinartiger Geschlechtsgeruch wahrnehmbar ist, dann dürfte dies das Image von Schweinefleisch insgesamt erheblich beschädigen. Der Verbraucher kauft Schweinefleisch ohne Geschlechtskennzeichnung! 



QS ließ Maskierungseffekte prüfen

qsDie QS-GmbH beschreibt sich selbst als „weltweit größtes Prüfsystem für sichere Lebensmittel, das alle Akteure der Lebensmittelproduktion – vom Landwirt bis zur Ladentheke – einbindet. Durch die Prüfung und Integration der gesamten Systemkette schafft das QS-Prüfzeichen die Grundlage für mehr Lebensmittelsicherheit und ein begründetes Vertrauen der Verbraucher“.

Finanziert durch die QS hat die Universität Göttingen geprüft, wie genussuntaugliches Eberfleisch durch „Maskierungseffekte“ zu „sensorisch akzeptablen Produkten“ verarbeitet und so an den Verbraucher gebracht werden kann.

In der Studie ist zu lesen:

images/speck_01.jpg"Wie können geruchsauffällige Eberschlachtkörper bzw. –teilstücke ökonomisch sinnvoll verwertet werden? Hierbei sind insbesondere Aspekte wie das Verschneiden von Fleischchargen zu sensorisch akzeptablen Produkten und die Wirkmechanismen von technologischen Prozessen bei einer möglichen Reduktion der Ebergeruchskomponenten zu klären."

oder

images/hack_01.jpg"Das tatsächliche Risiko mindert sich jedoch zum einen durch die Tatsache, dass nur etwa die Hälfte aller Konsumenten sensitiv gegenüber Androstenon in der überprüften Konzentration (5 μg/ml) ist. Zum anderen wird Fleisch bzw. Hackfleisch unter Alltagsbedingungen nicht ungewürzt bzw. ungebräunt verzehrt, sodass der Maskierungseffekt nicht außer Acht gelassen werden sollte".

oder

images/salami.jpg"Durch zusätzliche aromawirksame Verarbeitungsschritte (z.B. Räuchern) kann ggf. auch Fleisch bzw. Fett mit noch höheren Androstenongehalten ohne Akzeptanzverlust verarbeitet werden".

Quelle
Abschlussbericht zum Projekt „Risiko- bewertung zum Kastrationsverzicht“
Auftraggeber: Qualität und Sicherheit GmbH, Bonn
Berichtszeitraum 1.3.2010 bis 31.5.2011
Auftragnehmer: Georg-August-Universität Göttingen, Department für Nutztierwissenschaften, Abt. Produktkunde – Qualität tierischer Erzeugnisse (Prof. Dr. Michael Wicke)



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