In der Krise stabil: Neue Impfstoffe sorgten für positive Marktimpulse – Kleintiergesundheit als thematischer Schwerpunkt
Bonn (BfT) – Der deutsche Tierarzneimittelmarkt entwickelte sich im vergangenen Jahr sehr stabil und schloss 2009 mit einem Gesamtwachstum von 4,2 Prozent ab. Vor allem die Neuentwicklungen bei Impfstoffen gegen Circo-Infektionen des Schweins und gegen die Blauzungenkrankheit des Rindes sorgten für positive Impulse auf der Nutztierseite. Im Kleintiersektor erzielten entzündungshemmende Produkte und herzwirksame Arzneimittel gute Zuwächse. Dies teilte Dr. Martin Schneidereit, Geschäftsführer des Bundesverbandes für Tiergesundheit e.V. (BfT), anlässlich der 24. Mitgliederversammlung in Köln mit.
„Bei den Antiinfektiva verzeichneten wir einen neuerlichen Rückgang des Marktes um 2,5 Prozent“, so Schneidereit weiter. Dies sei vor allem auf die gute Wirksamkeit der neuen Impfstoffe im Schweinesektor zurückzuführen. Der Preisverfall in der Milchproduktion habe die Tendenz zu einem verminderten Einsatz von Antibiotika auch gegen Euter- und Gebärmutterentzündungen weiter verstärkt. Gute Zuwächse hätten dagegen Antiparasitenmittel mit kombinierter Wirkung gegen innere und äußere Parasiten, insbesondere bei Kleintieren, erzielt. Bedingt durch das insgesamt bessere Wachstum der Hobbytierprodukte hätten sich die Segmente Nutztier zu Hobbytier auf 52 zu 48 Prozent Marktanteil angenähert, so Schneidereit abschließend.
Erfolgsstory BTV-Impfung
„Die globale Finanz- und Wirtschaftskrise hatte Deutschland im ersten Halbjahr voll im Griff“, erläuterte der BfT-Vorsitzende Dr. Dieter Schillinger. Dies spiegele sich auch in der Umsatzentwicklung des Tierarzneimittelsektors deutlich wieder. Als nicht zyklischer Wirtschaftssektor habe die Branche jedoch nach einem freundlicher verlaufenden zweiten Halbjahr das genannte Jahreswachstum doch noch erzielen können.
Neue Impfstoffe gegen die Blauzungenkrankheit hätten nicht nur den Umsatz positiv beeinflusst. Vor allem aus veterinärmedizinischer Sicht müsse man die BTV-Impfung als Erfolgsstory bezeichnen. 2009 habe man nur noch neun aktenkundige Fälle gezählt. Entgegen allen Expertenempfehlungen sei die Pflichtimpfung jedoch nun gestoppt worden. „Die Aufhebung der Pflichtimpfung lässt erwarten, dass nach einem ruhigen Infektionsgeschehen in 2010 im Jahr 2011 wieder verstärkt mit Blauzungenkrankheit gerechnet werden muss“, erläuterte Schillinger. Die Aufhebung führe darüber hinaus zu erheblichen Planungsschwierigkeiten bei den Herstellerfirmen. Der Planungsvorlauf für die Impfstoffproduktion betrage drei bis sechs Monate, Lieferengpässe seien bei einem Wiederanstieg des Infektionsgeschehens deshalb vorprogrammiert.
Planungssicherheit muss gewährleistet sein
Der BfT-Vorsitzende äußerte sich an dieser Stelle grundsätzlich kritisch gegenüber raschen politischen Forderungen. So habe beispielsweise in Holland das Infektionsgeschehen sofort zur Nachfrage nach Impfstoffen gegen Q-Fieber geführt. Gleiches gelte für die Nachfrage nach zugelassenen Schmerzmitteln als Folge der Tierschutzdiskussion bei der Ferkelkastration. Zur Entwicklung neuer Impfstoffe und Therapien benötige die Industrie jedoch Zeit und verlässliche
Zusagen, dass neue therapeutische Konzepte auch tatsächlich zum Einsatz kommen können. Einige der kleinen Projekte würden sich als klassische Private Public Partnerships anbieten, so Schillinger weiter, weil damit die Öffentlichkeit mit in die Pflicht genommen werde könne.
Hunde und Katzen im Fokus
Im Anschluss stellte der BfT-Vorsitzende die im vergangenen Jahr gestartete „Initiative Kleintiergesundheit“ vor. Regelmäßige Pressemeldungen informierten Hunde- und Katzenhalter über die wichtigen Erkrankungen sowie Vorbeuge- und Therapiemöglichkeiten, ausführlichere Hintergrundinformationen zu jedem Themenblock seien auf der BfT-Homepage (www.bft-online.de) mit entsprechendem Bildmaterial veröffentlicht. Im Mai werde der Verband zudem eine Pressekonferenz mit dem Thema „Der ältere Patient – Was tun, wenn Hund und Katze in die Jahre kommen“ durchführen. Aktuelle Fakten dazu liefere eine vom Verband beauftragte Befragung von 500 Hunde- und Katzenhaltern zu den spezifischen Bedürfnissen älterer Haustiere.
Falsch strukturiert
Kritische Anmerkungen machte Dr. Dieter Schillinger zur DIMIDI-AMV. Die Verordnung schreibe allen Tierarzneimittelherstellern vor, einmal jährlich die Verkaufsmengen an Antibiotika – geordnet nach Postleitzahlbezirken – zu melden. Dieses Vorgehen gebe jedoch keinerlei Hinweise auf das tatsächliche Resistenzgeschehen in individuellen Beständen. „Es ist leicht vorhersehbar, dass in Weinbaugebieten wie der Pfalz geringe Antibiotikamengen eingesetzt werden“, fasste Dr. Dieter Schillinger zusammen. „In viehstarken Regionen werden dagegen natürlicherweise höhere Mengen abgegeben.“ Eine Meldung der jährlichen Gesamtmenge in Deutschland, wie sie auch in Frankreich oder anderen EU-Mitgliedstaaten durchgeführt werde, reiche aus Industrie-Sicht völlig aus.
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