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Rinderpraxis: In Bayern noch immer mehr als 50% der Kälber von Neugeborenendurchfall betroffen

kalb_01München (aho) – Tierärztin Frau Dr. Reski-Weide vom Zentrum für Klinische Tiermedizin der Tierärztlichen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München hat im Rahmen einer Feldstudie die Häufigkeit von Neugeborenendurchfall bei Kälbern in Oberbayern untersucht und dabei erhebliche Defizite und Schlampereien aufgedeckt. Ziel der Studie war es, die nichtinfektiösen Faktoren, die zur Entstehung des Neugeborenendurchfalls (neonatale Diarrhoe) bei Kälbern beitragen, insbesondere die Aufstallung in den ersten zwei Lebenswochen, näher zu untersuchen.

Die Ergebnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen:

  • Die Durchhäufigkeit betrug bei den 519 untersuchten Kälbern 53,7 %. 20 Kälber überlebten nicht, das entspricht 3,8 %. Acht dieser Tiere wurden euthanasiert. Bei 13 Kälbern war Durchfall die Todesursache oder die daraus resultierende Verschlechterung des Allgemeinbefindens der Grund für die Euthanasie. Das entspricht einer Sterblichkeit von 4,6 % bezogen auf die Kälber, die insgesamt an Durchfall erkrankten.
  • Kälber aus Laufstallbetrieben weisen eine höhere Durchhäufigkeit auf als Kälber aus Anbindebetrieben.
  • Kälber aus Betrieben mit einer Gesamtrinderzahl von über 70 Tieren haben eine höhere Durchfallhäufigkeit als Kälber aus Betrieben mit weniger als 70 Rindern.
  • Kälber, deren Iglus auf einer Wiese stehen, haben eine geringere Durchfallhäufigkeit als Kälber, deren Iglus auf einer betonierten Fläche stehen.
  • An Durchfall erkrankte Kälber sterben seltenen, wenn konsequent eine Mutterschutzimpfung durchgeführt wird.
  • Kälber, die zu zweit aufgestallt werden, haben – unabhängig von der Aufstallungsform (Iglu oder Box) – ein höheres Risiko, an Neugeborenendurchfall zu erkranken und daran zu sterben.
  • Zwillinge haben ein höheres Risiko, an Neugeborenendiarrhoe zu erkranken.
  • Auffällig war, dass Kälber, die in der ersten Lebenswoche an Durchfall erkrankten, später auch häufiger Giardienausscheider waren. Da der Giardiennachweis erst in der vierten Lebenswoche geführt wurde, lässt sich nur spekulieren, ob die Giardien bereits früh vorhanden waren und zum Durchfallgeschehen beitrugen oder ob Kälber, die frühzeitig an Durchfall erkranken, anfälliger für den späteren Befall mit Giardien sind.
  • In Betrieben mit hoher Sauberkeit in der Kälberaufstallung hatten relativ weniger Kälber Durchfall als in Betrieben mit geringer Sauberkeit. Obwohl den Tierhaltern beim Nachweis von Durchfallerregern die Ergebnisse umgehend mitgeteilt wurden, ergriffen die Tierhalter keine geeigneten Maßnahmen zur Desinfektion. Gaben in einem Fragebogen noch fünf Betriebe für Iglus und sechs Betriebe für Kälberboxen an, diese nicht nur zu reinigen, sondern auch zu desinfizieren, stellte sich bei der Frage nach dem Handelsnamen des Desinfektionsmittels bei fast allen Betrieben heraus, dass lediglich gereinigt, nicht aber desinfiziert wurde.
  • In Betrieben mit hoher Fürsorgeintensität des kälberbetreuenden Personals hatten ebenfalls relativ weniger Kälber Durchfall als in Betrieben mit geringer Fürsorgeintensität.
  • Insgesamt wurden 28 Kälber zu zweit aufgestallt. Der Grund dafür war häufig Platzmangel: bei 20 dieser Kälber handelte es sich um Zwillinge. Bei diesen Tieren war die Durchfallhäufigkeit besonders hoch.

Tierärztin Frau Dr. Reski-Weide empfiehlt den Betriebsleiterinnen und -leitern, sich kritisch mit der Aufstallung der neugeborenen Kälber auseinanderzusetzen, eine ausreichende Anzahl Iglus oder mobiler Einzelboxen anzuschaffen und eine möglichst geradlinige Haltungsform mit höchstmöglicher Sauberkeit inklusive fachgerechter Desinfektion und gutem Kälberkomfort anzustreben. Wünschenswert wäre nach Meinung der Veterinärmedizinerin darüber hinaus ein isolierter Bereich für kranke Tiere im Stall. Es ist nach Meinung der Expertin erschreckt zu sehen, dass sehr viele Betriebe jedes Jahr wieder Engpässe in der Aufstallung durch Improvisation lösen und neugeborene Kälber nicht adäquat aufgestallt werden, weil zu wenig Möglichkeiten vorhanden sind. Mit Zwillingsgeburten und erkrankten Kälbern sollte jeder Landwirt rechnen und umgehen können. Im Hinblick auf die Leistungsfähigkeit der heranwachsenden späteren Milchkühe und auch Masttiere müssen alle Bestrebungen dahin gehen, die Tiere gesund zu erhalten, wozu eine konsequente und tierfreundliche Aufstallung einen großen Beitrag leisten kann.

Reski-Weide, Birgit (2013):
Inzidenz der Neugeborenendiarrhoe bei Kälbern in Abhängigkeit von exogenen Faktoren: eine Praxisstudie.
Dissertation, LMU München: Tierärztliche Fakultät

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