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Carnitin: Kein Effekt beim Schlittenhund

Mangel bei Dosenfutter?

(aho) In einem Versuch am Institut für Ernährung der Veterinär – medizinischen Universität Wien wurde geprüft, ob durch die Gabe von L-Carnitin mit dem Futter beim Schlittenhund ein Einfluß auf verschiedene Blutparameter (Rotes Blutbild, Leukozytenzahlen, Kreatinin, Harnstoff, Aspartataminotransferase, Laktatdehydrogenase, Kreatinkinase, g-Glutamyltransferase), vor allem auf den Laktatanstieg (Lactat = Milchsäure) während der Belastung verursacht wird. Hierzu wurden 14 sibirische Huskys (10 weibliche, 4 männliche) in eine Versuchs – und eine Kontrollgruppe unterteilt, die Versuchsgruppe erhielt täglich 500 mg L-Carnitin mit dem Futter. Drei Testläufe über 8,4 km mit Blutentnahmen vor, unmittelbar nach und 20 min nach dem Lauf wurden absolviert. Zu Beginn und am Ende der Rennsaison wurden Ruhewerte entnommen. Deutliche (signifikante) Unterschiede zwischen den Gruppen oder zwischen den Gespannen wurden nicht festgestellt. Durch das Training wurde die Laktatkonzentration, durch die körperliche Aktivität bei den Testläufen der Laktatgehalt sowie der Hämatokrit signifikant beeinflußt, durch L-Carnitin wurde kein Effekt erzielt.

IBEN, Ch.: Einsatz von Carnitin beim Schlittenhund, WTM, 1998, S. 334

Anmerkung der AHO – Redaktion:

L – Carnitin dient als Transportmolekül bei der Beta-Oxidation von Fettsäuren und somit für den zellulären Energiestoffwechsel wichtig. Aus den Ergebnissen verschiedener Untersuchungen konnte abgeleitet werden, daß in den Mitochondrien ein sehr großer Teil der für den oxidativen Stoffwechsel bereitstehenden aktivierten Fettsäuren an Carnitin gebunden vorliegt. Die intramitochondrialen Acetyl – Carnitine bilden daher auch einen wichtigen Energiespeicher für den mitochondrialen Stoffwechsel, was besonders für den wachsenden Organismus von Bedeutung ist. Bei einer mangelhaften Durchblutung des Herzmuskels ist die Beta – Oxidation unterbrochen, Fettsäuren akkumulieren als langkettige Acyl-Coenzym-A- und langkettige Acyl- Carnitin-Verbindungen, beide wirken toxisch auf die Enzyme des Energiestoffwechsels. Diese Veränderungen vermindern die Kontraktilität des Herzmuskels und steigern die Arrhythmieneigung. Wird Carnitin zusätzlich gegeben, vermindern sich die toxischen Metabolite, und der Energiestoffwechsel bessert sich. Ein solcher Effekt ist nicht über eine zusätzliche Carnitin – Aufnahme mit der Nahrung zu erzielen, da hierzu kiloweise Fleisch verzehrt werden müssen und pflanzlich Futter – bzw. Lebensmittel carnitimarm sind. Sojaschrot, ein häufig eingesetztes Futtermittel ist gänzlich carnitinfrei.

Die besondere Bedeutung von L – Carnitin für den Allesfresser Hund verdeutlicht eine Untersuchung der Tierrechtsorganisation „peta“ (people for the ethical treatment of animals) an 300 rein vegetarisch ernährten Hunden. Es wurde eine erhöhte Anfälligkeit für Herzmuskelerkrankungen ( linksseitige Herzerweiterung ) beobachtet, was durch das völlige Fehlen von L – Carnitin zu erklären ist. Viele der üblichen Dosenfutter für Hunde enthalten produktionsbedingt nur geringe L – Carnitin – Mengen. Im Vergleich zu reiner Fleischnahrung müssen Hunde täglich 15 – 100 Dosen Hundefutter verzehren, um eine ausreichend Menge an L – Carnitin aufzunehmen.

Quelle: Prof. Harmeyer vom Physiologischen Institut der Tierärztlichen Hochschule Hannover, LAH – Tagung “ Neue Aspekte bei der Ernährung hochleistender Tiere“ am 19.03.98 in Münster

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