EHEC: Infektionen bei der Fleischverarbeitung möglich
(aho) Enterohämolytische Escherichia coli ( EHEC ) sind für den Menschen sehr infektiös. Die Gesamtzahl der EHEC – Infektionen in Deutschland, die in den allermeisten Fällen als harmloser Durchfall verlaufen und nur selten diagnostiziert werden, wird auf 5000 bis 16000 im Jahr geschätzt. Erste Darmsymptome treten drei bis zwölf Tage nach der Infektion auf. Nach Expertenmeinung kommt es zur Zeit pro Jahr bei etwa 400 – 880 Kleinkindern, älteren Menschen und Patienten mit geschwächtem Immunsystem durch EHEC- Bakterien zum sogenannten hämolytisch – urämischen Syndrom ( HUS ). Das HUS ist durch Nierenschäden und die Zerstörung von roten Blutkörperchen gekennzeichnet. Es führt in etwa 10% der Fälle zum Tode. Die Nierenschäden können eine Dialyse oder Transplantation notwendig machen. Als weitere Komplikationen können Hirnschäden und Schäden an Herz und Bauchspeicheldrüse beobachtet werden. Etwa 50% der deutschen Rinderbestände gelten als mit EHEC infiziert. Als Hauptinfektionsquelle für den Menschen gelten nicht ausreichend erhitztes Rindfleisch sowie Rohmilch von Rind und Ziege. Nachgewiesen wurden EHEC jedoch auch in Lamm- und Geflügelfleisch, auf Kartoffeln, in Joghurt, Butter und Wasser. Rohes Gemüse und Obst gilt, wenn organischer Dünger ( Rindermist ) im Gartenbau verwendet wird, als potentieller Risikofaktor. So wurden EHEC – Keime in frisch gepreßten und nicht pasteurisiertem Apfelsaft beschrieben.
Auf eine weitere Eintragsquelle in Fleisch und Fleischwaren weisen Wissenschaftler von der Bundesanstalt für Fleischforschung in Kulmbach hin: symptomlose Ausscheider von verotoxinbildenden E. coli (VTEC) bzw. entero – hämorrhagischen E. coli (EHEC) beim Menschen. In einer Studie wurde daher ermittelt, ob das Personal von Lebensmittelbetrieben eine mögliche Eintragsquelle von VTEC/EHEC in Lebensmittelbetrieben darstellt. Zu diesem Zweck wurden in monatlichen Abständen Stuhlproben von in der Rohwurstproduktion tätigen Mitarbeitern aus zwei fleischverarbeitenden Betrieben auf das Vorkommen von VTEC/EHEC untersucht. Über einen Zeitraum von 21 bzw. 6 Monaten konnten immer wieder Mitarbeiter als Ausscheider identifiziert werden. Die Ausscheiderrate lag zwischen 7 und 9%.
Die Ergebnisse zeigen, daß klinisch symptomlose Ausscheider von VTEC/EHEC in fleischverarbeitenden Betrieben vorkommen und daher ein nicht zu unterschätzendes Hygienerisiko darstellen können. Bislang ungeklärt ist die Frage, ob für das Personal im genannten Arbeitsumfeld parallel dazu ein erhöhtes Ansteckungsrisiko besteht.
Quelle: R. Pichner und M. Gareis: Klinisch symptomlose VTEC/EHEC-Ausscheider unter dem Personal fleischverarbeitender Betriebe; Bundesanstalt für Fleischforschung Kulmbach, 34. Kulmbacher Woche 03. – 05. Mai 1999
Hintergrundinformationen: http://www.animal-health-online.de/drms/ehec.htm