Kexxtone: Was ist dran? Was ist drin?
[Dr. Gottschalk] (aho) – Mit der Markteinführung des Kexxtone-Pansenbolus zur Bekämpfung von Ketose hat die Firma Elanco – Eli Lilly’s Tochtergesellschaft für Tiergesundheit – eine aufgeregte Diskussion um das sogenannte “Kuh-Doping“-Thema ausgelöst. aho sprach mit dem Tierarzt Dr. Enno Gottschalk, Country Director bei Elanco, über die fachlichen Hintergründe des Kexxtone-Konzepts.
aho: Herr Dr. Gottschalk, haben Sie mit einer solch heftigen Reaktion der Massenmedien auf ihr Produkt gerechnet?
Dr. Gottschalk: Tierhaltung und Einsatz von Tierarzneimitteln sorgen meistens für Debatten, vor allen Dingen hier bei uns in Deutschland. Und wir bei Elanco erkennen an, dass die Verbraucher besorgt sind und bemühen uns deshalb, zu informieren und so diese Sorgen in Bezug auf die Gesundheit, Lebensmittelsicherheit und Tiergesundheit auszuräumen. Insofern wollen wir diese Debatte aufnehmen und gemeinsam führen.
aho: Hat die Einführung in den anderen EU-Mitgliedsstaaten ähnlich viel Aufmerksamkeit erzeugt?
Dr. Gottschalk: In anderen EU-Ländern hat die Markteinführung von Kexxtone deutlich weniger Beachtung erfahren als in Deutschland. Allerdings wurde Kexxtone auch bei unseren europäischen Nachbarn wie jedes neue Tierarzneimittel von den Tierärzten kritisch hinterfragt und das Gesamtkonzept diskutiert. Das ist für die sinnvolle Nutzung eines jeden Tierarzneimittels wichtig. Denn: Die Tierärzte sind letztendlich nicht nur für die Indikationsstellung, sondern auch für deren Anwendung nach dem Stand der veterinärmedizinischen Wissenschaft verantwortlich. Verantwortung ist aber auch auf Seiten der Landwirte unerlässlich.
aho: Nun ist der Kexxtone-Wirkstoff Monensin nicht neu. Seit wann wird Monensin eingesetzt?
Dr. Gottschalk: Tatsächlich ist Monensin eine alt bekannte und daher wissenschaftlich sehr gut dokumentierte Substanz, die nur bei Tieren eingesetzt wird. Monensin ist seit den 1960er Jahren bekannt und findet seit vielen Jahren weltweit in der Rinderhaltung Anwendung. In Europa ist der Wirkstoff in Form von Kexxtone als verschreibungspflichtiges Arzneimittel ausschließlich gegen Ketose zugelassen.
aho: Warum der Aufwand mit einem Bolus? Warum erfolgt die Verabreichung nicht über das Futter?
Dr. Gottschalk: Keine Frage, die Medikation über solch einen Bolus ist aufwendiger aber hier haben wir es ja mit etwas ganz anderem zu tun: es geht ausschliesslich um die Bekämpfung von Ketose . Und ein Bolus erlaubt es ganz gezielt einzelne, gefährdete Tiere zu behandeln. Entsprechend tritt auch nur bei den mit Kexxtone behandelten Risikotieren der Effekt einer gesteigerten Milchleistung ein. Und diese Steigerung der Milchleistung hat ja ihren Ursprung in der Vermeidung der Ketose, d.h. gesunde Tiere geben letztendlich mehr Milch. Für eine pauschale Medikation von gesunden Kühen ist Kexxtone als verschreibungspflichtiges Medikament nicht gedacht. Es kann daher nur der Ketose-Prävention dienen.
aho: Was ist der Nutzen von Kexxtone für die Landwirte?
Dr. Gottschalk: Der Einsatz von Kexxtone führt zu einer deutlichen Reduktion der Ketose bei den vorab identifizierten Risikotieren. Ketose ist bekanntlich eine sog. „Schlüsselerkrankung“, d.h. es ist nachgewiesen, dass Folgeerkrankungen wie Eierstockzysten, Gebärmutterentzündungen und Labmagenverlagerungen vermehrt nach Ketose auftreten und die Milchkühe heftig darunter leiden. Aus der Perspektive der Tiergesundheit, gilt es hervorzuheben, dass die Reduktion der Ketose zu weniger Behandlungen und einem geringeren Risiko von verfrühten Abgängen und Todesfällen führt.
aho: Und welche Kühe sind die Zielgruppe?
Dr. Gottschalk: Eine Ketose ist bei Milchkühen nichts Ungewöhnliches; bis zu 30 Prozent aller Kühe können nach dem Abkalben eine Ketose entwickeln. Das betrifft insbesondere Kühe, die entweder gerade gekalbt oder begonnen haben Milch zu geben. Die Symptome sind nicht immer sichtbar, können aber zu einem erhöhten Stresslevel bei den betroffenen Tieren führen. Elanco bietet hierfür deshalb ein umfassendes Milchdiagnosekonzept an, mit dessen Hilfe Landwirte und Veterinäre einfach, verlässlich und kostengünstig das Ketose-Risiko für jedes einzelne Tier bestimmen können. Ein kontinuierliches Herdenmonitoring mit Identifikation der Risikotiere und eine regelmäßige Überprüfung des Bestandsmanagements helfen, die Ketose in den Griff zu bekommen. Die Risikoherden und –kühe können anhand von objektiven Indikatoren erkannt werden.
aho: Der Gedanke, der Ketose vorzubeugen, ist meines Wissens nicht neu.
Dr. Gottschalk: Das stimmt – Ketose ist ein lange bekanntes Problem und kein Phänomen der modernen Tierhaltung. Entsprechend lange gibt es auch den Wunsch, dieser vorzubeugen. Grundsätzlich sind gutes Herdenmanagement und eine leistungsgerechte Fütterung sehr wichtig um das Auftreten von jeglichen Tiererkrankungen inklusive der Ketose zu minimieren. Allerdings kann selbst in gut geführten Betrieben Ketose auftreten.
aho: Erklären Sie uns bitte, wie der Prozess für den Erhalt einer europaweiten Zulassung für ein Tierarzneimittel wie Kexxtone abläuft.
Dr. Gottschalk: In Europa ist für die Beurteilung, Zulassung und Überwachung von Human- und Tierarzneimitteln die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) in London zuständig. So wurde auch die Zulassung für Kexxtone über das sogenannte Zentrale Verfahren dort beantragt. Der wissenschaftliche Ausschuss der EMA (Committee on Veterinary Medicinal Products, CVMP), der sich aus Experten aus allen EU-Mitgliedsstaaten zusammensetzt, übernimmt die Überprüfung der umfangreichen eingereichten Unterlagen. Nach einer positiven Stellungnahme des CVMP im November 2012 erteilte die Europäische Kommission im Januar 2013 die Zulassung für Kexxtone. Im wissenschaftlichen Ausschuss sind alle Mitgliedsstaaten der EU durch einen Experten (Assessor) repräsentiert.
aho: Wir danken für das Gespräch.
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ann
Konnen Sie auch ausschliessen das teilen van das mittel durch die milch in menschen und die umwelt gelangt.
Sep. 17th, 2013
Reply to “Kexxtone: Was ist dran? Was ist drin?”