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Kadaver, Fäkalien, Gestank: Hungernde Tiere von heruntergekommenem Hof abtransportiert

Stadthagen / Auetal-Rehren (aho) – Das Veterinäramt des Landkreises Schaumburg hat in der vergangenen Woche 51 Rinder und 98 Schweine von einem Hof in Rehren geholt, da dort nach Aussagen des stellvertretende Leiter des Veterinäramtes, Ulf Güber, „katastrophale und grausame Zustände“ herrschten.

Der Tierarzt berichtete den „Schaumburger Nachrichten“ von unvorstellbaren hygienischen Zuständen. „Die Schweine standen bis zum Bauch in ihren Fäkalien und hatten keinen trockenen Halm in ihrem Stall“, beschreibt Güber die Situation. Die Kühe habe der Landwirt mit Strohbändern, mit denen eigentlich die Strohballen zusammen gebunden werden, angebunden. „Die Klauen waren ausgewachsen wie Cowboystiefel“, sagte der Veterinär der zeitung. Das sei so schlimm gewesen, dass die Statik der Tiere, also die Knochen und die Muskulatur, beeinträchtigt waren. „Den Tieren waren die Beine mit Stricken zusammengebunden worden und auch die Köpfe hatte der Landwirt nach hinten gebunden“, so Güber gegenüber dem Blatt. Alle Tiere seien extrem unterernährt und ausgetrocknet gewesen, weil sie nicht gefüttert und getränkt wurden. Die Kälber hätten so tief in ihren Exkrementen gestanden, dass der Mist an Unterbauch und Beinen hing und dort zu Entzündungen der Haut geführt habe. Die Schweine hätten verschmutzte Milch zu trinken bekommen und Möhrenüberreste zu fressen. „Es fehlte an elementaren Dingen der Tierhaltung – also an ausreichend Futter und Wasser und einem trockenen Lager“, wird Güber in der Zeitung zitiert.

Bereits im Oktober vergangenen Jahres sei das Veterinäramt auf die verheerenden Zustände aufmerksam geworden, so die Zeitung. „Der Betrieb ist aus lebensmittelrechtlichen Gründen aufgefallen“, erklärte Güber im Interview. Gerüchten zufolge hätten Fäkalien in der Milch geschwommen. „Das kann ich nicht dementieren“, sagte Güber auf Anfrage der Zeitung. Nach einer Überprüfung sei ein Milchlieferstopp verfügt worden. „Die Milchgewinnungsmöglichkeiten waren in einem schlimmen Zustand. Die Milch durfte nicht mehr abgegeben werden“, so Güber. Zwischenzeitlich sei das Milchlieferverbot aufgehoben, dann aber doch wieder verfügt worden. „Daraufhin habe ich mir persönlich, als Tierarzt, ein Bild vor Ort gemacht und den Tierbestand angeschaut“, so Güber. Dabei habe er die Tiere persönlich getränkt und umgehend zwei Tierbetreuer eingesetzt, die für die Fütterung und Tränkung sorgen sollten. „Gemistet haben die natürlich nicht, und so standen und lagen die Tiere weiter in ihren Fäkalien“, sagte der Veterinär der Zeitung. Die Tierbetreuer seien von dem Landwirtnicht akzeptiert worden, und beratungswillig habe er sich ebenfalls nicht gezeigt. „Hier lag ein vorsätzliches, erhebliches Tierleid vor. Daher habe ich zunächst schriftlich und mündlich angedroht, dass die Tiere vom Hof geholt werden und das schließlich auch in die Tat umgesetzt“, so Güber im Gespräch mit der Zeitung. Bei der Aktion habe nur ein Blick genügt, um zu wissen, dass die Tiere aufgeladen und bei anderen Landwirten untergebracht werden mussten. „Ich nehme an, dass Herr G. nicht damit gerechnet hat, dass wir eine so große Anzahl Tiere wirklich aufladen und wegbringen“, so der Veterinär.

Bei der Aktion, die unter Polizeischutz ablief, kam der Veterinär auf dem Hof in Bereiche, die er zuvor nicht gesehen hatte und fand Erschreckendes. „Da lag ein mumifizierter Schweinekadaver, der auf Kannibalismus schließen lässt, auf einem Misthaufen“, so Güber gegenüber der Zeitung. Auch frisch tote Schweine habe er gefunden, die bereits breiig zerflossen waren. „Das stinkt natürlich erheblich“, so der Veterinär im Interview.

Landwirt fühlt sich ungerecht behandelt

„Das ist alles Schikane“, sagte er den Schaumburger Nachrichten. Er habe noch am Donnerstag gehofft, dass er die Tiere zurückbekommt. „Ich habe Selbsttränken, Gurte und Ketten gekauft und Tag und Nacht gearbeitet, um den Stall zu säubern“, sagte der Landwirt. Jetzt habe er aber obendrein noch die Untere Wasserbehörde und das Bauordnungsamt „auf den Hals geschickt bekommen“. „Risse im Betonboden des Stalls wurden bemängelt und fehlender Putz an der Wand – alles Schikane“, sagte der Landwirt der Zeitung. Die toten Tiere konnte er nicht erklären. „Das war ein Schwein, und ich weiß auch nicht, wo das plötzlich hergekommen ist“, sagte der Landwirt. Und die Milchproben seien vertauscht

Gegen de Landwirt wurde ein Ermittlungsverfahren wegen eines Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz eingeleitet. Ein Richter wird entscheiden, ob in einem Strafverfahren ein Tierhalteverbot ausgesprochen wird. Das kann befristet oder lebenslang, für eine oder mehrere Tierarten geschehen, so die Zeitung.

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