Morbus Crohn: Weiterer Beleg für Beteiligung des Paratuberkuloseerregers
Kyoto / Osaka (aho) – Wie zuvor schon Wissenschaftler aus Europa und den USA veröffentlichen jetzt auch japanische Mediziner Beweise für die Beteiligung des Erregers Mycobacterium avium paratuberculosis (MAP) an der chronischen Darminfektion Morbus crohn beim Menschen. Die Mediziner von den Universitäten von Kyoto und Osaka haben Blutserumproben von Patienten mit Morbus crohn (n = 50), Colitis ulcerosa (n = 40), Darmtuberkulose (n = 20) und Patienten, die nicht an einer entzündlichen Darmentzündung litten, auf Antikörper gegen MAP untersucht. Sie stellten bei den Patienten mit Morbus crohn im Vergleich zu den anderen Patientengruppen deutlich höhere Antikörperspiegel gegen MAP fest. Innerhalb der an Morbus crohn leidenden Patientengruppe hatten die Patienten besonders hohe Antikörperspiegel, die besonders ausgeprägte Darmveränderungen aufwiesen (1).
Der Erreger „Mycobacterium avium paratuberculosis“ ist in der Umwelt weit verbreitet und ist bei Rindern, Schafen, Ziegen und vielen anderen Tieren für das Krankheitsbilder der Paratuberkulose verantwortlich. Ähnlich wie bei Morbus Crohn handelt es sich auch hier um eine chronische und unheilbare Darmentzündung. Seit Jahrzehnten wird in Fachkreisen diskutiert, ob durch unerhitzte Milch, Rohmilchkäse, Oberflächenwasser und mit MAP infiziertes Gemüse der Erreger zum Menschen gelangt und dort das Krankheitsbild Morbus Crohn auslöst. Erst kürzlich konnten tschechische Wissenschaftler den Erreger in Babymilchpulver nachweisen.
(1) Nakase H, Nishio A, Tamaki H, Matsuura M, Asada M, Chiba T, Okazaki K. Specific Antibodies Against Recombinant Protein of Insertion Element 900 of Mycobacterium avium subspecies paratuberculosis in Japanese Patients With Crohn’s Disease. Inflamm Bowel Dis. 2006 Jan;12(1):62-69