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Der Kleine Fuchsbandwurm – Infektionsrisiko Katze

(aho) In Europa wird seit einigen Jahren zunehmend über die Bedrohung der menschlichen Gesundheit durch den „Kleinen Fuchsbandwurm“ (Echinococcus multilocularis) diskutiert. Er wird regelmäßig in Belgien, Luxemburg, Frankreich, Schweiz, Liechtenstein, Österreich, Deutschland, Polen und Tschechien nachgewiesen (1). E. multilocularis gehört mit einer Länge von 1 – 4 mm zu den kleinsten Bandwürmern und kommt vorwiegend beim Fuchs, aber auch bei Hunden und Katzen vor. Die Infektion der Endwirte erfolgt über den Verzehr von Zwischenwirten, die Larvenstadien (Metazestoden) des Bandwurmes enthalten. Als Zwischenwirte sind insbesondere Schermäuse, Feldmäuse oder andere Kleinsäuger von Bedeutung. Etwa 26 -37 Tage nach einer Infektion sind in Kotproben der befallen Tiere erstmals Proglottiden (Bandwurmglieder), respektive Eier nachzuweisen (6).

Man kann davon ausgehen, daß ca. 30% der Füchse in Bayern vom Kleinen Fuchsbandwurm befallen sind, wobei die Befallsrate regional schwanken kann. Befallene Tiere scheiden Bandwurmeier aus, an denen sich Menschen infizieren können. Gefährlich wird der Parasit dadurch, dass die Larven über den Blutstrom in die Leber gelangen und dann mit infiltrativer Ausbreitung den Charakter eines bösartigen Tumors aufweisen. Aufgrund der Struktur der gebildeten Zysten spricht man von einer alveolären Echinokokkose. Ferner tritt in seltenen Fällen auch eine spontane Metastasierung in andere Organe (Gehirn, Lunge, Knochen) auf.

Offensichtlich besteht auch bei Hauskatzen ein reales Infektionsrisiko für den Menschen. Schon im Jahre 1989 konnte E. multilocularis als Parasit im Darm eine französischen Katze. Dabei erscheint es nicht zwingend, dass Hauskatzen infizierte Mäuse aus „der freien Natur“ fressen. Bei einer Hausmaus wurde 1990 eine alveolären Echinokokkose diagnostiziert. Im gleichen Haus lebten drei Menschen, die ebenfalls an einer alveolären Echinokokkose litten (5).

Französische Wissenschaftler berichten jetzt in einer aktuellen Veröffentlichung über ihre Untersuchungen an 81 Hauskatzen. Bei drei Katzen konnte Echinococcus multilocularis nachgewiesen werden (2).

Obwohl das Risiko für den Mensch recht gering ist, sind doch die gesundheitlichen Folgen für einen infizierten Menschen dramatisch. In unbehandelten Fällen ist mit einer kumulativen Mortalität von >90% über 10 Jahre zu rechnen (6). Es sollte deshalb Katzen, die „Freigang“ oder Kontakt zu Hausmäusen haben, auch gegen E. multilocularis behandelt werden. Der Wirkstoff Praziquantel ist hochwirksam (3) und kann per Injektion, peroral und als Spot – on – Formulierung verabreicht werden. Die Behandlung ist für Katzen wenig belastend.

(1) Eckert J: Epidemiology of Echinococcus multilocularis and E. granulosus in central Europe. Parassitologia 1997 Dec;39(4):337-44

(2) A.F. Petavy, F. Tenora, S. Deblock, V. Sergent: Echinococcus multilocularis in domestic cats in France A potential risk factor for alveolar hydatid disease contamination in humans Veterinary Parasitology Vol. 87 (2-3) pp. 151-156 (2000)

(3) Andersen FL, Crellin JR, Cox DD: Efficacy of praziquantel against immature Echinococcus multilocularis in dogs and cats. Am J Vet Res 1981 Nov;42(11):1978-9

(4) Deblock S, Prost C, Walbaum S, Petavy AF: Echinococcus multilocularis: a rare cestode of the domestic cat in France. Int J Parasitol 1989 Sep;19(6):687-8

(5) Petavy AF, Deblock S, Walbaum S: The house mouse: a potential intermediate host for Echinococcus multilocularis in France. Trans R Soc Trop Med Hyg 1990 Jul-Aug;84(4):571-2

(6) IKMI- Info August 1994 (94/8)

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