Die Diagnostik entscheidet über den Erfolg der PRRS-Bekämpfung
von Nardy Robben, Produktspezialist, Thermo Fisher Scientific
[Foto: Nardy Robben]
(TFS) – Das Porzine Reproduktive und Respiratorische Syndrom (PRRS) kostet die Schweineindustrie weltweit jährlich hunderte Millionen Euro. Allein in Deutschland belaufen sich die jährlichen Produktionsausfälle auf geschätzte 116 Millionen. Proaktives Monitoring durch diagnostische Untersuchungen kann das PRRS-Management signifikant verbessern.
Komplexes Geschehen
Die Komplexität einer PRRS-Infektion in einem Schweinebestand, die Virulenz und das hohe Mutationstempo des Virus sind eine besondere Herausforderung beim Interpretieren der Laborergebnisse und bei der Entscheidung, wann geimpft werden soll. Die Erarbeitung eines Strategieplans mit proaktivem Monitoring durch Laboruntersuchungen kann das PRRS-Management signifikant verbessern.
„Um das PRRS-Virus aus der Herde zu entfernen, braucht es intensive Biosicherheitsmaßnahmen und regelmäßige diagnostische Überprüfungen, um den Fortschritt zu überwachen“, sagt Reinhard Bomkamp, Produktionsleiter bei TOPIGS-SNW GmbH. „Der direkte ökonomische Nutzen ist klar: Ferkel müssen nicht geimpft werden und das allein spart schon 1,50 Euro pro Ferkel.“
Diagnostik-Optionen
Für eine zuverlässige PRRS-Diagnose bedarf es einer Kombination von Diagnoseverfahren. Der ELISA-Test von Thermo Fisher ist ein hervorragendes Screening-Tool zum Erkennen von spezifischen Antikörpern – unabhängig der Herkunft der Stämme (Genotyp EU oder NA). Da Antikörper bereits sieben Tage nach erfolgter Infektion nachgewiesen werden können, eignet sich ELISA auch für die Routine-Herdenüberwachung.
[Foto: PCR] Dazu sollten auch die Echtzeit-PCR-Tests gehören. Dieser Ansatz gestattet es festzustellen, welche Schweine tatsächlich Träger des PRRS-Virus sind und es auf dem Betrieb verbreiten. Eine PCR detektiert das Virus als solches und liefert einen klaren Nachweis von Infektion oder Nichtinfektion, was vor dem Transport oder Verbringen von Schweinen auf einen anderen Betrieb oder in einen anderen Stall ausgesprochen wichtig ist. Es muss sichergestellt werden, dass die Schweine das Virus nicht unterwegs verbreiten und andere Tiere infizieren.
Mittels einer PCR kann auch zwischen europäischen (EU) und nordamerikanischen (NA) Stämmen unterschieden werden. In Europa sind die EU-Stämme am häufigsten verbreitet und die Schweinehalter impfen darum nicht gegen die NA Stämme. Wenn also Tiere als Träger eines NA-Stamms identifiziert werden, handelt es sich eindeutig um eine Feldinfektion statt eines durch die Impfung verursachten positiven Testresultats.
Eine PCR-Untersuchung bietet einen weiteren Vorteil. Bei einem positiven Befund kann die Nukleinsäure zur Sequenzierung verwendet werden, was zu ganz detaillierten Informationen über das Virus verhilft. Die Sequenzierung kann eine Antwort auf die entscheidende Frage geben: „Ist ein positives Testergebnis auf den verabreichten modifizierten Lebendimpfstoff zurückzuführen oder habe ich es mit einer neuen Feldinfektion zu tun?” Thermo Fisher hat deshalb spezifische Methoden für gezielte vollständige oder partielle Sequenzierung eines Genoms etabliert.
Probenahme-Optionen
Dr. Hendrik Nienhoff, Fachtierarzt für Schweine des Schweinegesundheitsdiensts Hannover betont, dass es wichtig ist, bei Problemen im Betrieb nicht nur nach PRRS zu suchen. Andere Erkrankungen, wie z.B. Influenza, können ähnliche Probleme in den Betrieben verursachen und gleichzeitig mit PRRS im Betrieb auftreten und die Situation verkomplizieren.
