Test: Bio schützt nicht vor Infektionen und resistenten Keimen
Frankfurt am Main (aho) – Auch Geflügel aus Bio-Produktion kann mit Erregern von Lebensmittelinfektionen und antibiotikaresitenten Keime belastet sein. Das zeigt eine Untersuchung, die kürzlich in der Zeitschrift Ökotest (11/2013) veröffentlicht wurde. Wie die Tabellen zeigen, fand Ökotest sowohl auf konventioneller als auch auf ökologisch erzeugter Ware ein munteres Bakterienleben.
Konventionelle Produkte | Resistente Keime nachgewiesen |
Bauernglück Hähnchenschenkel mit Rückenstück, frisch | Campylobacter und MRSA |
Der Metzgermeister Frische Hähnchenkeule | ESBL-Bildner |
FairMast Hähnchen aus extensiver Bodenhaltung, frisch | Campylobacter |
Friki Geflügellaune Hähnchen Schenkel, frisch | Campylobacter |
Gut & Günstig Hähnchen Keulen mit Rückenstück, frisch | nein |
Ja! Hähnchenschenkel mit Rückenstück, Frisch | MRSA |
Landjunker Hähnchenschenkel mit Rückenstück, frisch | MRSA und ESBL-Bildner |
Wiesenhof Privathof Hähnchenschenkel mit Rückenstück, frisch | ESBL-Bildner |
Wiesenhof Hähnchen Keulen mit Rückenstück, frisch | nein |
Bio-Produkte | Resistente Keime nachgewiesen |
Biofino Bio-Hähnchenkeulen Frisch, Naturland | Campylobacter, MRSA und ESBL-Bildner |
Bio-Hähnchenkeulen frisch, Biokreis | Campylobacter und Salmonellen |
Packlhof Hähnchenkeulen frisch, Bioland | Campylobacter |
Rewe Bio Bio-Hähnchenschenkel frisch, Naturland | Campylobacter, MRSA und ESBL-Bildner |
Schröder’s Bio Bio-Hähnchenkeule frisch | nein |
Neben den klassischen Erregern wie Campylobacter und Salmonellen fand man auch antibiotikaresistente MRSA und ESBL*-Bildner. Bei den MRSA (Methicilin-resistenter Staphylococcus aureus) differenziert das Magazin nicht weiter. Man unterscheidet drei MRSA-Typen, die in Kontakt mit Menschen kommen: HA-MRSA verbreitet sich im Krankenhaus („Krankenhauskeim“), CA-MRSA in der Umwelt und der Nutztier-assoziierten CC398 in der Tierhaltung. Der Typ CC398 spielt in der Humanmedizin nur eine marginale Rolle.
Humanmediziner des „Universitair Medisch Centrum“ (UMC) in Utrecht hatten sich unlängst mit der Frage beschäftigt, ob die ESBL-Keime beim Menschen mit denen beim Geflügel identisch sind. Wie sie anlässlich eines Kongresses in Berlin (23nd European Congress of Clinical Microbiology and Infectious Diseases (23nd ECCMID)) (1) sind die Keime nicht identisch. Für ihre Untersuchungen hatten sie das Erbgut der Keime mittels einer Sequenzanalyse verglichen.
Offensichtlich überleben mögliche resistente ESBL-Keime vom Geflügel das Braten und Kochen nicht und die ESBL-Keime auch bei gesunden Menschen müssen anderen Ursprungs sein: Kläranlagen? Mensch-zu-Mensch-Übertragung? Krankenhäuser? Rohes Obst und Gemüse? Hunde- und Katzen?
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* ESBL ist die Abkürzung für das Enzym „Extended-Spectrum Beta-Laktamase“. Hinter AmpC verbirgt sich das Enzym „AmpC Beta-Laktamase“. AmpC und ESBL produzierende Bakterien sind verschiedene Darmbakterien (Enterobakterien), die unterschiedliche Formen von Beta-Laktamase mit einem erweiterten Wirkspektrum produzieren. Die Besonderheit dieses Enzyms ist seine Fähigkeit, sogenannte Betalaktam-Antibiotika zu inaktivieren und den Bakterien eine antibiotikaresistente Eigenschaft zu verleihen. Der bekannteste Vertreter dieser Antibiotikagruppe ist Penicillin. ESBL-Enzyme inaktivieren zudem auch Betalaktam-Antibiotika mit einem breiteren Wirkspektrum.
(1) M. de Been, J. Scharringa, Y. Du, J. Hu, Z. Liu, Y. Lei, Z. Cen, J.W.T. Cohen Stuart, A. Fluit, M.A. Leverstein-van Hall, M.J.M. Bonten, R. Willems, W. van Schaik
Whole genome sequence-based epidemiological analysis of ESBL-producing Escherichia coli.
23nd European Congress of Clinical Microbiology and Infectious Diseases (23nd ECCMID)
27 – 30 April 2013, Berlin, Germany.
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