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Schildkrötenhandel in Asien rottet Arten aus

(iwd) Berlin/Bonn, 2. März 2000: Die Menge, in der Land- und Süßwasserschildkröten in Südostasien gehandelt werden, wird in Tonnen pro Tag gemessen. Mit Flugzeugen, Kühlschiffen und Lastwagen werden die ostasiatischen Märkte aus immer größeren Entfernungen mit den begehrten Reptilien versorgt. Die Zahl der buchstäblich leer gefangenen Regionen steigt. Experten schlagen Alarm, dass viele der insgesamt 93 betroffenen Arten schon in wenigen Jahren aussterben könnten, wenn der Handel nicht kontrolliert wird. Das Bundesamt für Naturschutz will diesen Artenschwund stoppen. Die Notwendigkeit für umfassende Schutzmaßnahmen südostasiatischer Schildkröten bestätigte jetzt ein internationaler Expertenworkshop in Kambodscha, der mit Unterstützung des Bundesamtes für Naturschutz (BfN)ermöglicht wurde. 40 Fachleute aus Pakistan bis Papua Neuguinea zogen ein erschreckendes Fazit: Der Bedarf an Schildkröten als teuer bezahltes Nahrungsmittel oder in der traditionellen chinesischen Medizin hat kaum vorstellbare Maße angenommen. Keine der südostasiatischen Arten bleibt von den Fangaktivitäten verschont, und zwei Drittel dieser Arten sind bereits jetzt schon nachweislich im Bestand bedroht. Allein nach Hong-kong, eine der wichtigsten Drehscheiben im internationalen Schildkrötenhandel, werden pro Tag über 30 Tonnen der Tiere importiert.

„Diesem Ausverkauf der Natur muss durch strengere Vorschriften und wirksame Kontrollmaßnahmen ein Riegel vorgeschoben werden“, sagte der Präsident des Bundesamtes für Naturschutz, Prof. Dr. Hartmut Vogtmann. „Außerdem unterstützen wir bereits laufende Bemühungen, gezüchtete Schildkröten als Nahrungsmittel und alternative pflanzliche Wirkstoffe in der traditionellen chinesischen Medizin zu nutzen.“

Nicht zuletzt angesichts dieser Erkenntnisse wird Deutschland bei der nächsten Vertragstaatenkonferenz des Washingtoner Artenschutzübereinkommens (WA) im April dieses Jahres in Nairobi den Schildkrötenhandel zu einem zentralen Thema machen. Die Mitgliedstaaten des WA werden aufgefordert, den von Deutschland vorgelegten Maßnahmen zur Erhaltung dieser Reptilien in Südostasien zuzustimmen und die besonders gefährdeten Scharnierschildkröten sofort unter Schutz zu stellen.

Vogtmann weiter: „Diese Initiative verstehen wir auch als einen fachlichen Beitrag, die WA-Mitgliedstaaten angesichts der alles bestimmenden politischen Diskussionen um Elefanten und Wale auf nicht minder drängende Artenschutzprobleme in dieser Welt aufmerksam zu machen.“

Informationsdienst Wissenschaft (idw) – Pressemitteilung Bundesamt für Naturschutz, 02.03.2000

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