Regelmäßigere proaktive Probenahmen sind mit neueren Probenmatrices wie Speichelproben möglich.
[Abbildung 1: Speichelprobenahme; Schweine kauen gern an Kaustricken und es belastet sie weniger]
Mehrere neue wissenschaftliche Studien bestätigen ganz klar die Eignung von Speichelproben für ein erstes Herden-Screening (Tabelle 1).
Speichelprobe-Empfehlungen |
|||
Verbreitung von PRRSV (im Serum bestimmt) |
Konfidenzniveau |
Konfidenzniveau |
Konfidenzniveau |
10 |
19 |
29 |
58 |
20 |
6 |
9 |
19 |
30 |
3 |
4 |
8 |
40 |
1 |
2 |
4 |
50 |
1 |
2 |
3 |
60 |
1 |
1 |
2 |
70 |
1 |
1 |
2 |
80 |
1 |
1 |
2 |
90 |
1 |
1 |
1 |
100 |
1 |
1 |
1 |
Tabelle 1. Geschätzte Anzahl der betreffenden Buchten zur Entdeckung wenigstens eines positiven Speichels unter Berücksichtigung des Auftretens im Serum*
Liegt die geschätzte PRRSV-Prävalenz im Serum bei über 50%, ist nur eine Speichelprobe pro Bucht zur Entdeckung einer positiven Probe mit einem Konfidenzniveau von 95 % erforderlich.
„Mit den Speichelproben erreichen wir deutlich höhere Stichprobenzahlen mit weniger Proben. Wir benutzen die Methode zwecks Monitoring von negativen Beständen“, sagt Nienhoff. „Die Vorteile sind vor allem eine vereinfachte Probenahme und verbesserter Tierschutz. Zum Beispiel bei Tiergruppen von 15 Tieren kann ich mit vier Kaustricken in verschiedenen Buchten 60 Tiere beproben. Für serologische Tests müsste ich hierfür 60 Tiere bluten. Es ist völlig klar, welche Methode sowohl für die Tiere als auch für mich einfacher ist.”
Optimierte Probennahme
Bei Speichelproben liegt die Herausforderung darin, dass sie per Kühltransport binnen 24 Stunden ins Labor gebracht werden müssen, damit kein Abbau von Nukleinsäure eintritt. Um dieser Herausforderung zu begegnen und das Handling der Proben zu verbessern, bietet Thermo Fisher Scientific den GenoTube, der zum schnellen Trocknen und Stabilisieren flüssiger Proben konzipiert ist. Ein Tierarzt oder ein Schweinehalter kann die Speichelprobe mit dem GenoTube aufnehmen, so dass sie bei Zimmertemperatur ohne Lieferzeitdruck an das Labor geschickt werden kann.
[Abbildung 2: GenoTube-Tupfer gewährleisten den Versand stabiler, hochwertiger Proben ans Labor]
Unabhängig von der Art der Probe, eine Speichelprobe, eine Blutprobe oder aber auch eine Gewebeprobe, das Ziel sind konstant verlässliche Befunde. Die wichtigsten Fortschritte bestehen in einer Optimierung aller Abläufe für unsere Kunden – von der Probe im Feld bis ins Labor.
Weitere Informationen finden Sie hier.
Autor
Frau Nardy Robben
Produktspezialist Tiergesundheit
Thermo Fisher Scientific
Kwartsweg 2
2665 NN Bleiswijk
Die Niederlande
Email: Nardy.Robben@thermofisher.com
Literatur:
*Wissenschaftliches Poster „New insights into oral fluids as a diagnosis procedure to detect and determine the prevalence of PRRSV under field conditions” (2015) Nardy ROBBEN, Thermo Fisher Scientific, Bleiswijk, Niederlande, Anne QUIJADA, Thermo Fisher Scientific, Lissieu, Frankreich, Lorenzo José FRAILE SAUCE, Universität Lleida, Lleida, Spanien.
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