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Schlangen: Häufige Anfängerfehler

(aho) Da noch kein perfekter Schlangenpfleger vom Himmel gefallen ist, macht der Anfänger mangels Erfahrung ungewollt Fehler. Nachfolgend gibt der Dipl. Biol. Marcel Wiatrowski einige Tipps, was der Reptilienfreund beachten sollte.

Die Auswahl des Tieres

Vor dem Kauf sollte man sich sehr intensiv mit den Ansprüchen der gewählten Art auseinandersetzen. Nur so ist gewährleistet, dass sich das Tier in seiner neuen Umgebung einlebt und sich wohl fühlt. Es ist immer von Vorteil, das Tier bei einem Privatzüchter zu erwerben. Die Chance, ein gesundes Tier zu erwerben, ist so viel größer. Zudem bekommt der Anfänger hier sehr viele gute Tips zur Pflege der betreffenden Art, da engagierte Züchter zumeist mehr Erfahrung mit der Haltung und Pflege der speziellen Art als Zoohandlungen haben. Die Feuchtigkeit im Terrarium

Viele unerfahrene Schlangenhalter sprühen ihre Becken und Terrarien täglich aus und halten es so recht feucht. Dies ist für die meisten Schlangenarten nicht nötig und sogar eher gefährlich. Die entstehende Verdunstungskälte begünstigt Erkältung und Lungenentzündung. Für die meisten Schlangenarten ist es günstiger, ein begrenztes, feuchtes Areal zur Verfügung zu stellen und nur gelegentlich in der Häutungsphase mäßig zu sprühen. So kann sich die Schlange die ihr zusagende Feuchtigkeit selber aussuchen. Anders liegt der Fall natürlich bei Arten wie z. B. dem grünen Baumpython, aber der gehört ja nicht zu den Tieren, die ein Anfänger pflegen sollte.

Die Häufigkeit der Futteraufnahme

In freier Natur fressen Schlangen sehr unregelmäßig. So sollten auch Terrarienschlangen nicht mit absoluter Regelmäßigkeit gefüttert werden. Es sollte ab und zu eine kleine Futterpause einzulegt werden, da Schlangen recht schnell verfetten. Überschüssige Fett baut sich dann aufgrund des langsamen Stoffwechsels von wechselwarmen Tieren auch nur langsam wieder ab. Die Tiere werden träge, sind kaum noch vermehrungsfähig und haben eine verkürzte Lebenserwartung. Insbesondere Riesenschlangenbesitzer tendieren dazu, ihren Tieren zuviel Futter anzubieten, da vor allem Boas nur selten angebotenes Futter verschmähen.

Keine Panik bei Futterverweigerung

Nicht immer muss man bei einer Futterverweigerung an eine Krankheit denken. So verweigern zum Beispiel viele männliche Schlangen zur Paarungszeit die Nahrung. Diese kann mitunter einige (meist 1-2) Monate andauern. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Ein vollgefressenes Männchen hat gegen Kontrahenten weniger Chancen, da es weniger beweglich ist. Schwangere Weibchen verweigern auch oft die Nahrung, was vermutlich daran liegt, dass die sich entwickelnden Eier oder Embryonen den Magen-Darmtrakt so weit einengen, daß kein Beutetier mehr hineinpaßt. Eine Futterverweigerung ist erst dann besorgniserregend, wenn die Schlange noch andere Krankheitssymptome zeigt oder sichtlich abmagert.

Der Bodengrund

Die größte Gefahr besteht im Verschlucken von Bodenbestandteilen, was mitunter tödlich ausgehen kann (unverdauliche Sägespäne!). Dieses Problem kann man aber vermeiden, indem man als Bodengrund sterile Erde verwendet, oder die Tiere außerhalb des Behälters füttert, was allerdings nicht mit jeder Schlange gelingt.

Die Heizung

Viele Schlangenhalter heizen ihr Becken prinzipiell richtig mit einem Heizkabel zur Erwärmung des Bodens und einer Wärmelampe. Sie sorgt für einen „Platz an der Sonne“ und dient der Erwärmung der Luft. Häufig wird die Temeratur nicht richtig kontrolliert. Die vielleicht wichtigste Anschaffung ist ein vernünftiges und genaues Thermostat, welches die Temperatur auch dort reguliert, wo die Wärmequelle ist. Man kann mit einer Bodenheizung nur wenig Einfluß auf die Lufttemperatur nehmen, d.h. der Meßfühler sollte sich deshalb auch im Boden befinden. Die richtig eingestellte Temperatur ist für Schlangen als wechselwarme Tiere lebensnotwendig und darf niemals vernachlässigt werden. Wichtig sind tägliche Kontrollen, denn eine defekte Heizung hat schon so mancher Schlange das Leben gekostet!

Versorgung mit Vitaminen

Erhalten Schlangen nur aufgetaute Nahrung, ist es wichtig, diese gelegentlich mit Vitamintropfen oder -pulver aufzuwerten. Insbesondere bei Jungtieren ist dies unabdingbar. Zu häufige Vitamingaben können ebenfalls schädlich sein. Es genügen einmal im Monat wenige Tropfen eines für Reptilien geeigneten Präparates. Nötigenfalls wird das Präparat in das Futtertier injiziert, da der intensive Geruch einiger Präparate empfindliche Tiere vom Fressen abhält. Andere Präparate können über das Futter gestreut werden.

Die Winterruhe

Die Wichtigkeit dieser Ruhephase für Arten, die aus gemäßigten Klimazonen kommen (Thamnophis, viele Elaphe-Arten), wird kontrovers diskutiert. Schlangen haben ihren eigenen Rhythmus und benötigen bestimmte Ruhephasen in ihrem Leben, um gesund zu bleiben. Ohne Ruhephase im Winter gerät z. B. die hormonelle Regulation bei vielen Tieren durcheinander und die Produktion der Keimzellen verläuft entweder nicht synchron, oder bleibt sogar ganz aus. Die Folge ist, dass sie nur in Ausnahmefällen für Nachwuchs sorgen können. Selbst wenn man seine Tiere nicht vermehren möchte, kann sich ein Verzicht auf diese Ruhephase negativ auswirken, da viele Tiere zu dieser Zeit keine Nahrung aufnehmen wollen. Da der ihr Stoffwechsel auf „Winter“ eingestellt ist, sind die Tiere auch dementsprechend inaktiv. Keinesfalls sollte man versuchen, das Tier mit Zwangsfütterung zur Futteraufnahme zu bewegen. In den meisten Fällen wird die Schlange in dieser Jahreszeit nicht in der Lage sein, ihr Futter zu verdauen, da der Darm wenig aktiv ist.

Dipl. Biol. Marcel Wiatrowski für AHO

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